Elitär und stolz darauf – warum es mit den anderen Pferdemenschen nicht klappt

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Rennsport hat den Ruf elitär und pferdeunfreundlich zu sein. Pferdeunfreundlich würde ich jetzt nicht unterschreiben, ist aber heute gar nicht unser Thema. Denn elitär ist schon ein Stichwort, das wir uns mal ansehen müssen. „Nein!“, weisen wir alle empört von uns! Da ist ja gar nichts elitär. Doch, doch das sind wir schon. Wir tun nur so, als ob das nicht so wäre. Wir sind der Volkssport und so! Binden aber trotzdem jedem bei passender Gelegenheit auf die Nase, wie niedlich denn in deren Sport die Decktaxen sind. Haha, 500 Euro? Wie putzig. Da kriegst ja nicht mal nen halben Hengsthuf für! Und so ein bisschen sind wir natürlich auch stolz drauf. Auch wenn 80% der Leute, die mit solchen Erzählungen ums Eck kommen, noch nie ein Rennpferd besessen, geschweige denn eins gezüchtet haben. Aber jupp – im Rennsport isses teurer. Will ich nicht bestreiten. Ich lächle auch immer müde, wenn die mit 5.000€ für Totilas ums Eck kommen. Aber die haben eben dann auch nur ein Tässchen voll Sperma.
Auch sonst geben wir uns nicht sonderlich offenherzig. Kommt also eine junge Frau, die vielleicht ihren ersten Renner ihr eigen nennt, in eine Gruppe und liest so ein bisschen mit, wird die uninformierte irgendwann fragen: „Ja, aber müssen denn die Jockeys die ganze Zeit draufhauen?“
Es weiß halt nicht jeder alles. Und da unsere Galopper nach wie vor zu billig verscherbelt werden, müssen wir alle damit leben, dass nach dem Sport auch vollkommen blauäugige Käufer auftreten, die Rennsport nur aus PeTA Videos kennen. Ja, das ist scheiße. Scheiße sind übrigens auch folgende Antworten an eine solche Person:
„Boah, bist du dumm, meinst du, die schlagen die ganze Zeit drauf?“
„Geh mit den Barbies spielen, du Wendy, das sind Leistungssportler!“
„Keine Ahnung, aber Fresse aufreißen!“
„Klar, die schlagen die das ganze Rennen lang, sonst laufen die ja nicht.“
Und lehnt euch jetzt nicht empört zurück! Ihr habt sie ALLE schon mal gegeben. Natürlich ist es immer eine Sache, welchen Ton der Fragende nutzt – nur sind die halt nicht alle frech wie Graf Rotz. Es tut niemandem weh, die Frage nett zu beantworten. Klar, niemand von uns ist das offizielle Sprachrohr des deutschen Galopprennsports. Aber wenn man will, dass der Rennsport in besserem Licht dasteht, dann überlegt man sich doch dreimal, was man den Leuten an den Kopf wirft. Ja, ich habe auch Spaß an Diskussionen mit militanten PeTA Jüngern und mache mich auch gerne über sie lustig. Keine Ahnung, aber ganz viel Meinung. Ich beachte trotzdem, dass ich Tatsachen richtigstelle. Und wenn einfach nur ein junges Mädchen irgendwo herumfragt… dann antwortet doch einfach ganz normal. Das täte uns allen gut.
Denn sonst sind wir wieder beim elitären Sport. Dabei haben wir doch selbst oft außerhalb unserer Galopperblase von nichts eine Ahnung. Oder wisst ihr Galopperleute alle, wie eine Reining Prüfung beurteilt wird? Ne, wa? Ich auch nicht. Die Westernleute pampen einen aber auch nicht permanent an, wenn man in einer Westernrunde fragt: „Ja, aber so eine Reining, ist das denn gesund für die Pferdebeine?“
Wir möchten doch, dass neue Pferdemenschen sich für unseren Sport interessieren. Sich an Pferderennen und den Gestalten dort erfreuen. Wir möchten volle Bahnen, volle Kassen und volle Presse. Da können wir doch wenigstens ein Bisschen dazu beitragen, indem wir nicht per se schon mal jeden Scheiße finden, der keine Ahnung vom Rennsport hat und dann eine Frage stellt. Es gibt eigentlich eh keine dummen Fragen.
Wie viele Leute wissen denn überhaupt noch, dass es in Deutschland Rennbahnen gibt? Ich reite, seit ich sieben bin. Hauptsache Pferde – ich habe alles „konsumiert“ was ich zum Thema Pferd finden konnte. Wann habe ich erfahren, dass es Rennbahnen in Deutschland gibt? Mit 20! Als ich in die Lehre ging! Das ist schon irgendwo bitter. Nichts bekam man davon mit. Überhaupt nichts. Fachzeitschriften schwiegen das Thema tot, im Fernsehen gab es nichts zu sehen und wenn, dann nur nachts. Jetzt haben wir das Internet und können viel mehr Leute aufmerksam machen als es früher der Fall war (und früher – ja, da brauchte man es nicht, als noch Acatenango lief…)
Nutzen wir das doch einfach, statt hinter einem hochmütigen Lächeln unser Wissen zu verbergen. Und bloß nicht vergessen, auf die anderen Reitweisen zu zeigen. Das macht immer einen richtig guten Eindruck! Nicht!

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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