Der 4-jährige Soldier Hollow Stute kam im Sommer als Reha-Pferd und Großbaustelle zu mir. Bei dem filigranen und kernigen Pferd war in der Hufpflege einiges schief gegangen. Sie stand viel zu flach und der komplette Bewegungsapparat war schmerzhaft. Die sandigen Böden in der Lüneburger Heide sind natürlich ein dankbares Pflaster, um solche Patienten zu kurieren.
Als erste Maßnahme nach ihrer Ankunft wurden die Füße geröngt, ob die flache Stellung Schäden am Bewegungsapparat verursacht hatte – zum Glück war das nicht der Fall. Als nächstes kamen die Eisen runter und die Zehe wurde so weit gekürzt, dass sie nicht mehr watscheln, sondern normal laufen konnte. Am nächsten Tag verpasste ihr dann ein blütererfahrener Hufschmied einen neuen Satz Schuhe.
Die Kombination aus wenig „Material“ am Huf, einer schlechten Stellung und sehr schlechter Hornqualität machte die ersten Wochen nicht wirklich lustig. Feline ging mit der Herde mehrere Stunden am Tag auf eine große Koppel, wo natürlich auch getrabt und galoppiert wurde. Ständig verlor sie Eisen und riss sich in dem Zuge gerne noch Stücke vom Huf mit ab.
Ein paar Tests waren nötig: Mit Alueisen ganz ohne Überstand, Panzertape, Hufglocken und regelmäßigem Nachziehen der Nägel (des Eisens) blieben die Eisen letztendlich drauf. Zum Glück machte sich der viele Freigang (= Durchblutungsfördernd. Verbessert die Hornqualität) und das hochprozentige Zusatzfutter (Kerabol von Equistro) zügig bezahlt und die Hufe wurden von Monat zu Monat merklich besser.
Mit den Hufen kam der Appetit und mit dem Appetit kam die Muskulatur. Aus der schüchternen Stute mit Entenfüßen und dürrem Hirschhals wird immer mehr eine selbstbewusste Lady mit Wow-Faktor. Eine Lady, die auch ganz schön kratzbürstig werden kann und sich derzeit in der Herdenhierarchie nach oben arbeitet. Pubertät lässt grüßen.
Bei der Arbeit erinnert Feline an ein Reh, das mit erhobenem Kopf und gespitzen Ohren die Umwelt im Blick hat. Die Stute ist elektrisch und flink. Und doch ließ sie sich nach der Trainingspause völlig unkompliziert wieder antrainieren. Man merkt auch, das sie irgendwann und irgendwo Grundzüge einer Dressur-Ausbildung genossen hat. Nach kurzen Diskussionen ließ sie den Hals ins Vorwärts-Abwärts fallen. Sie kann die Dehnungshaltung noch nicht lange halten. Doch das ist für ein Reitpferd mit 4 Jahren legitim.
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Maus weiter entwickelt. Die Baustellen sind auskuriert. Nun beginnt die schlichte Fleißarbeit der Ausbildung.