Frisch ins neue Jahr

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Bald kommt sie wieder, die Zeit, in der die Rennpferde aus den Gestüten zurückkehren, wo sie auftanken sollen. Plötzlich stehen da wieder 10 fusselige Jungpferde, die ihr Winterfell nicht abwerfen wollen und auch sonst paar Sachen im Gestüt vergessen haben. Die guten Manieren zum Beispiel. Oder sämtlichen Ablauf im Rennstall. Ja, echt – ich glaube, manche Gestütsmitarbeiter setzen die Pferde heimlich auf Werkseinstellungen zurück. Die stehen dann da immer auf der Hängerrampe, als hätten sie das alles noch nie gesehen. Auch gestandene Exemplare, die durchaus schon zwei Jahre im Rennstall sind. Huch? Was ist das hier? Wo haben die mich hingefahren? Gerade war ich noch auf meinem schönen Winterpaddock und habe mir Möhrchen füttern lassen.
Das ist übrigens der zweite Punkt: Manche kommen speckefett wieder, sodass der besorgte Trainer schon anruft, ob man vergessen hat ihm zu sagen, dass die Stute gedeckt wurde. Nein, nein, die ist nur gut genährt. Außerdem… ist das nicht ein Hengst?
Nun denn, wir sind ja hier um zu arbeiten. Kennt das Rennpferd auf Urlaub nicht zwingend mehr. Morgens wird gefüttert, dann kommt jemand zum Misten und das Theater fängt an. Wir stören nämlich den Tagesablauf. So richtig und in echt. Empörung macht sich breit. Nicht mal das Halfter will man sich anlegen lassen, weil man nämlich die letzten Wochen so total ostwindfrei gelebt hat. (Rufen besorgte Arbeitsreiter aber im Gestüt an, versichern die, dass dieses Pferd sehr wohl gehalftert wurde und auch nichts Schlimmes dabei passiert ist).
Pferd ist sich da nicht so sicher. Ebenso ist der Sattel plötzlich ein fremdes Wesen, das sich auf gar keinen Fall auf seinem Rücken befinden darf. Erst auf dem Trabring fällt dem Gestütsurlauber ein: Moment, das kenn ich, wir laufen hier schnell. Juchhu! Und das fällt ihm so gut ein, weil er nämlich zunächst gar nicht mit den anderen cantern darf. Denn man kann ja schlecht das noch nicht antrainierte Pferd mit den anderen rausjagen. Kontraproduktiv. Leider sieht das Pferd es dann völlig anders. Geht überhaupt gar nicht, dass die anderen Kinder schnell gehen dürfen, während er selbst auf dem langweiligen Trabring bleibt. Daher wird der Trabring spätestens ab Tag 2 aufgepeppt. Mit Rodeo, Blitzsstarts und anderen Kopfflusen. Aliensichtungen nehmen in diesen Tagen auch zu. Nein, nein! Erst kannten wir alles nicht und jetzt kennen wir plötzlich alles und bekommen nicht alles!
So geht das nicht, das Gewerkschaftsrennpferd ruft zum Streik aus. Wenn es dann endlich mit auf die Bahn darf, dann erinnert es sich an sein Grundtempo. Dooferweise soll es das aber gar nicht gehen. Wir sind ja hier beim Antrainieren und nicht auf der Überholspur. Am ersten Tag wird ungefähr drei Meter gekämpft, dann merkt das Rennpferd auch: Die Puste fehlt. Fortan hat man also das beste Lot des Tages. Ein Rennpferd, das merkt: Ich kann noch nicht wieder Vollgas geben, mein Speck ist zu schwer und mir geht die Pumpe. Nach ungefähr drölf Wochen hat man allerdings ein Rennpferd, dass wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, und dazu genervt vom Winterfell, ist. Und das wird dann wieder unschön. Und wie quengelig die nicht ausgelasteten Zicken dann beim Trockenreiten sind. Manche beißen in den Hintern des Vordermanns, andere suchen sich eine Ecke zum Springen (als wären wir hier bei den Dressurzauseln…) und entertainen ein ganzes Lot. Man macht sich so richtig beliebt, wenn man mit einem solchen Pferd zwischen den Rennpferden, die ganz normal im Training stehen, herumreitet.
Es verwundert also nicht, wenn die Arbeitsreiter am Tag des Fellwechsels und dem Ende des Antrainierens einen Wodka köpfen. Ach, was sage ich: Drei Wodka! Und ne Flasche Sekt noch dazu. Juchhu! Endlich kein nörgeliges Lot mehr mit unangenehmen Überraschungen. Na, ja… bis zum nächsten Winter zumindest…

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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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