Als Tochter des Hamburger Rennbahnarztes und Rennpferdebesitzers Dr. Peter Wind bekam sie den Galopprennsport in die Wiege gelegt. Doch Catharina Winds Herz schlägt selbst so richtig für den Turf als Vizepräsidentin der Jungen Besitzervereinigung und als Mitglied des Jungen Vorstandes des Hamburger Renn-Clubs.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog berichtet Catharina Wind über ihr Leben und ihre vielfältigen Pläne im Turf.
„Wenn ich Leuten davon erzähle, dass ich mich beim Pferderennen engagiere, dann kommt in 90 % der Fälle die Frage auf, ob ich auch reiten würde. Wenn ich heute darüber nachdenke, warum ich im Galopprennsport aktiv bin, aber nicht selber reite, dann liegt die Antwort mit Sicherheit bei meinem Vater: Dr. Peter Wind, seit über 30 Jahren Rennbahnarzt in Hamburg. Zunächst im Einsatz auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld und dann auch auf der Galopprennbahn in Horn. Forciert haben meine Eltern nie, dass meine Schwester und ich „Reitermädels“ werden, obwohl Hamburg eine absolute Pferdestadt ist. Stattdessen habe ich Hockey gespielt und den ein oder anderen Ball an den Körper und Schläger an den Kiefer bekommen.
Meine Schwester Theresa und ich wurden von unseren Eltern schon immer mit auf die Rennbahnen in ganz Deutschland geschleppt. In ganz besonders schöner Erinnerung sind die Familienausflüge nach Bad Harzburg geblieben. Auch heute noch fühlen sich die Reisen zu den Renntagen und Meetings in ganz Deutschland wie eine Art Familientreffen an, selbst wenn wir ohne Mama und Papa unterwegs sind. Über den Sport sind tolle Freundschaften entstanden, die man sicherlich anderswo hätte lange suchen mussen.
Mein erstes Derby habe ich noch im Bauch meiner Mutter Tatjana erlebt, die es sich auch hochschwanger im Sommer 1989 nicht hat nehmen lassen, auf die Rennbahn Hamburg zu kommen. Damals hieß der Derby-Sieger Mondrian, Trainer war unser guter Freund Uwe Stoltefuß, bei dem wir bis zu seinem zu frühen Tod alle Pferde aus dem Stall Winterhude trainieren ließen. Als Kind auf der Rennbahn in Hamburg habe ich immer noch ganz besonders schöne Erinnerungen an das tolle Kinderzelt und die netten Betreuerinnen vor Ort. Auch der heute nicht mehr existierende Derby Club und das nicht abreißende Angebot an Wiener Würstchen, Abraham Schinkenbroten und Eis im Zelt waren natürlich ein Traum. Auch wenn ich noch klein war, die goldenen Zeiten haben sich definitiv eingebrannt. Genervt war ich hingegen davon, dass meine Eltern nach den Rennen immer mit dem Trainer am Bierstand versackten… heute findet man mich selber dort!
Nach dem Abitur 2009 hat es mich zunächst für ein Studium der Rechtswissenschaften nach Tübingen gezogen. Nach ein paar Semestern habe ich mich jedoch dazu entschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen und Jura nur noch im Nebenfach und mit dem Fokus auf Medienrecht zu belegen. Im Hauptfach studierte ich dann Amerikanistik (Abschluss Bachelor of Arts). Während meiner Studienzeit im Süden habe ich wenig Zeit in Hamburg verbracht und somit auch wenig vom Galopprennsport mitbekommen. Das war auch der Punkt, an dem mir das erste Mal auffiel, dass Hamburg kaum Präsenz im Internet hatte. Ohne Konto bei einem Wettanbieter konnte ich lange auf Informationen zum Ausgang des Derbys warten.
Meine erste „Rückkehr“ nach Horn habe ich dem Ehepaar Darboven zu verdanken. Auf der alljährlichen Weihnachtskarte der Familie Wind sind regelmäßig meine Schwester und ich abgebildet, und der Vizepräsident des Hamburger Renn-Clubs und seine Frau waren gerade auf der Suche nach neuen Hostessen für das Meeting in Hamburg. Somit fingen Theresa und ich 2011 gemeinsam an, für den Hamburger Renn-Club zu arbeiten. Ich bin aufgrund meines Studiums nur zwei Jahre dabei geblieben. Theresa, die in Hamburg eine Schauspielausbildung absolviert hat, ist allerdings bis heute Siegerehrungshostess in Hamburg.
Für meinen Master of Arts in Amerikanischer Kultur und Literaturwissenschaft hat es mich im September 2015 wieder nach Hamburg verschlagen. Während des Meetings im Sommer 2015 hatten Timo Gubernatis und meine Mutter mit dem sogenannten „Instagram Rahmen“ das Thema Social Media ins Rollen gebracht. Zurück in Hamburg habe ich das Thema aufgenommen, weil ich einfach nicht fassen konnte, wieviel wir dadurch verpassten, dass wir uns vorher überhaupt nicht richtig damit beschäftigt haben. Ich wollte das erstmal machen, bis man jemanden finden würde, der das professionell ausüben könne.
Nach einer Informationsveranstaltung im Direktorium zum Thema Social Media folgte ein weiteres Treffen in Köln, diesmal zum Thema „Nachwuchs im Rennsport“. Initiiert wurde das ganze durch die Besitzervereinigung und im Speziellen durch Manfred Ostermann. Das war die Geburtsstunde der Jungen Besitzervereinigung, die sich dann offiziell beim Sales und Racing Festival 2016 in Baden-Baden gründete. Marc Daßbach vom Gestüt Etzean wurde zum Präsidenten gewählt, und ich durfte mit großer Freude den Posten der Vize-Präsidentin übernehmen.
Motiviert von diesem Konzept kam es beim Weihnachtsmarktbesuch nach ein paar Bechern Glühwein mit meiner jetzigen Vorstandskollegin Nele Marie Herbold zur Weltidee: der Hamburger Renn-Club braucht einen Jungen Vorstand! Nun mussten wir nur noch ein paar Mittäter finden, die genauso wie wir an der Veranstaltung in Hamburg hängen und mit großem Bedauern die Rückläufigkeit des Sports beobachteten. Diese haben sich schnell gefunden. Form und fristgerecht reichte Nele den Antrag auf Satzungsänderung vor der Jahreshauptversammlung im Mai 2017 ein. Fast ohne Zwischenfälle nahmen unsere Mitglieder den Antrag an. Nun hatten wir ein Jahr Zeit, uns zu definieren, Ziele zu setzen und auch schon kleinere Projekte umzusetzen. Bei der letzten Versammlung des Renn-Clubs im Mai 2018 wurden Nele Marie Herbold, Timo Gubernatis, Patrick Heinsen, Jackie Leve, Moritz Becher und meine Wenigkeit einstimmig gewählt. Als Vorsitzende des Jungen Vorstands wurde ich zudem in den Beisitz des „normalen“ Vorstands gewählt.
Einer der größten Erfolge für mich im Rennsport ist bis heute die Integration eines Jungen Vorstands beim Hamburger Renn-Club. Dadurch schlagen wir die Brücke von neuen, jungen Ideen und Impulsen zu der Traditionsveranstaltung, die das Derby-Meeting in Hamburg und auch im gesamten Rennkalender verkörpert. Besonders glücklich bin ich über den Rückhalt, den wir von so vielen aus dem direkten Umfeld des Renn-Clubs, aber auch in der gesamten Szene erhalten. Ich bin davon überzeugt, dass wir nur zusammen diesen schönen Sport aufrecht erhalten können. Deshalb veranstaltet der Junge Vorstand zusammen mit der Jungen Besitzervereinigung und der German Racing Next Generation in diesem Jahr zum ersten Mal den Young Turf Day in Hamburg. Wir wollen den Tag gemeinsam auf der Rennbahn verbringen und natürlich gebührend ausklingen lassen – vielleicht sogar ein bisschen so wie zu goldenen Zeiten!“
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