Seine Stimme klingt nicht nur wohltuend, sie ist auch den meisten Turffreunden bekannt. Schon von seinen versierten Frankreich- und England-Kommentaren, aber auch seit einigen Jahren als die Stimme auf der Galopprennbahn Düsseldorf, der nichts entgeht. Doch wer ist der Wahl-Düsseldorfer (seit 2014) Christoph Barluschke (49)?
Exklusiv im Galopp+Insider von RaceBets berichtet der Rennkommentator über seinen Werdegang und gibt dabei auch einige lustige Anekdoten preis. Natürlich ist er auch am Sonntag wieder bei der Veranstaltung in Düsseldorf am Mikrofon.
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Sonntags-Renntag in Düsseldorf
„Meine Begeisterung für Pferderennen ist früh entstanden. Als gebürtiger Dortmunder wuchs ich nahe der Dortmunder Galopprennbahn in der Gartenstadt auf. Das ist quasi um die Ecke. Ich war, glaube ich 11 oder 12, als ich zum ersten Mal dort war. Nach Errichtung der Allwetterbahn dort habe ich kaum einen Renntag zwischen 1981 und 1990 verpasst. Dort wurde ich auch Fan von Manfred Chapman, der ja dort kommentierte. Vor vielen Jahren haben wir uns dann endlich persönlich kennengelernt. Er war es auch, der mich 2012, als er aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr kommentieren konnte, für Düsseldorf empfohlen hat.
Eigentlich interessierte ich mich immer schon neben den Rennen selbst für den Rennkommentar. Es war beim Buchmacher in Dortmund, als die Liveübertragungen der Rennen aus England noch in den Kinderschuhen steckten. Dort gab es keine Bilder, wohl aber irgendwann den englischen Rennkommentar als Audio Stream. Da doch viele Kunden in der Wettannahme des Englischen nicht so mächtig waren, sprach ich so eine Art Rennkommentar als Simultandolmetscher für die, die gewettet hatten. Das hatte sich dann mit den Bild- und Tonübertragungen aus England erledigt.
In der Wettannahme entstand aber letztlich die Verbindung zu meinen späteren Kollegen in England. Irgendwann als es den deutschsprachigen Service für die englischen Rennen schon eine Weile gab, war ein Teil der Kommentatoren beim Buchmacher zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Dort kam der erste Kontakt zustande. Das war so etwa Anfang der 2000er. Im Jahr 2003 war ich zum ersten Mal beim englischen Guineas-Meeting in Newmarket zu Gast. Diese Gelegenheit nutzte ich zu einem Besuch im Studio in London. In den folgenden Jahren war dieser Besuch im Studio dann bereits obligatorisch, die Kollegen wären schon enttäuscht gewesen, hätte ich nicht vorbeigeschaut. 2006 erwähnte ich dann in einem Gespräch eher beiläufig, dass ich durchaus Interesse am Kommentieren hätte. Falls also mal ein Freelancer-Platz frei werden sollte, würde ich es gerne mal versuchen. Ein knappes Jahr später kam dann der Anruf, und so kam ich zum Team.
Der 26. Juli 2007, ein Donnerstag, war der Startschuss in meine Tätigkeit als Rennkommentator. Mein erstes Rennen am Mikrofon gewann die dreijährige Stute Gib, trainiert von Barry Hills und geritten von Chris Catlin in Bath. Ich saß doch einigermaßen nervös im Studio von SIS (Satellite Information Services) in London als sich die Boxen öffneten, hatte ich doch ein paar Minuten zuvor lediglich ein paar Rennen im Nebenstudio geprobt. An diesem Tag kommentierte ich noch weitere zehn Rennen. In den nächsten fünf Jahren kamen bis zum Ende des deutschen Service für die englischen Rennen viele als Freelancer hinzu. Insgesamt verbrachte ich fast 1¾ Jahre in London.
Zu dieser Zeit arbeitete ich hauptberuflich als Haustechniker im öffentlichen Dienst an der Fernuniversität in Hagen. Dort war ich unter anderem für die Veranstaltungstechnik in den Seminarräumen verantwortlich. Auch der Bereich Umzugsmanagement gehörte zu meinem Aufgabenfeld, plus viele weitere Bereiche. Eine interessante, aber auch zeitintensive Arbeit. Da ich in England zunächst nur an Wochenenden eingesetzt wurde, funktionierte dieses „zweigleisig fahren“ zunächst ganz gut. Dann allerdings bekam ich einen Anruf mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, auch Rennen aus Frankreich auf Deutsch zu kommentieren. Das konnte ich mir sehr gut vorstellen, und so kam es, dass ich mit dem französischen Derby-Tag 2008 auch im Frankreich-Stream bei den Buchmachern zu hören war. Das nächste Dreivierteljahr war dann allerdings ziemlich anstrengend. Tagsüber an der Uni, abends teilweise die französischen Abendrennen kommentiert, und das Wochenende in London mit den englischen Rennen verbracht. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Deshalb entschloss ich mich im Frühjahr 2009, der Fernuniversität in Hagen nach knapp elf Jahren auf dem Campus den Rücken zu kehren und nur noch als Rennkommentator zu arbeiten.
Im Juni 2012 kam dann die, für alle enttäuschende Nachricht, dass der deutsche Service für die englischen Rennen eingestellt wird. Zwei Monate später ergab sich dann aber die Möglichkeit, Rennkommentator in Düsseldorf zu werden. Auf der Grafenberger Rennbahn arbeite ich seit nunmehr fünf Jahren. Eine phantastische Naturbahn mit einmaliger Lage und vor allem den Top-Jahrgangsrennen für die dreijährigen Stuten (1.000 Guineas und dem Preis der Diana).
Seit 2014 sind wir mit unserer Truppe des deutschsprachigen Frankreich-Service im Gebäude des französischen Equidia-Fernsehsenders untergebracht. Vorher hatten wir unser Studio in Deutschland. Als Studioleitung dort erarbeite ich u.a. den Dienstplan für die insgesamt neun Kommentatoren und arbeite selbst im Durchschnitt 15 Tage pro Monat im Studio in Paris. Highlights der Studioarbeit im Frankreich-Stream waren zweifellos die Siege im Prix de l’Arc de Triomphe von Danedream 2011 und Sea the Stars 2009. Die Chance, einen deutschen Sieger im Pariser Prestigerennen zu kommentieren, hat man, wenn man den zeitlichen Abstand zwischen Star Appeal 1975 und Danedream 2011 heranzieht wohl eher selten. Sea the Stars hatte ich ja zu Beginn des Jahres 2009 noch live in den englischen 2.000 Guineas gesehen. Dort hat mir der Hengst schon ungemein gut gefallen. Nun startete er als heißer Favorit im Arc, nachdem er in seiner Dreijährigen-Saison nach den Guineas weitere vier Gruppe I-Rennen gewonnen hatte. Die Souveränität, mit der er dann den Arc gewann, hat mir aber damals sehr imponiert. Überhaupt war die Kombination Sea the Stars und Jockey Mick Kinane maßgeschneidert. Bis heute sind diese beiden mein Lieblingsteam.
Neben Düsseldorf war ich auch zweimal (2014/2015) als Kommentator beim Handwerkerrenntag in Frankfurt, und im Dezember des letzten Jahres auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen engagiert. Da wir ja im Jahresverlauf viele tausend Rennen der Traber in Frankreich kommentieren, ist mir der Trabrennsport nicht fremd. Ganz im Gegenteil, das Highlight der französischen Trabsaison, den Prix d’Amerique, kommentiere ich seit 2009 ununterbrochen für die deutschen Buchmacher.
Manche Pferdebesitzer sind bei der Namensfindung Ihrer Schützlinge sehr erfinderisch. So gibt es in Frankreich eine Stute namens Taka Takata Kataka. Das erste Finish mit Ihr endete in einer Art Stotteranfall. Ich bekam weder Ihren Namen, noch den der anderen Teilnehmer im Endkampf vernünftig ausgesprochen. Da haben sich die Zuhörer köstlich amüsiert. Bei mir hieß Sie dann in Ihrem zweiten Rennen „Außen kommt die 6 in die Partie“ (lacht).
Die verrückteste Geschichte ist mir in Düsseldorf passiert. Da setzte sich mitten im Rennen eine Wespe auf meine linke Wange. Ich strich sie also vorsichtig nach hinten weg. Dummerweise mit Ihr auch mein Headset, welches anschließend in meinem Rücken baumelte. Ein paar Sekunden später war ich wieder sortiert, und es konnte weitergehen. Einige Zuschauer schauten natürlich verwundert, warum ich zwischendrin nichts mehr sagte, aber der Vorfall war ja schnell erklärt und ist für alle Beteiligten glimpflich ausgegangen.
In der Rennvorbereitung ist es wichtig, dass man die Rennfarben und den entsprechenden Namen des Pferdes auswendig kennt. Zeit etwas nachzuschauen, hat man im Rennen eigentlich nicht. Im Rennkommentar muss ich in Düsseldorf zwischen Fernglas und Monitorbild wechseln, denn am Ende der Gegenseite in der Kastanienallee nehmen mir Büsche und Bäume für etwa 150 Meter die Sicht auf das Renngeschehen. Ein bis zwei Tage vorher präge ich mir anhand des Rennprogramms alles ein. Hier kommt mir mein fotographisches Gedächtnis entgegen. Am Renntag selbst muss man natürlich schauen, welche Änderungen es im Rennen gibt. Kappenfarbe z. B. bei zwei Startern eines Besitzers, usw.
Nach mittlerweile zehn Jahren Rennen kommentieren ist meine Begeisterung für den Sport ungebrochen. Das versuche ich auch im Kommentar für das Publikum herüberzubringen.
In meiner Freizeit versuche ich, wenn es die Zeit erlaubt, Rennbahnen zu besuchen. Besonders einige Rennbahnen, die wir in Frankreich kommentieren, stehen da noch auf der Liste. Denn es ist doch etwas anderes, wenn man Rennen spricht und die Besonderheiten einer Bahn kennt. Das gilt für Galopp-, Hindernis- und Trabrennen gleichermaßen. Auch fahre ich gerne in den Urlaub, um dort mal richtig abzuschalten, zu lesen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Das kann dann auch durchaus mal ein Kurzwochenende in Holland oder woanders sein. Wenn es ansonsten möglich ist, fahre ich auch gerne mal eine 35 Kilometer-Runde mit dem Fahrrad um den Rhein.“
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