Top-Arbeit wird nicht nur in den Großquartieren des deutschen Galopprennsports geleistet, sondern auch in den kleineren, vielfach ländlichen Betrieben. Zu diesen gehört der Stall von Elisabeth und Rudi Storp in Beelen in Westfalen. Vor allem bei den Meetings sind die Storps immer wieder besonders erfolgreich, 20 Rennen gewann beide als Trainer zusammen in 2017.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog berichtet Elisabeth Storp (52) über ihre Karriere.
„Mit Pferden, geschweige Rennpferden, hatte meine Familie nie etwas zu tun. Ich komme von einem kleinen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb in Sassenberg: ein paar Kühe und Schweine, aber keine Pferde! Meine ältere Schwester und mein jüngerer Bruder hatten mit Pferden nichts am Hut, ich hingegen fand sie immer schon einfach nur schön. Mit Voltigieren und einigen Reitstunden, die ich mir gewünscht hatte, wollte ich so nah wie möglich an diesen Tieren sein (ein eigenes Pferd war nicht möglich!). Aber schon nach kurzer Zeit fand ich das Reiten auf den Schulpferden zu langweilig und hörte damit auf.
Wie es der Zufall wollte, bat zu dem Zeitpunkt ein Nachbar meinen Vater, er möge doch von so einem Pferdehof, nicht weit weg von uns, ein Fuder Heu abzuholen: Das wäre nicht gut genug für die Pferde dort, wohl aber für unsere Rindviecher. Gesagt, getan. Als mein Vater das Heu abholte, fragt er den Herrn auf dem Hof, ob seine „pferdebekloppte“ Tochter (ich), mal vorbeikommen dürfte, um mal mitzuhelfen. „Na klar“, sagte der Mann, sie soll einfach mal kommen! Dieser Pferdehof war der Rennstall in Greffen, und der Herr war Ulli Werner und der Trainer der Pferde. So nahm das „Drama“ seinen Lauf: Das war ungefähr im Jahr 1981/82.
Seitdem ich an einem Samstagnachmittag zu diesem Stall gefahren war, seitdem haben mich die Rennpferde begleitet, bis heute. Ich fing an mit putzen, Heunetzen befüllen und fegen. Die Hauptsache war, mich hier mit den Pferden beschäftigen zu dürfen. Als ich das erste Mal mit zu einer Rennbahn fahren durfte, es war Düsseldorf und für mich auch heute noch eine der schönsten Bahnen, war ich so aufgeregt, dass ich die Nacht vorher kaum schlafen konnte! Ab diesem Zeitpunkt verbrachte ich meine Wochenenden, Nachmittage, Ferien usw. am Stall und auf den Rennbahnen.
Als ich meine Ausbildung zur Hauswirtschafterin begann, an das sich dann ein Jahr in einer Großküche anschloss, weil ich mich eigentlich zur staatlich geprüften Wirtschafterin weiterbilden wollte, blieb ich den Rennpferden trotzdem treu. Als der Rennstall Greffen sich auflöste, fuhr ich dann einige Kilometer weiter nach Steinhagen-Brockhagen, wo zu dem Zeitpunkt Trainer Christian Sprengel in der Patthorst bei Frau Irmgard Sewerin seinen Stall hatte. Da ich nicht wirklich an einer Fortsetzung, sprich an einer einjährigen Weiterbildung auf einer Schule für Hauswirtschaft interessiert war, war ich sofort mit einer Festanstellung bei Herrn Sprengel und Frau Sewerin einverstanden. Es folgten wirklich schöne Jahre dort!
Als Herr Sprengel dann nach Hannover wechselte, blieb ich weiter in der Patthorst: Es kam Jürgen Zimmermann, der leider nur ein paar Pferde zu betreuen hatte. Da seine Lebensgefährtin auch mitarbeitete, war leider nicht mehr genügend Arbeit für alle da. So wechselte ich nach ca. drei Monaten bei Herrn Zimmermann wieder in meinen erlernten Beruf; fand zum Glück eine zwei-Drittel-Anstellung in einem Geschäftshaushalt in Warendorf; so konnte ich weiterhin die Wochenenden mit „meinen“ Pferden verbringen. Nachmittags war ich früh mit der Arbeit fertig. Nach Steinhagen rüberzufahren, wurde aber zu spät. Das dachte sich auch ein Besitzertrainer aus Beelen und deshalb fragte er mich, ob ich nicht an den Nachmittagen bei ihm seine Pferde mit reiten wollte. Na ja, dachte ich mir, bevor ich nur rum sitze, kann ich auch da hin fahren und das tun, was mir am meisten Spaß macht: Rennpferde reiten. Auf meine Nachfrage, wann ich denn mal kommen soll: Am besten sofort! So war und ist der Rudi: Nicht lange fackeln, machen! So kam ich dann auf den Hof Storp nach Beelen. Mit einigen anderen Mädels, die nach Schulschluss zum Hof kamen, bewegten wir die Pferde, hatten viel Spaß und zu den Rennbahnen fuhren wir natürlich auch gemeinsam!
Und irgendwann, ganz nach dem Motto: Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert, kamen der Rudi und ich uns näher, und jetzt sind wir schon seit 24 Jahren verheiratet mit fünf mittlerweile erwachsenen Kindern. Ungefähr im Jahr 1999 hat der Rudi seine große Lizenz gemacht, und der Betrieb wuchs auf die jetzige Größe. Im Jahr 2008 machte ich meine Besitzertrainerlizenz, kleine Erfolge waren zu verzeichnen; doch unser Hauptaugenmerk lag in der Vorbereitung der Pferde für die anderen Besitzer. Wir, eigentlich ein kleiner Trainingsbetrieb, hatten und haben eine illustre Besitzerklientel, die mit unseren Möglichkeiten vor Ort absolut einverstanden war und immer noch ist. Das Preis/Leistungsverhältnis sei bei uns absolut akzeptabel. Vergleiche mit den großen Trainingsbetrieben wie in Gütersloh oder Köln können und wollen wir auch nicht anbieten. Nichtsdestotrotz, unsere Boxen sind gut belegt, und mit dem Pferdematerial erreichten wir im Basissport so manch schöne Erlebnisse und Erfolge.
Im jährlich, schon seit ca. 25 Jahren stattfindenden Oktoberfest, zeigen uns unsere Besitzer durch ihr immer zahlreiches Erscheinen, auch wenn mal gerade kein aktives Pferd im Stall steht, dass sie mit unserer Arbeit zufrieden sind! Und wir bedanken uns auf diese Art bei unseren Mitarbeitern, Freunden und natürlich bei den Besitzern für das Engagement und das Vertrauen uns gegenüber!
Im Jahr 2014 habe ich mich dazu entschieden, auch die Profi-Lizenz zu erwerben! „Mach mal“ sagte Rudi zu mir, „ ich werde ja auch nicht jünger und was du hast, hast du!“ Um auch weiter den Betrieb so fortführen zu können und den Auszubildenden die Möglichkeit zu erhalten, mit Rennpferden zu arbeiten, meldete ich mich zum Lehrgang an und konnte ihn zum Glück auch erfolgreich abschließen. Neben der Arbeit mit den Pferden macht es mir unheimlich viel Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten und ihnen die Faszination Rennpferd näher zu bringen. Aber erst im letzten Jahr, 2017, reichte ich die große Lizenz ein, und so stehen ab dem Zeitpunkt ein Teil der Pferde unter der Regie von mir und ein anderer Teil bei Rudi auf der Liste. Kurios war am Anfang des Jahres, als die getrennten Trainingslisten herauskamen, wir gefragt wurden, ob wir uns getrennt hätten oder die Scheidung sogar schon durch wäre! Wir haben nur gelacht.
Sicher war es für mich ein absolut erfolgreiches erstes Jahr mit 13 Saisonerfolgen als Profi-Trainerin, aber mit meinem Mann zusammen haben wir 20 Erfolge, und das ist für uns genauso wichtig. Höhepunkte waren eigentlich jeder unserer errungenen Siege. Insbesondere natürlich das Superhandicap in Bad Harzburg mit unserem „Crack“ Highly Favoured, der im Besitz von drei Brüdern steht, die auch noch recht neu im Rennsportzirkus sind. Aber auch etliche Platzierungen hatten zur Folge, dass wir ordentlich darauf angestoßen haben. Zum ersten Mal wurde 2017 die Mitteldeutsche Galoppserie durchgeführt. Ich war als erfolgreichste Trainerin und mein Mann als Besitzer durch seinen Nightdance Prince dabei.
Für das neue und auch alle weiteren Jahre wünsche ich mir vor allen Dingen Gesundheit für Mensch und Tier, und dass noch einige schöne Erfolge dazu kommen! Außerdem hoffe ich, dass trotz der doch recht angespannten finanziellen Situation bei den Vereinen und auch beim deutschen Rennsport generell, dieser wunderschöne Sport uns noch lange erhalten bleibt und die ganze breite Öffentlichkeit wieder mehr daran teilnehmen wird.“
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