Egal ob auf den Sandbahnen im Winter, den Südwest-Kursen, in München, aber auch bei vielen anderen Veranstaltungen – der Mannheimer Trainer Marco Klein sorgt in dieser Saison wahrlich für Furore. Der 37-jährige hat eine zweistellige Siegzahl 2017 schon früh erreicht und noch einiges vor, wie er exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog berichtet.
„Mit dem Rennsport in Kontakt gekommen bin ich durch zahlreiche Besuche der Rennbahn mit meinen Eltern schon als Kind und „einfacher Besucher“. Schon damals war ich von der Eleganz der Vollblüter, die mit hoher Geschwindigkeit um die Bahn gingen und unter Beifall ihre Nase im Ziel nach vorne streckten, um zu gewinnen, fasziniert. Die erste Rennbahn, die ich besuchte, war Mannheim, dort waren wir am häufigsten, sowie in Frankfurt.
Im Jahre 2007 hatte mich dann die Faszination soweit getrieben, dass ich auch hinter die Kulissen schauen wollte und kam mit Besitzertrainer Horst Rudolph in Kontakt. 2008 kaufte ich dann meinen ersten Galopper Saibaba, ein absolutes Traumpferd, der nach wie vor in meinem Stall steht und dort auch als „Rentner“ bleiben wird. Diesen verpachtete ich bis zu meiner Prüfung zum Besitzertrainer Ende 2008 an Horst Rudolph, und 2009 sattelte ich dann mit Gold of Dubai meinen ersten Starter auf der schönen Frankfurter Rennbahn, und dieser verwandelte den Start auch direkt in meinen ersten Sieg.
Zu dieser Zeit war ich noch als Berufssoldat bei der Bundeswehr. Nach drei Auslandseinsätzen in Afghanistan innerhalb von drei Jahren, stellte sich mir die Frage, ob ich das so bis zur Pensionierung weiter haben möchte, wo ich doch am liebsten meine Zeit mit dem Training der Pferde und im Stall verbrachte. Als dann 2012 im Wochenrennkalender die Möglichkeit zum Meisterlehrgang veröffentlicht wurde, dachte ich mir, du packst es an. Begleitend zur Bundeswehr habe ich dann die ganzen Lehrgänge besucht, was eine tolle und interessante Zeit war, es war eine nette Gruppe von Kollegen. Ich habe dann im Spätjahr 2014 die Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister bestanden und zum 01.01.2015 die Lizenz zum Public Trainer eingereicht.
Da ich sehr heimatverbunden bin und ich in Mannheim das erste Mal auf der Rennbahn war und auch meinen ersten Sieger trainiert habe, stand für mich folgerichtig fest, auch in Mannheim weiter trainieren zu wollen. Zugegeben ist es natürlich als „Quereinsteiger“ noch schwieriger als ohnehin schon, den Stall mit Besitzern zu „füllen“. Da wird viel Arbeit und Herzblut verlangt, zumal ich parallel noch acht Nachtdienste im Monat im Krankenhaus mache. Denn wir haben ja quasi bei Null angefangen, ohne einen laufenden Betrieb zu übernehmen und ohne „starken“ Besitzer im Hintergrund, was es deutlich leichter gemacht hätte.
Die ersten Jahre waren nicht immer sehr erfolgreich, wenn auch besonders die Siege von Lausanne in Hamburg und Anatol Artist in Baden Baden tolle Ereignisse waren, aber man muss ja mit dem Leistungsvermögen der Pferde arbeiten, die man zur Verfügung hat, aber jedes einzelne Pferd, das ich trainieren durfte, schätze ich sehr. Es ist natürlich etwas anderes, wenn im Spätjahr 20-40 Jährlinge kommen, da ist ja immer was dabei…
Ich bin froh über jedes einzelne Pferd, und unser Ziel ist, vor allem auch dass unsere Besitzer nicht nur ein frühes Pferd für ein Jahr oder zwei haben, sondern länger an ihrem Liebling Spaß haben. Auch wenn das im „großen Sport“ manchmal belächelt wird, das Pferd und dessen Gesundheit steht für mich stets im Vordergrund.
Nach den angesprochenen ruhigeren Anfängen freue ich mich über eine bisher toll verlaufene Saison mit schon zehn Siegen und auch darüber, dass 75 Prozent unserer Starts ihren Besitzern auch Geld mit nach Hause gebracht haben. Ein wahnsinniger Tag war natürlich der erste Mannheimer Renntag, an dem wir die ersten vier Rennen in Folge gewinnen durften, ein Tag, auf den man stolz ist und auch wenn es mal nicht so läuft, gerne davon zehrt.
Hier können sie die vier erwähnten Mannheimer Rennen nochmal sehen:
Rennen 1
Preis der
Teambank
AG
Rennen 2
Preis der
Raiffeisen und
Volksbanken
VersicherungRennen 3
Preis der
Karlsruher
Lebens-
versicherung AGRennen 4
Preis der
Geschäfts-
partner
Leider hatten wir auch ein wenig Verletzungspech mit Pferden, die gerade richtig in Form kamen, aber ich bin zuversichtlich, dass diese teils zum Winter bzw. zur nächsten Saison wieder fit sind. Und gerade in den letzten Wochen bekamen wir zahlreiche interessante Neuzugänge an Besitzern und Pferden, so dass wir nun nahezu 30 Pferde im Training haben, davon alleine sieben Zweijährige. Hier sei auch den tollen Besitzern gedankt, die uns das Vertrauen schenken, alles Menschen mit Empathie für das Tier.
Weiterhin positiv ist, dass es rennsportlich in Mannheim dem allgemeinen Trend entgegen weiter aufwärts zu gehen scheint, die Rennbahn ist immer toll besucht, der Verein arbeitet viel daran, ordentlichen Sport anzubieten, und besonders freut mich, dass wir bald die Sandtrainingsbahn erneuert bekommen. Sie wird deutlich breiter mit einer komplett drainagierten neuen Trittfläche. Dies bietet uns noch einmal bessere Trainingsbedingungen und wird der doch stark gestiegenen Pferdeanzahl in Mannheim gerecht, denn zählt man die Pferde der Besitzertrainer Horst Rudolph, Karlheinz Neureuther und Stefan Gropp dazu, sind es nahezu 50 Pferde, die in Mannheim trainiert werden, eine deutliche Steigerung. Wir haben hier Paddocks für die Pferde, tolle Möglichkeiten die Pferde vom Kopf frei zu machen, auch in den Wald zu reiten.
Besonders möchte ich allerdings hervorheben, dass ich in der glücklichen Lage bin, eine tolle Familie um mich herum zu haben, mein Partner Martin, meine Eltern, meine Schwester Katrin unterstützen mich riesig, als auch das ganze Team mit Tommaso Scardino, der eine Bereicherung für uns ist und sich sehr zum Positiven entwickelt hat, zusammen mit Kerstin Elsässer, die in diesem Jahr die Abschlussprüfung bestanden hat, worauf ich auch sehr stolz bin, da wir nun hier in Mannheim schon zwei junge Menschen zum Pferdewirt Rennreiten ausgebildet haben. Beide wurden übernommen, und das Team wurde durch zwei weitere Auszubildende ergänzt. Darüber hinaus haben wir zahlreiche fleißige Helfer und Amateure am Stall, die für das Wohl unserer Vierbeiner und ihre tägliche Bewegung sorgen. Hier geben immer alle alles zum Wohl unserer Pferde.
Ich bin wirklich froh, den Schritt gegangen zu sein und habe eine Riesenfreude an der Arbeit mit den mir anvertrauten Pferden, den tollen Besitzern und einem wahnsinnig tollen Team.“