Nur wenige Trainer von Galopprennpferden sind in den vergangenen Jahren so schnell nach oben gekommen wie er: Markus Klug (44) hat sich vom einstigen kleinen Besitzertrainer zum vierfachen Trainer-Champion und dreifachen Derby-Siegtrainer entwickelt. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine Ambitionen und Pläne.
Mit Sea The Moon 2014, Windstoß 2017 und Weltstar 2018 haben Sie bereits drei Derbysieger vorbereitet. Welche Eigenschaften muss ein Pferd mitbringen, um im Rennen des Jahres vorne zu sein? Was war der schönste Triumph?
Markus Klug: Auf jeden Fall muss ein Pferd ein richtiger Steher sein. Das Derby wird immer schnell gelaufen, da kommen die Steher-Qualitäten so richtig zum Tragen. Außerdem sollte ein Derby-Kandidat abgeklärt sein, denn in Hamburg startet stets ein großes Feld. Man darf sich also nicht aus der Ruhe bringen lassen. Selbstverständlich sind genug Klasse und Kampfgeist von großer Bedeutung.
Alle drei Derbysiege waren etwas Besonderes. Sea The Moon war ja der erste, und sehr überlegen. Das war schon sehr speziell für mich. Windstoß hat nach fast 60 Jahren wieder für das Gestüt Röttgen, meinen Arbeitgeber, gewonnen. Und dass im Jahr darauf der Halbbruder Weltstar ihm gleich nacheiferte, war ebenfalls ein außergewöhnlicher Moment.
Sky Out und Nordstrand sind die Derby-Hoffnungen
Wer sind Ihre Hoffnungen für das Blaue Band in diesem Jahr?
Markus Klug: Da würde ich Sky Out und Nordstrand nennen. Sky Out hatte bei seinem Start zuletzt in Köln Pech, ist mit Sicherheit ein Steher und hat sich von Start zu Start gesteigert. Nordstrand ist ebenfalls noch sieglos, besitzt aber auch viel Potenzial. Bei Sampras, der ein sehr gutes Pferd ist, weiß ich noch nicht, ob er der größte Steher ist. Das wird sich zeigen.
Mit rund 100 Pferden haben Sie einen der größten Ställe Deutschlands. Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr gesetzt? Wer sind die versprechendsten Pferde neben den Derby-Kandidaten?
Markus Klug: Natürlich möchte ich so viele Rennen wie möglich gewinnen, darunter auch einige Black Type-Prüfungen. In Zahlen kann man das aber nicht ausdrücken. Im Vorjahr waren wir in großen Rennen oft platziert. Und einige der besten Pferde hatten sich verletzt. Palao war Dritter im Union-Rennen und war nach einer Verletzung nach dem Ziel nicht mehr zu retten. Er war eine große Derby-Hoffnung. Sommelier verletzte sich in seiner Box so schwer, dass er eingeschläfert werden musste. Und auch Colomanos Rennkarriere war im März schon beendet.
Für dieses Jahr habe ich ein paar gute dreijährige Stuten, wie Diadora, die in Düsseldorf gewonnen hat, Marlar, die Auktionsrennen-Siegerin und Vierte im Preis der Winterkönigin, sowie Alaskasonne. Auch Sea The Snow gefällt mir ganz gut. Bei Kaspar hoffe ich auf den ersten Gruppesieg, den er redlich verdient hätte. Natürlich ist auch Windstoß immer ein Faktor. Ihm würde ich noch einen Gruppe-Treffer wünschen.
„Die Weitläufigkeit ist einzigartig“
Im Gestüt Röttgen finden Sie beste Trainingsbedingungen vor. Was macht in Ihren Augen diese einzigartige Anlage aus? Was sind die Besonderheiten?
Markus Klug: Natürlich die Weitläufigkeit. Vom Stall bis zur Bahn sind es 3,5 Kilometer. Unsere Pferde sind daher lange draußen. Und man braucht mehr Personal als wenn man auf einer Rennbahn trainieren würde. Positiv ist auch, dass wir hier für uns allein sind. Die Stuten können auf die Weide und die Koppeln gehen. Und ich habe den Rücken frei, denn um Dinge wie Lohnabrechnungen muss ich mich nicht kümmern.
Sie gelten als Perfektionist. Was sind Ihre Erfolgsgeheimnisse? Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Markus Klug: Ich denke, dass ich nicht viel anders mache als meine Kollegen und habe kein richtiges Erfolgsgeheimnis. Zu unserem Sport gehört auch, dass man mal Zweiter oder unplatziert ist. Wenn Niederlagen gehäuft auftreten, ist man frustriert. Man merkt mir das auch an, ich kann das schlecht verbergen.
Was würden Sie im deutschen Rennsport ändern, wenn das möglich wäre?
Markus Klug: Das ist natürlich schwer zu sagen, gerade in der Zeit der Pandemie. Wichtig wäre, dass Corona bald wieder vorbei ist und wieder Zuschauer auf die Rennbahn kommen dürfen.
Welchen Einfluss hat Corona auf Ihre Arbeit, gerade im Stall?
Markus Klug: Normalerweise fahren unsere Leute mit einem Bus zu den Ställen hier auf der Anlage, aber jetzt nimmt natürlich jeder sein eigenes Auto. Und wir achten darauf, dass nicht so viele Leute im Aufenthaltsraum sind. Die Arbeit mit den Pferden ist die gleiche. Leider kann man derzeit privat ja fast nichts unternehmen. Viel läuft über Video-Konferenzen.
„Die Nächte sind unterbrochen“
Sie sind vor kurzem Vater eines Kindes (Sohn Maximilian) geworden. Wie hat sich Ihr Leben dadurch verändert?
Markus Klug: Unser Sohn kam am 27. Januar zur Welt. Die Nächte sind natürlich schon unterbrochen, und der Nachmittagsschlaf fällt aus. Die Hauptarbeit hat meine Frau. Wir nehmen Maximilian schon häufiger mit in den Stall. Wenn das Wetter schön ist, dann gehen wir mit ihm im Kinderwagen im Gestüt spazieren.
Wie kam es zu Ihrem Faible für Borussia Mönchengladbach?
Markus Klug: Borussia Mönchengladbach wird schon seit langem als die „Fohlen-Elf“ bezeichnet, daher ist der Bezug zu den Pferden gegeben, und ich habe schon in den 80er Jahren angefangen, mich für diese Mannschaft zu interessieren. Damals war das einer der Top-Vereine hinter Bayern München. In Normalzeiten gehe ich immer ins Stadion, wenn es mir möglich ist und keine Rennen sind, aber seit fast einem Jahr ist das wegen Corona nicht möglich. In diesem Jahr lief es für Borussia nicht gut, man schafft es nicht in Champions League.
Welches Rennen würden Sie besonders gerne einmal gewinnen?
Markus Klug: Den Großen Preis von Baden in meiner früheren Heimat Iffezheim. Wir waren in diesem Rennen schon Zweiter und Dritter. International würde ich gerne den Arc oder den Ascot Gold Cup gewinnen.