Wenn am Maifeiertag in München die Rennsaison 2017 beginnt, dann wird eine Familien-Dynastie wieder ganz besonders mitfiebern – die Figges. In erster Linie natürlich Michael Figge, erfolgreicher Galopper-Trainer in Riem, wie aber auch seine gesamte Familie, darunter Bruder Florian (Mitinhaber der Werbe-Agentur Figge & Schuster), die auch für den Turf tätig ist, und Vater Wolfgang, inzwischen pensionierter Trainer mit über 700 Siegen.
Natürlich wurde auch dem inzwischen 44-jährigen Michael Figge der Rennsport bei solch einem „Pedigree“ gewissermaßen in die Wiege gelegt. Aber Michael Figge hat seinen eigenen Weg gemacht und sich längst in der Szene etabliert. Was als erfolgreicher Amateurreiter begann, setzte sich ab 2006 als Trainer fort. Über 100 Treffer stehen schon auf dem Konto des Amateur-Champions von 2004 und Vize-Weltmeister der Amateure 2005 als Betreuer von Rennpferden, darunter der Derby Italiano-Coup mit Feuerblitz 2012 oder Top-Treffer mit Superplex, Olorda und Shutterbug, um nur einige zu nennen. Gerade Frankreich gilt als ein begehrtes Reiseziel für Michael Figge, dessen eigene Internet-Seite www.rennstall-figge.de ausgesprochen informativ ist.
Exklusiv im RaceBets Blog gibt Michael Figge in unserer Rubrik Galopp+Insider einen Einblick in seine bisherige Karriere, die Ambitionen für 2017 und sein Leben als erfolgreicher Trainer.
„Ich wollte schon als Kind Trainer oder Tierarzt werden. Heute bin ich nicht traurig, dass meine schulischen Leistungen nicht für den Numerus Clausus ausgereicht haben, denn als Tierarzt muss man gerade im Reitsport zu jeder Zeit bereit sein für eine Notfall-Behandlung. Als Jockey habe ich mich nicht gesehen, da ich mit 18 schon zu schwer geworden bin. Als Amateur bin ich viel in der Welt herumgekommen und habe in 13 verschiedenen Ländern geritten, in Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland, Tschechien, Slowakei, USA, Kanada, Malaysia, England, Italien, Frankreich und Belgien.
Da war ich oft beim Training dabei und habe mir viel abgucken können, vor allem in England bei William Haggas, dem Schwiegersohn von Lester Piggott. Ich denke, dass Amateure oft gute Trainer werden, da sie sich nicht nur auf das Rennenreiten konzentrieren, sondern das Pferd mehr betrachten als die Jockeys. Man ist einfach näher dran.
Ich war der erste Amateur aus München, der deutscher Meister wurde. 35 Rennen habe ich bei rund 300 Ritten gewonnen. 2005 habe ich dann meine Meister-Lehrgänge als Trainer gemacht und Ende 2006 mit zwei Pferden in Recht-Mehring, 60 Kilometer von München entfernt, bei Michael Geitner, angefangen. Viel habe ich von meinem Vater gelernt, der ähnlich wie Sven von Mitzlaff trainiert hat.
Das traditionelle Training in Verbindung mit den Eindrücken von meinen Reisen hat mein Motto geprägt, das heißt: Erfolgreich durch die Kombination von Tradition und Innovation. Am 1. Januar 2007 bin ich nach München gewechselt und habe mich dann in puncto Qualität und Quantität hochgearbeitet.
Einen besonderen Schub hat mir die Zusammenarbeit mit Besitzer Patrick Bertermann gegeben. Er hat viel investiert und auch profitiert. Wir hatten großen Erfolg und er einen Return of Investment. Fast alle zwei Wochen haben wir zusammen ein neues Pferd gekauft. In der Spitze waren es bis zu 17 Pferde in seinen Farben. Feuerblitz, Wildheart, Superplex, Amazing Beauty, Chica Loca, Mister Big Shuffle für ihn sowie Shutterbug und Olorda für andere Besitzer waren meine erfolgreichsten Pferde. Seit 2010 haben wir mit einem überschaubaren Material und zu überschaubaren Einkaufspreisen sehr viel erreicht – mit 13 Black Type-Pferden bei rund 160 von mir trainierten Pferden.
Mit der vergangenen Saison war ich zufrieden, vor allem weil wir die Gesamtgewinnsumme und die Gewinnsumme pro Start gesteigert haben. 2017 möchte ich ein ähnliches Ergebnis erreichen. Natürlich ist schade, dass Olala nicht mehr bei uns weilt, denn sie war dreimal listenplatziert in drei verschiedenen Ländern und hatte oft Pech mit dem Rennverlauf. Shutterbug hat Gruppe-Format. Er debütiert am 2. Mai in Lyon und wird anschließend Listen- und Gruppe III-Rennen ansteuern. Distanzen zwischen 1.600 und 1.900 Metern liegen ihn.
Auch der Dreijährige Dawn Ruler ist eine Hoffnung. Er hat sich nach seinem zweiten Platz in Hoppegarten verbessert und wird nun kurzfristig am 1. Mai in München antreten.
Insgesamt habe ich am kommenden Wochenende zwölf Starter. In München läuft neben Dawn Ruler unter anderem Nic Mountain, der noch etwas im Tank haben sollte. In Leipzig kommen die Hoppegartener Siegerin Miss England und Madrugada zum Einsatz.
Natürlich werden wir 2017 wieder oft nach Frankreich gehen. Leider kann man nur so als Trainer wirtschaftlich arbeiten. In Deutschland macht man nur ein Plus, wenn man ein Gruppe-Pferd hat. Jeder mittlere oder kleinere Trainer ist auf die Prozente angewiesen. Von Italien habe ich bisher alle Gelder bekommen und werde auch in diesem Jahr wieder dort hinfahren. Insgesamt lege ich locker über 100.000 Kilometer im Jahr zurück, oft mit dem eigenen Transporter. 28 Pferde habe ich aktuell im Stall.
Die Situation in München ist in meinen Augen ganz okay. Dass die Trainierbahn in den nächsten Jahren verkauft wird, scheint klar. Aber in einem solchen Fall gäbe es viel Geld für das Gelände, und es würde sicherlich eine neue Sandbahn gebaut, innen oder außen von der Rennbahn, sowie neue Stallungen. Daher ist meine Prognose keineswegs negativ. Leider kommen trotz der guten Trainingsbedingungen nur wenige große Züchter mit ihren Pferden hierher. Daher werde ich jetzt versuchen, auch ganz neue Leute für den Sport zu gewinnen.
Meine Frau Marion ist Tierheilpraktikerin, und ich selbst habe auch eine Ausbildung als Heilpraktiker gemacht. Natürlich haben wir gute Tierärzte, aber wir behandeln gerade auch Kleinigkeiten homöopathisch und pflanzlich. Mit der Naturmedizin kann man die Pferde toll unterstützen. Mit dem Blick für die Gesundheit und der Physiotherapie lassen sich Probleme früh erkennen und im Keim ersticken. Meine Philosophie ist, durch individuelles Training das Limit eines jeden Pferdes zu erreichen, aber nicht zu überschreiten.
Auch meine weitere Familie wird an den Sport herangeführt. Mein Sohn Elias wohnt seit Januar auch bei uns. Er wird im September zwölf, mag Pferde, ist aber eher der Fußballer. Unsere Tochter Ilenia wurde gerade zwei Jahre alt und hat schon oft auf einem Pferd gesessen. Im Dezember kommt ein weiteres Kind hinzu. Die Vorfreude ist natürlich sehr groß.“