Galopp+Insider Pan Krischbin: „Das Deutsche Derby würde ich gerne ansagen“

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Es ist eine der wichtigsten Aufgaben bei einer Rennveranstaltung: Der Rennkommentator gilt als die entscheidende Person, um dem Publikum die Spannung eines Galopprennens näher zu bringen. Der Düsseldorfer Pan Krischbin übt diesen Beruf mit großer Leidenschaft aus und firmiert gleichzeitig auch als Moderator auf den verschiedensten deutschen Rennbahnen.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog gibt er einen Einblick in seine Laufbahn und sagt, was sein großer Traum ist.
„Den Berufswunsch, Sportveranstaltungen zu moderieren, hatte ich in der Jugend schon. Und die Begeisterung für Pferderennen wuchs mit jedem Grafenberger Renntag, den ich damals in meiner Heimatstadt Düsseldorf als Jungspund besuchte, mehr und mehr.
Besonders die spannenden Endkämpfe der Galopprennen, gekoppelt mit den Rennreportagen der Bahnsprecher faszinierten mich so sehr, dass ich mich damals öfter während der Rennen ganz in die Nähe des Kommentators postierte, um ihn bei der Reportage zu beobachten. Es war zunächst Rennbahnsprecher Hans Heike und später dann Kultkommentator Manfred Chapman, der heute wie früher mein Idol ist, die ich sehr bewunderte, und es waren auch einige besonders gewitzte Rennreportagen dabei, die ich erlebt und genossen habe, u.a. eine von Manfred Chapman.
Vor zig Jahren am legendären Buß- und Bettag-Renntag im November in Düsseldorf gewann im letzten Rennen bei tiefem Boden der Starter von Armin Weidler namens „Armer Kerl“ mit Leichtgewichtsjockey Siggi Klein als Riesenaußenseiter, er stand etwa 500:10, gegen den Favoriten Vimalero aus dem Stall von Jutta Schultheis. „Armer Kerl zieht immer wieder an, so arm ist der gar nicht“, so beschrieb Manfred Chapman den Sieg des Weidler-Schützlings. Der ganze Grafenberg lachte, obwohl die meisten Turffreunde ja den Favoriten Vimalero gewettet hatten.
Es gab natürlich noch viele andere Top-Rennkommentare von Manfred Chapman, doch wenn ich nun alle Erinnerungen niederschreiben würde, würde ich dafür einige Stunden brauchen. Manchmal wurde auch schon in früheren Jahren auf dem Grafenberg für TV-Übertragungen über die Galopprennen berichtet.  Auch das interessierte mich immens, sogar so sehr, dass ich mich öfter mal ein paar Meter hinter den Moderator ins TV-Livebild stellte, was natürlich etwas albern war, aber ich war ja jung, und mir gefiel es.
Aktuell kommentiere ich in Deutschland auf den verschiedensten Rennbahnen die Galopprennen und moderiere auch auf einigen Bahnen vor den Rennen aus dem Führring. Dort stelle ich dem Publikum die Teilnehmer vor und benenne hauptsächlich die Pferde mit den besten Siegchancen, aber auch Außenseiter mit Möglichkeiten für das Podium baue ich in meine Moderation mit ein.
Vermeintliche Sieger vorauszusagen ist natürlich nicht immer ganz so einfach, denn Pferderennen sind bekanntlich keine Wunschkonzerte, und ein Rennpferd ist schließlich kein Roboter, sondern ein Hochleistungssportler, der auch mal einen schlechten Tag haben kann.
Als Turf-Liebhaber nicht nur deutscher Rennen habe ich natürlich auch im Ausland verschiedene Rennbahnen besucht, zum Beispiel kenne ich alle Hippodrome in und um Paris herum. Mir gefällt das Flair auf den französischen Rennbahnen besonders gut, und die Gastronomie dort ist wirklich zu empfehlen. Und woran ich mich noch sehr gut erinnern kann: Ich habe einmal in Saint-Cloud vor etwa 25 Jahren den Amerikaner Cash Asmussen – er war damals viele Jahre in Frankreich als Jockey aktiv – auf Englisch vor dem ersten Rennen angesprochen. Er hatte an diesem Renntag sieben Ritte. Ich fragte ihn äußerst schüchtern, ich war damals ja noch jünger, ob er einen Siegtipp für mich hätte. Er sagte sofort wie aus der Pistole geschossen: „My ride in the fifth race is my best chance today!“ („Mein Ritt im fünften Rennen ist meine beste Chance heute!“).
Als später die Pferde zu diesem fünften Rennen in die Startboxen einrückten stand das Pferd 140:10, eine lukrative Siegquote, ich hatte klein gewettet, und dieses Pferd gewann tatsächlich, und dies recht locker, das Pferd kam nahezu staubtrocken aus dem Rennen, so überlegen siegte dieser Galopper. Dann bedankte ich mich anschließend am Absattelring bei Cash Asmussen. Er lächelte nur kurz und begab sich in die Jockeystube.
Was ich übrigens sehr schade finde, ist, dass einige deutsche Pferderennbahnen schon länger nicht mehr existieren, wie zum Beispiel Gelsenkirchen-Horst und Frankfurt-Niederrad. Diese Rennbahn in Hessen war eine meiner festen Arbeitsstätten, ich habe in Frankfurt über 20 Jahre als Rennkommentator und manchmal auch als Moderator sehr gerne gearbeitet. Nun soll auf diesem Areal der Fußball Einzug halten, da wird man mehr als nachdenklich, da wird man traurig.
Und was mir gerade noch beim Thema deutsche Galopprennbahnen einfällt: In Hamburg-Horn hatte ich noch keine Gelegenheit, die Galopprennen der Derby-Woche zu kommentieren, besonders das Deutsche Derby würde ich nur allzu gerne ansagen, doch es blieb mir bisher leider vergönnt, ich kann mich aber nahezu an jede Derby-Reportage von Manfred Chapman noch genau erinnern. Es war einfach immer ein echtes Erlebnis, wenn er das Derby kommentiert hat.
Auch wenn ich über den Wegfall der Niederräder Galopprennbahn zugunsten des Fußballs enttäuscht bin, ist eines meiner Hobbies trotzdem der Fußball. Da ich in Düsseldorf wohne, liegt es nahe, dass ich ein Anhänger der Fortuna bin. Es wird höchstwahrscheinlich dieses Jahr mit dem Aufstieg in die Bundesliga klappen. Dann finden wieder Topspiele in der Düsseldorfer Arena statt, nicht nur, wenn die Bayern kommen!  Schon in alten Zeiten war ich bei Fortuna Düsseldorf Stammzuschauer, damals noch im Rheinstadion, als u.a. noch mein Fußball-Idol Klaus Allofs für die Fortuna kickte. Ich hatte damals selber in der A-Jugend eines kleinen Vereins in Düsseldorf-Eller als Mittelstürmer gespielt. Und meinem Verein bin ich immer treu geblieben, genau wie dem Galopprennsport.“

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Editorischer Hinweis: Sämtliche Bilder für diesen Beitrag wurden uns freundlicherweise von Herrn Krischbin zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich dafür.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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