Sie ist mit ihren 29 Jahren eine der jüngsten Galopp-Trainerinnen in Deutschland. Bis vor einigen Jahren kannten nur wenige ihren Namen. Doch Sarah Steinberg wurde innerhalb kürzester Zeit zu einer der Aufsteigerinnen der Szene. In München bereitet sie in erster Linie die Pferde des Stalles Salzburg von Schlafmöbel-Unternehmer Hans-Gerd Wernicke, aber auch von anderen Besitzern vor. Und das mit großem Erfolg wie allein elf Saisontreffer 2017 beweisen.
Vor einigen Jahren war sie noch normale Stallangestellte bei Peter Schiergen in Köln, doch nach ihrem Wechsel an das Trainingsquartier der RTC GmbH von Schlafmöbel-Unternehmer Hans-Gerd Wernicke nach München wurde sie zu einer der aufstrebendsten Galopp-Trainerinnen in Deutschland mit etlichen Gruppesiegern: Sarah Steinberg (32). Hier ein Insider-Talk mit ihr.
Welche Aktien hatte Ihre Familie, dass Sie zu den Rennpferden gekommen sind? Was waren Ihre ersten Stationen?
Sarah Steinberg: Durch meine Eltern kam ich bereits als Kind zum Westernreitsport mit fünf eigenen Pferden am Haus. Dies wollte ich zu meinem Beruf machen, leider gab es zu dieser Zeit noch keinen Schwerpunkt Westernreiten. Somit kam ich durch Zufall in den Galopprennsport, begann dort meine Lehre und beendete sie 2008 bei Andreas Trybuhl in Köln. Ich habe während meiner Lehrzeit einige Rennen geritten, auch zwei gewonnen, habe aber schnell gemerkt, dass meine Ambitionen nicht im Rennen reiten liegen, sondern im Training der Pferde.
Meilenstein kam 2015
Wo haben Sie sich weiterqualifiziert, was ja wichtig war für ihre weitere Karriere?
Sarah Steinberg: Ich den Jahren darauf konnte ich Erfahrungen bei Jens Hirschberger für das Gestüt Schlenderhan, bei Markus Klug für das Gestüt Röttgen und bei Peter Schiergen im Stall Asterblüte sammeln. Und dann kam der wichtige Meilenstein. Im Herbst 2015 übernahm ich das Training beim Rennpferde-Trainings-Center in München für Hans-Gerd Wernicke. Zu Anfang begann ich mit 13 älteren Startpferden, darunter talentierte Pferde wie Night Wish, BeFamous und Liebesbrief. Diese wurden behutsam über den Winter gesundheitlich und mental wieder aufgebaut. Mittlerweile habe ich immer mit wischen 25-30 ausgewählte Pferde im Training.
Night Wish war der erste Gruppesieger
Können Sie sich noch an den ersten Trainer-Treffer erinnern? Wie ging es weiter?
Sarah Steinberg: Natürlich, 2016 konnte ich im März mein erstes Rennen mit Night Wish in Chantilly gewinnen, dieser wurde zugleich mein erster Gruppesieger und gewann den Grand Prix de Vichy. Mit Night Wish und Edington hatte ich bisher die emotionalsten Momente, da es mit diesen beiden Pferden ein harter Weg war, sie dort hin zu bringen. Beide waren körperlich und vor allem psychisch wieder aufzubauen und dankten es sehr. In dem gleichen Jahr holten wir noch Black Type mit Distain und Stall Wo laufen sie denn’s Lord Roderick. Im ersten Jahr gewannen wir mit den wenigen Startpferden 15 Rennen.
Viele schöne und emotionale Momente
Aber auch in den nächsten Jahren ging es Schlag auf Schlag. Was waren für Sie die wichtigsten und schönsten Erfolge?
Sarah Steinberg: In den fünf Jahren, in den ich jetzt dabei bin, gab es viele schöne und emotionale Siege. Jeder Gruppesieg mit Quest the Moon, Wai Key Star, Fearless King, Runnymede und Zamrud 2020 war etwas ganz Besonderes. Auch mein erster Gruppesieger Night Wish bleibt in Erinnerung. Die emotionalsten Siege in meiner Karriere waren allerdings die von Edington, Angry Bird, Wai Key Star und Zamrud, zu den ich allen ein intensives Verhältnis hatte.
Fünf Gruppesieger in 2020
2020 war für alle Quartiere ein schwieriges Jahr, aufgrund der Corona-Pandemie. Wie sehen Sie die Saison rückblickend?
Sarah Steinberg: Trotz Corona war es für mich ein großartiges Jahr! Wir hatten fünf individuelle Gruppesieger, sowie darunter den klassischen Sieger Fearless King. Unsere Gewinnsumme zu Startern ist super. Wir sollten mehr als zufrieden sein trotz der Einschränkungen, ins Ausland zu fahren.
Freude auf Mendocino
Was sind die großen Hoffnungen für nächstes Jahr? Auf welche jungen Pferde oder Auktionskäufe freuen Sie sich ganz besonders?
Sarah Steinberg: Ich freue mich unheimlich auf Mendocino. Obwohl er eher ein spätes Pferd ist, beeindruckt er im Training mit seiner Einstellung und einer tollen Galoppade. Er bekam in Hannover einen Lernstart ohne Druck, Ziel ist die dreijährigen-Agenda. Magic Sound ist eine tolle großrahmige Stute, das Ziel ist auf jeden Fall Black Type. Grimaldi ist ein großes, schweres Pferd, zeigt aber Talent. Er wird aber etwas brauchen, um in Schwung zu kommen.
Der Star ist die Mannschaft
Haben Sie ein Erfolgsgeheimnis? Wer sind die wichtigsten Stützen in Ihrem Team und weshalb?
Das Geheimnis ist harte Arbeit. Sich mit jedem Pferd individuell zu beschäftigen und Qualität statt Quantität. Es ist mir wichtig meine Pferde gesund zu reiten und psychisch stark zu halten. Mein ganzes Team ist eine Stütze und jeder hat seine Aufgabe. Frau Germann als Futtermeisterin ist absolut zuverlässig und erfahren. Sie bringt gute Laune in den Stall und hält das Team zusammen.
Susanne Wlodkowski ist seit Beginn bei mir. In der Arbeit so wie auf Reise nicht wegzudenken und absolut verlässlich. Bei schwierigen Fällen ist natürlich mein Partner René Piechulek eine große Stütze. Ich kann ihn auf jedes Pferd setzten. Er hat Ruhe und Geduld, um auch mit schwierigen Pferde zurechtzukommen. Natürlich unterstützt er mich mental, ohne ihn wäre der diesjährige Erfolg nicht so groß gewesen. Ich habe ein tolles Team und bin dankbar für jeden!
Tolle Bedingungen in München
Wie sind Ihre Trainingsmöglichkeiten in München?
Sarah Steinberg: Durch die tollen Trainingsmöglichkeiten auf der Münchner Anlage und die großen Investitionen von Herr Wernicke in die Stallanlage, haben wir hier optimale Trainingsbedingungen, und wir bieten einem Pferd individuelle Betreuung mit Solarium, Longierzirkel, Koppeln und eigens angelegtem befestigten Trabring mit 250 Metern Länge, zudem viele weitere Möglichkeiten, die in kaum einem Rennstall existieren. Kombiniert mit guten Reitern und einem gezielten Aufbautraining durch Dressur-Arbeit und Longen-Arbeit im Winter und kontinuierlichem Vorwärts-Abwärts Reiten halten wir unsere Pferde gesund und konstant in der Fitness.
Großer Preis von Baden ist im Visier
Welche Rennen möchten Sie besonders gerne gewinnen?
Sarah Steinberg: Ich freue mich über jedes gewonnene Rennen. Natürlich sind die Klassiker etwas Besonderes. Vorziehen würde ich aber den Großen Preis von Baden, da auch hier die älteren Pferde noch zum Einsatz kommen können. Dreijährige setzte ich gerne gezielt ein, die guten Pferde bleiben auch meist geschont.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Sarah Steinberg: Freizeit habe ich kaum noch. Wenn mal etwas Zeit bleibt, kümmere ich mich momentan um meinen Rekonvaleszenten Prime Asset. Ansonsten liege ich auch gerne mal auf dem Sofa und mache nichts. In den letzten Jahren hat sich meine freie Zeit schon sehr eingeschränkt und fiel dem Stall und den Pferden zum Opfer.