Die Erfolgsgeschichte von Iquitos ist auch ihre ganz persönliche Erfolgsstory. Ohne die tägliche Top-Arbeit seiner Pflegerin Simone Harnischmacher, die einen maßgeblichen Anteil an den nationalen wie internationalen Klasseleistungen des von Hans-Jürgen Gröschel für den Stall Mulligan so glänzend trainierten Star-Galoppers hat, würde der Crack, der am Sonntag im Großen Dallmayr-Preis in München als Titelverteidiger antritt, nicht dort stehen wo er heute ist.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog berichtet Simone Harnischmacher über Ihre schönsten Erlebnisse mit Iquitos, aber auch ihre Anfänge im Rennsport.
„Wie die meisten kleinen Mädchen, war ich schon von klein auf, allen Tieren sehr zugetan, und dem Pferd ganz besonders. Wenn auf der Neuen Bult Rennen stattfanden, ging ich mit meinem Papa dorthin, und war von Anfang an fasziniert! Erst viele Jahre später (1982) wurde ich gefragt (zu der Zeit ritt ich im normalen Freizeitsport), warum ich denn nicht mal auf die Rennbahn zum Training kommen wollte, das tat ich natürlich gerne. Direkt beim Aufsteigen aufs Pferd, hatte ich beim damaligen Trainer Kurt Lepa auch gleich meinen Spitznamen „Omi“ verpasst bekommen, da ich damals und auch heute noch, ich will mal sagen „etwas schwerfällig“ hochzuschmeißen bin!
Ja, der Virus hatte mich also direkt gepackt! Anfangs ritt ich noch parallel die Warmblüter, was ich aber dann irgendwann aufgegeben habe, da es auch zeitlich nicht zu schaffen war. In der Zeit war ich in der Ausbildung zur technischen Zeichnerin im Maschinenbau der WABCO Fahrzeugbremsen, wo ich auch heute noch tätig bin. Zwischendurch war ich in der Firma in mehreren Bereichen tätig, u. a. in der Produktion, technischer und kaufmännischer Vertrieb, um dann wieder in die Entwicklung zu wechseln. Da ich eine flexible Arbeitszeit habe, ist es mir möglich, mich mehr als weniger dem Rennsport zu widmen, wo wir wieder beim Thema sind!
Von Anfang an ging es im Trainingsstall sehr familiär zu, ich fühlte mich immer herzlich willkommen, wie in einer großen Familie, früher und auch heute noch! Eine Zeit die ich niemals missen möchte. Ein Leben ohne Pferde wäre für mich undenkbar! Einige Jahre hatte ich die Möglichkeit, während der Auktionen in Newmarket und Deauville morgens bei den ansässigen Trainern die Pferde im Training mitzureiten, dabei konnte ich viel Erfahrung und Eindrücke sammeln. Es ist schon was anderes, den Warren Hill hoch zu galoppieren, oder morgens um fünf in Deauville am Strand zu reiten.
Meine erste große Liebe war „Opajay“, also Jay, den ich von Michael Steinmetz übernehmen durfte, als er keine Rennen mehr lief. Da er Hengst war, blieb er auf der Rennbahn, wo er dank Herrn Gröschel aber alle Freiheiten genießen durfte. Er reiste mit zu Meetings nach Baden-Baden als Führpferd oder als Begleitpferd auf andere Rennbahnen (z. B. für Lord Areion zum Mehl-Mülhens-Rennen). Jay bekam sogar eine Fernsehrolle in der TV-Serie „Wilhelms Pferdegeschichten“ vom NDR.
Im Frühjahr 2011 bot sich mir die Möglichkeit, auf ein erstes eigenes Rennpferd, es war der dreijährige Evershorster Ipos. Zuerst in einer Besitzergemeinschaft, deshalb der Name „Stall Concure“, später habe ich Ipos dann alleine übernommen. Vierjährig schaffte er vier Siege en suite, drei alleine mit Encki Ganbat, das war schon eine tolle Sache! Zwei Jahre später gewann Ipi in Bad Harzburg, ich selber war mit Pferden in München, wir schauten das Rennen auf dem Monitor. Erst war die Freude groß nach dem Sieg, und dann: „oh nein, es ist ja ein Verkaufsrennen“, und weg war er, da flossen dann die Tränen…
Zu dem Zeitpunkt hatte ich seit fünf Jahren den einmaligen, unbeschreiblichen Mandeltraum als Freizeitpferd, seine Geschichte ist unter dem Link www.rennpferde-rente.de zu lesen. Leider musste ich meinen Mandolino nach langem Kampf im September 2017 aufgeben.
In meinem Stall bei Trainer Gröschel stand der fünfjährige All Win zum Verkauf. Erwin, so sein Spitzname, war Liebe auf den ersten Blick, er und Iquitos waren Boxennachbarn und haben schon zweijährig um die Wette gewiehert, wenn man in den Stall kam, und das ist auch heute noch so. Nun ist All Win mein Eigen, erst einmal als Rennpferd, so lange er noch frisch und munter ist, danach werden wir dann gemeinsam unsere Freizeit verbringen.
Ja, Iquitos ist schon was ganz Besonderes, jedes Pferd, wie auch der Mensch, ist ein Individuum! Bei ihm ist es nicht nur sein Können, auch sein Charakter macht ihn einzigartig. Iquitos ist sehr intelligent, es macht Spaß mit ihm zusammenzuarbeiten. Egal wohin und wie lange man mit ihm zu den Rennen fährt, er ist völlig unkompliziert. An seinen ersten Lebensstart in Berlin-Hoppegarten kann ich mich noch ganz genau erinnern. Wir kamen an, er hat ein wenig Heu gefressen, um sich dann erstmal ganz entspannt hinzulegen, so etwas gibt es eher selten. Ihm und seinen Besitzern (die allen Kaufangeboten widerstanden haben) habe ich so viel zu verdanken, denn sonst hätte ich das alles so nicht erleben können. Wer fliegt mal eben nach Japan oder fährt zum Arc nach Paris? Ich habe zwar schon einige Arc’s live miterlebt, aber dass ich jemals an so einem Rennen aktiv teilnehmen darf, war für mich unvorstellbar! Am emotionalsten war Krümels Sieg im Großen Preis der Badischen Wirtschaft 2016, nach der überstandenen Darm-OP, und natürlich alle Leistungen danach, wozu dieser unglaubliche tolle Kerl überhaupt im Stande ist! Chapeau!
Am wichtigsten für mich sind meine beiden Freundinnen Caro und Ellen, wir sind mittlerweile unzertrennlich, ein Team, in dem jeder immer für den anderen da ist, ob privat oder zu den Rennen!
Ansonsten liebe ich Sport, ob Schwimmen (einmal im Wasser, bekommt man nicht so schnell wieder heraus), oder Skifahren… Ich höre gerne Musik (am besten laut) und bin eine absolute Leseratte.
Das Schönste jedoch ist, in den Stall zu kommen, und mit einem Wiehern begrüßt zu werden. Besser kann ein Tag nicht beginnen!“
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