Der Turf ist ihre Leidenschaft, Stephanie Sofsky (51) ist gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Barbara, die als Besitzertrainerin arbeitet, seit vielen Jahren begeisterte Anhängerin des Galoppsports. Auf der Sandbahn war in dieser Wintersaison bereits Decadent Times erfolgreich.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog berichtet Stephanie Sofsky über ihr Leben, das die Pferde so entscheidend prägen.
„1988 kam ich über den Turniersport zum Rennsport. Meine Schwester war da schon längere Zeit im Rennsport tätig und hatte auch schon die Amateurlizenz. Sie sagte immer, dass ich vom Turnierpferd aufs Rennpferd umsteigen soll, denn wer da gewinnt, bekommt nicht nur ein gelbes Schleifchen. Irgendwann kauften wir beide, bei Horst-Dieter Beyer zwei Rennpferde. Danach entschloss ich mich zuerst die Amateurrennreiterlizenz zu machen, und gleich im Anschluss habe ich dann auch noch die Besitzertrainerlizenz gemacht. Beide Lizenzen habe ich aber nie beantragt.
Im Turniersport hatte ich einen schweren Reitunfall und war auch 4,5 Monate im Krankenhaus. Es drohte eine Querschnittslähmung. Ich entschied mich, dann keine Rennen zu reiten. Allerdings trainierte ich gemeinsam mit meiner Schwester unsere Rennpferde. Eines Tages sahen wir auf der Rennbahn in Saarbrücken einen Wallach, der mir unheimlich gefiel, aber der damalige Besitzer wollte das Pferd zu dem Zeitpunkt nicht verkaufen. In Zweibrücken einige Wochen später, lief das Pferd mit weitem Abstand hinterher. Da lief ich dem Besitzer nach und sagte, „bitte verkaufen Sie mir dieses Pferd“. Er war so sauer über das schlechte Laufen von Ultini, dass er sagte, ich könnte ihn gleich haben.
Ich rief meine Schwester an, sie sollte unbedingt von zu Hause kommen und Geld mitbringen. Dann wurde Ultini gekauft, und das erste Rennen nach vier Wochen hat er zu einer Quote von über 400:10 in Blieskastel gewonnen. Dann lief es immer besser. Ultini gewann für uns sechs Rennen und schaffte sehr viele Platzierungen. Es gab sogar einen Fanclub, die Mitglieder kamen immer auf die Rennbahn, wenn Ultini lief und hatten sogar T-Shirts mit dem Foto unseres Pferdes. Das war eine schöne Zeit.
Dann kaufte ich ein neues Pferd, gemeinsam mit meiner Schwester und ihrem Mann Johannes. Leider war die Verletzung, die anfangs als gering von uns gesehen wurde, sehr heftig und er musste ein Jahr pausieren. Als wir ihn wieder antrainierten, stellte sich heraus, dass er sehr schwierig war. Er bockte ohne Ende im vollem Galopp, und er schien nie damit aufzuhören. Es dauerte ein halbes Jahr, bis man ihn normal reiten konnte. Beim ersten Start in Mannheim kam er gleich zu einem dritten Platz. Danach ging es bergauf. Fairhope gewann für unser Team neun Rennen, und wenn jemand mich fragt, welches Pferd mein Lieblingspferd war, dann würde ich sagen Fairhope. Er lebt heute in unserer Nähe und wurde ein wunderbares Geländepferd.
Klar waren einige Pferde, die ich kaufte, auch nicht die Überflieger, aber es waren immer wieder außergewöhnliche Rennpferde dabei. Freude haben sie alle mir geschenkt, das steht fest. Bei einem Rennen in Blieskastel sah ich ein Pferd in einem Reitpferderennen, dass auf dem letzten Platz (mit Abstand zum Vorletzten wohlgemerkt) landete. Ich fand, dass er eine Super-Galoppade hatte und wollte dieses Pferd unbedingt haben. Er litt auch noch an Sarkoiden, die ich bis dato nicht kannte. Ich wusste gar nicht, dass diese Warzen oft nicht heilbar waren. Im Anschluss dachte ich, ich hätte einen Fehlkauf gemacht. Ich probierte es mit Naturmedizin, die tatsächlich anschlug. Ein Jahr später war alles weg. Es war Univers.
Er gewann u.a. einen Ausgleich III und Ausgleich IV in Köln, gemeinsam mit seinem Stallgefährten Assembly schafften sie es, vier Rennen in Serie in Köln an sich zu bringen. Ich war sooo stolz. Zurzeit besitze ich den Wallach Decadent Times, der uns noch im Dezember das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht hatte, indem er locker einen Ausgleich IV über 1100 Meter in Neuss gewann.
Nächstes Jahr ist mein anderes Pferd She`s Late auch wieder mit von der Partie, und ich freue mich so darauf. Ich hoffe, dass ich meine Pferde noch lange selbst im Training reiten kann. Für den Rennsport allgemein wünsche ich, dass es nicht immer weniger Rennbahnen gibt und dass man mit allen Mitteln um die Erhaltung der jetzigen Rennbahnen kämpft und vielleicht auch mal wagt, neue Wege zu gehen. Eigentlich arbeiten wir immer im Team. Meine Schwester ist die Trainerin und reitet auch im Training, und ihr Mann hilft, wo es möglich ist. Manchmal muss ich auch mal abtauchen, als Sporttaucherin gemeinsam mit meiner Freundin Birgit Rösch. Da schließt sich wieder der Kreis, denn Birgit kennt ja auch jeder aus dem Rennsport. Beruflich arbeite ich seit 27 Jahren im öffentlichen Dienst.
Eine Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, die mich letztendlich sogar ins Fernsehen brachte, war meine Nierenspende für einen treuen Sportsfreund. Damals ließ ich mich von niemandem abbringen, als ich sagte, ich wolle spenden. Zuerst dachten meine Freunde an ein paar Pralinen oder so. Aber ich hatte ganz anderes im Kopf und so wurden wir 2012 erfolgreich operiert. Was gibt es Schöneres, als ein Leben retten zu können? Rückblickend war das das Beste, das ich fertig gebracht habe, da ich eigentlich nie ein mutiger Mensch war. Aber was mich alles überwinden ließ, war mein unendliches Mitgefühl.
Mein Erfolgsgeheimnis ist, lieber mal zwei Schritte zurückzugehen, um drei Schritte voranzukommen. Eine artgerechte liebevolle Tierhaltung. Unsere Pferde dürfen jeden Tag, bei jedem Wetter auf die Koppel, dass macht Sie entspannter, ausgeglichener und glücklich. Jedes Pferd ist sozusagen ein Familienmitglied, das gehegt und umsorgt wird. Wir, meine Zwillingsschwester Barbara und ihr Mann Johannes, und ich sind ein eingespieltes Team für unsere Rennpferde, die wir so sehr lieben.“
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