Galopp+Insider Tolga Koyuncu: „Ich hoffe sehr, dass ich in Deutschland Fuß fassen kann“

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Es war eine der schönen Nachrichten dieses Winters im hiesigen Turf: Steffi Hofer, eine der erfolgreichsten Reiterinnen Deutschlands der vergangenen Jahre, heiratete mit Tolga Koyuncu einen aufstrebenden Jockey aus der Türkei. Und jetzt hat dieser nicht nur sein Glück in Deutschland gefunden, sondern bereichert auch die hiesige Jockey-Szene. Bei mehr als 1.000 Ritten insgesamt gewann der 29-jährige Tolga Koyuncu elf Rennen, war 23 mal Zweiter und 25 mal Dritter.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog berichtet Tolga Koyuncu über sein bisheriges Leben und seine Träume in Deutschland.

Stefanie Koyuncu und Tolga Koyuncu im Portrait am 25.03.2018 Renntag in Düsseldorf.

„Ich bin in Istanbul geboren und bin in diesen Job reingeboren worden, weil mein Vater auch Jockey war und Trainer. Dadurch hab ich auch gleich Reiten gelernt, als ich noch ganz klein war. Ich war natürlich jeden Tag im Stall, auch immer vor der Schule. Er hat mir auch beigebracht, immer zuerst Gentleman für alle zu sein, das ist eine wichtige Regel in meinem Leben.
Ich arbeite hart, um diesen Beruf noch professionell zu lernen, aber damit ist noch nicht Schluss. Als ich ein Kind war und zur Schule ging, hatte ich meine Träume, zum Beispiel wann fange ich an, zu reiten, oder wann gewinne ich mein erstes Rennen.
Ich beendete meine Schule und lernte Englisch, um weiterzukommen und auch woanders hin zu gehen. Der größte Erfolg bisher war mit einem Pferd von meinem Vater, dem Araber Maneko. Ich gewann mit ihm drei Rennen und habe lange mit ihm den Bahnrekord in Istanbul gehalten. Dort habe ich übrigens fünf Minuten Fußweg von der Bahn gelebt. Das ist auch meine absolute Lieblingsbahn.
lch erhielt später die Chance, nach Dubai zu gehen und begann dort zu arbeiten. Nach sieben Monaten gewann ich mein erstes Rennen dort. So ging auch ein kleiner Traum in Erfüllung. Es ist eine lange Geschichte, aber wenn du dein Leben respektierst und richtig lebst, wird alles gut werden.
2016 habe ich zum ersten Mal Stefanie getroffen, und nach zwei Jahren haben wir 2018 geheiratet. Ich schaue immer nach vorne und glaube im Leben an das Gute. lch mag Deutschland sehr, auch wenn es hier als Jockey harte Arbeit ist, im Gegensatz zur Türkei, da wir dort einen ganz anderen Arbeitsablauf haben.
In der Türkei fängt der Tag früh an. Ich gehe da morgens um 4 Uhr schon zum Training und bin dafür natürlich auch früh fertig. Dazu kommt, dass ich da nur Reiten muss. Das heißt, die Pferde werden von einem Pfleger zur Bahn gebracht, wo ich dann aufsitze und die Order vom Trainer bekomme. Dann reite ich das Pferd, komme zurück und gebe das Pferd wieder ab. Ich bespreche kurz mit dem Trainer, was los war und reite dann das nächste Pferd.
Es wird dort im Training auch viel auf Zeit geritten, was man hier in Deutschland nicht macht. Außerdem kann ich in der Türkei für jeden Trainer im Training reiten. Man ist dort nicht unbedingt bei einem Trainer angestellt. Manchmal reite ich nur zwei, manchmal aber auch zehn Pferde am Tag. Es kommt natürlich auch darauf an, ob man noch reisen muss, um Rennen zu reiten oder nicht. Und ob Galopptag ist.
In der Türkei sind jeden Tag Rennen an zwei verschiedenen Rennorten. Mein großes Vorbild ist Frankie Dettori, er ist einfach einmalig. Ich habe nur 1,1 Prozent meiner Rennen gewonnen, da ich nie einen großen Trainer in der Türkei zur Hand hatte, und daher bekommt man eher nur die schlechten Pferde in der Türkei. Die ich mir im Training dann so vorbereitet habe, dass sie gewonnen haben. Aber da jeden Tag so viele Rennen stattfinden, gibt es auch viel Nachwuchs, und somit ist es nicht leicht, gute Ritte zu bekommen. In der Türkei haben wir auch eine große Jockeyschule, an der jedes Jahr 50 Nachwuchsreiter ausgebildet werden, die vorher genau ausgesucht werden. Die Voraussetzungen eines Jockeys müssen stimmen. Das heißt man muss sportlich sein, nicht zu groß und leicht.
Tolga Koyuncu im Portrait am 25.03.2018 Renntag in Düsseldorf.

Ich arbeite zur Zeit bei Steffis Vater Mario Hofer in Krefeld, wo wir auch wohnen, und er gibt mir gute Chancen. So wie in Köln mit Diamantfee, als ich mit ihr gleich Zweiter wurde. Es ist natürlich ein großer Vorteil, dass ich hier in Deutschland eine Gewichtserlaubnis von drei Kilo habe und auch leicht reiten kann, derzeit 51 Kilo. lch hoffe sehr, dass ich hier Fuß fassen kann und werde immer mein Bestes geben, um zu zeigen was ich kann.
Zum Glück hatte ich noch keine schweren Stürze bisher. Ich gehe viel laufen und spiele gerne Fußball. Daher bin ich sehr leicht und kann dieses niedrige Gewicht reiten. Meine Hobbys sind Fußball schauen und Musik hören. Mein Vater und meine Mutter leben in Istanbul. Mein Bruder ist nur für ein paar Monate da. Ansonsten arbeitet er auch als Jockey im Oman, in Dubai und Katar.
Ich habe auch viele Verwandte, die hier in Deutschland leben und bin daher natürlich glücklich, dass ich sie jetzt öfter sehen kann. Mein Ziel ist es natürlich, hier so viele Rennen wie möglich zu gewinnen. Was ich nach dem Sport machen will, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, da ich mich erstmal auf jetzt konzentrieren möchte.
Herzlichen Dank auch an RaceBets, dass ich hier meine Geschichte und meine Hoffnungen in meiner neuen Karriere und meinem neuen Leben aufzeigen kann.“

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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