Am 3. Oktober ist der Tag der Deutschen Einheit. In Berlin Hoppegarten wird der Preis der Deutschen Einheit gelaufen. Das ist ein passender Anlass, um auf den Galopprennsport in der untergegangenen DDR zu schauen.
Neustart in Leipzig, Birkhahn als doppelter Derbysieger
Sechs Rennbahnen gab es in der einstigen DDR. Sie alle hatten natürlich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg existiert und sie wurden wie man so sagt wiederbelebt. Nach dem Krieg fanden sogar die ersten Rennen im gesamten Deutschland in Leipzig statt. Sechs Rennen mit 27 Pferden gab es auf Wunsch der Russen am 12. August 1945, also wirklich äußerst knapp nach dem Ende des Krieges.
Leipzig wurde zu einem wichtigen Standort in der damaligen Ostzone. In dieser Stadt wurde auch ein Hengst mit dem Namen Birkhahn trainiert. Im Jahre 1948 gewann er in Hamburg das Deutsche Derby. Zuvor war er bereits im Hoppegartener Großer Preis der Dreijährigen erfolgreich gewesen, also im Derby der DDR.Nach seiner Karriere wurde Birkhahn in Westdeutschland ein äußerst einflussreicher Deckhengst.
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Hoppegarten: die wichtigste Bahn der DDR
Hoppegarten war vor dem Krieg die Rennbahn Nummer 1 in Deutschland bzw. im Großdeutschen Reich. Und es handelte sich auch um die wichtigste Bahn in der DDR. Allerdings war es natürlich nicht mehr so wie früher. Die Anzahl der Pferde hatte nach dem Krieg nicht mehr das Niveau der vorherigen Jahrzehnte, das gleiche galt auch für die Klasse der Pferde.
Namhafte Zuchtstätten hatten sich in westliche Regionen verabschiedet. Aber man hatte bereits im Jahr 1947 das Derby der DDR erstmals laufen lassen, unter dem zuvor genannten Titel. Es gewann Harlekin, im Sattel saß mit Otto Schmidt einer der Jockeystars der Zeit vor dem Krieg. Letzter Sieger im Derby der DDR wurde im Juni 1990 der Hengst Filutek, der in den Farben des VE Graditz antrat und somit für einem früh im Jahrhundert den gesamtdeutschen Galopprennsport dominierenden Besitzer.
Die weiteren Rennbahnen in der DDR
Dresden, Halle und Magdeburg boten ebenfalls Galopprennen. Die Dresdner Trainingszentrale hatte über die Jahre namhafte Trainer gesehen, unter anderem die spätere westdeutsche Legende Heinz Jentzsch. Auch die Gröschel-Brüder sammelten dort erste Erfahrungen, am Stall ihres Vaters. Hans-Jürgen Gröschel hat seine Karriere als Trainer bekanntlich erst Anfang 2021 beendet.
Magdeburg und Halle waren eher kleinere Bahnen, wobei in Magdeburg eines der wichtigsten Hindernisrennen des Landes entschieden wurde. Die heute nicht mehr betriebene, wohl aber existente Bahn in Gotha war eine weitere noch zu erwähnende Rennbahn in der DDR. Wer jetzt an Bad Doberan denkt, dem sei gesagt, dass die Bahn nach dem Zweiten Weltkrieg vergessen wurde und verfiel. Der Neustart erfolgte erst nach der Wiedervereinigung.
Und die Traber?
Trabrennen gab es nur auf einer Bahn in der ehemaligen DDR: in Berlin-Karlshorst. Diese Anlage wurde wohl auf Wunsch der Russen umgestaltet, denn vor dem Zweiten Weltkrieg handelte es sich um die wichtigste Hindernisbahn im Deutschen Reich.
Die Finanzierung des Sports
Bis in das Jahr 1989 bekamen alle Rennbahnen in der DDR laut einer Recherche 13,5 Millionen Ostmark. Jedes Jahr, sozusagen als Stütze. Folglich brauchten sie keine Sponsoren, es wurde alles bezahlt. Und das führte nach der Wende zu Problemen, es gab kein Netz aus Sponsoren, man fing bei Null an, hatte zudem wenig Erfahrung beim Wirtschaften. Die Treuhandanstalt und ihre Nachfolgeorganisationen verwaltete für eine Übergangsphasen die Rennbahnen. Artur Böhlke, damals Direktor des VEB Vollblutrennbahnen, bekam den Auftrag, den Betrieb abzuwickeln. Auch um die 700 Rennpferde mussten verkauft werden, denn sie waren volkseigene Rennpferde ohne eigene Besitzer.
Über das Niveau
Das Niveau der Galopprennen in der DDR war nicht so hoch wie das im Westen. Es gab allerdings über viele Jahrzehnte keine Vergleiche, seltene Ausnahmen in der Zeit vor dem Mauerbau stehen jedoch in den Annalen. Wenn überhaupt konnten die Trainer und Reiter aus der DDR bei Vergleichskämpfen im Ostblock antreten und schnitten dort das eine oder andere Mal gut ab. Aber sie waren definitiv nicht führend.
Und dann gab es am 31. März 1990 den so genannten Deutsch-Deutschen Renntag in Hoppegarten. Die aus dem Westen des noch nicht vereinten Deutschlands anreisenden Starter dominierten alle gemeinsamen Prüfungen, obwohl diese als Handicaps ausgeschrieben worden waren. Die Starter aus dem Westen trugen also viel mehr Gewicht als die aus dem Osten. Es nützte nichts. Vier Mal gewann übrigens der Jockey Peter Schiergen. 45.000 Zuschauer waren vor Ort.