Ich sehe schon die ganzen Mädels kreischen und sich die Kleider vom Leib reißen. Bald kommen sie wieder, die schlimmen Bilder von PeTA (die haben die ja praktischerweise im Kästchen und lassen die kurz vor Cheltenham und Co. wie Springteufel heraus). Die Tierschützer haben einen ganzen (zugegeben: recht kleinen) Fundus an Horrorbildern, die sie pünktlich dann hervorholen, wenn die Hindernisrennen in die Saison starten. Leute, die den Mist so oft wie ich gesehen haben, merken sogar wie oft sie dieselben Bilder zeigen. Offensichtlich macht sich halt keiner die Mühe zu irgendeiner Bahn zu fahren und die angeblich täglichen Unfälle zu dokumentieren. Und überhaupt, wir haben doch noch Bilder von der Velka 2001! Das ist auf jeden Fall repräsentativ für den englischen Hindernissport 2018. Ostblock… wie herum muss ich eigentlich die Weltkugel drehen, damit England im Osten liegt? Na, wird schon passen.
Fakt ist aber, dass Pferde, nur weil sie zu Fall kommen, nicht sterben. Mein Pferd ist auch schon auf die Nase gefallen, wie ihr seht: Der lebt noch. Und ja, der ist in einem deutschen Hindernisrennen hingefallen (und bei uns aufm Platz auch mal… huch! Vier Beine! Das ist überraschend! – Boing!). Ja, sie müssen sich nicht mal gravierend verletzen, werden aber natürlich trotzdem einem Tierarzt vorgeführt. Man kann ja nie wissen. Fakt ist auch, dass gar nicht so viele Pferde stürzen, wie man immer meint. Es ist ja nicht so, als würde das halbe Feld nachher à la vom Winde verweht da liegen und noch so halb mit den Hufen winken, bevor da jemand mit dem Bajonett durchgeht und die alle totmacht. Auch wenn uns Tierschützer das natürlich gerne erklären wollen. Aber: Das Risiko ist immer vorhanden. Ein falscher Tritt im Galopp (kleine Unebenheit) und das Bein ist durch und zwar unrettbar. Das gilt erst Mal für jedes Pferd, da der punktuelle Druck, der auf einem Bein lastet während des Galopps am Stärksten ist, da der Speed hier natürlich auch eine Rolle spielt. Das gilt auch für das fette Pony auf der Nachbarwiese. Schnelle Gangart + Loch = Bein durch, wenn man Pech hat.
Beim Hindernisrennen kommt der Effekt des Springens dazu. Beim Aufkommen ist noch einmal mehr Risiko als bei einem schnöden Galopp. Zudem reden wir hier von einer Pferdegruppe, die nicht immer gleichzeitig in schönem Flow über die Hindernisse kommt. Es kann also völlig unverschuldet zu einem Sturz kommen – muss aber wie gesagt noch lange nicht tödlich ausgehen.
Seid euch darüber bewusst, dass etwas passieren kann, wenn ihr euch ein Hindernisrennen anschaut – aber seid euch auch darüber bewusst, dass meistens gar nichts passiert, außer, dass halt ein Pferd gewinnt und die anderen nicht. Manchmal fällt auch ein Jockey runter. Die brauchen manche Hindernispferde sowieso nicht – gibt ja einige Kandidaten die das ganze Rennen noch mitspringen, statt an den Hindernissen vorbeizulaufen. Der kleine Mann da oben drauf? Jaja, brauchen wir nicht. Hindernispferde haben schon echt Spaß an ihrem Job. Sogar meiner. Der findet Springen richtig prima und hat da Lust drauf. Obwohl er mal auf die Nase gefallen ist. Es gibt in jeder Sparte Pferde, die ihren Job gerne machen, die ihn machen, weil das halt so ist und welche, die es nicht gerne machen. Die will man allerdings auch echt nicht im Hindernisrennen unterm Sattel haben.
Man muss selbst wissen, ob man Hindernisrennen jetzt gut oder schlecht findet. Oder sagen wir: großen Hindernissport. Die E-Hindernisse, die wir in Deutschland hupfen, da lacht ja jeder Reitschüler drüber, der einmal die Springstunde geritten ist. Natürlich ist da auch Speed hinter, aber sie sind halt wirklich klein, verglichen mit den großen Hindernisrennen im Ausland.
Aber wenn man die alten Hasen mal über die Hindernisse jagen sieht, so im Nebel und Sprühregen (es gibt ja irgendwie kaum was Englischeres als ein Jagdrennen), dann hat das sehr wohl seine ganz eigene Faszination, die man auch genießen darf. Ganz egal, was PeTA und Co. darüber erzählen. Sollen die doch weiter immer dieselben Bilder zeigen. Aufgeschlossene Leute gucken sich das selbst mal an. Oder zumindest am Fernseher.
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