Vergangenen Samstag wurde es für Duke und mich ernst: Das erste (und vorläufig letzte) Geländeturnier des Jahres. Mein fünfjähriger Ex-Galopper stand bereits seit dem Turniervorbereitungs-Training am Donnerstag im Veranstaltungsstall (den Bericht zum Vorbereitungskurs gab es letzte Woche hier im Blog). Damit lief der Turniertag deutlich entspannter, als wenn wir morgens noch Hänger fahren müssten.
Inddor Geländeturnier, Blonhofen 2020
Der frühe Vogel …
Morgens um 4 ging der Wecker: Beim ersten Turnier des Jahres sprang ich noch motiviert aus dem Bett und fing zügig an, Turnieroutfit usw. zusammenzupacken. Kurz vor 5 fuhren mein Bullymischling Oskar und ich dann Richtung Allgäu, um Duke um 6.30 Uhr sein heiß ersehntes Frühstück zu bringen. Während der Rote sein Müsli mampfte, legte ich das Sattelzeug parat, schnallte die weiße Turnierschabracke unter den Springsattel und polierte ein letztes Mal das Leder.
Ab 7 Uhr wurde dann Pferd geputzt und poliert. Schweifspray ist Pflicht. In Stil-Springen wird die Mähne nicht nur gekämmt, sondern auch sauber eingeflochten. Schwarzes Huffett rundet den guten Gesamteindruck ab, den man bei einer Stil-Springprüfung machen möchte.
7.30 Uhr saß dann der letzte Zopf perfekt. Next Step: Parcoursbesichtigung. Die nette Fränkin aus der Nachbar-Gastbox (3 Stunden Anfahrt für eine Prüfung mit 44 Startern und einer Satteldecke als Preis für den Sieger) gesellte sich dazu und auf der Strecke traf man dann viele bekannte Gesichter. Es gibt in Bayern nicht unendlich viele schöne Buschturniere. Damit wird jede größere Veranstaltung zum reinsten Familientreffen mit vielen Freunden, Kollegen und bekannten Gesichtern.
8.00 Uhr: Stil-Geländeritt
Die erste bayerische Geländeprüfung des Jahres begann pünktlich. Beim Stil-Geländeritt gilt es, auf der Geländestrecke einen rhythmischen und harmonischen Ritt zu präsentieren. Ich hatte eigentlich gezielt eine Prüfung der Klasse E genannt, damit ich meinem Jungpferd vorher die Sprünge zeigen kann: Das ist in speziell ausgeschriebenen Jungpferdeprüfungen und üblicherweise auch in der Einsteigerklasse E erlaubt. Nur bei diesem einen Event leider nicht. Schade.
Herausforderungen auf der Strecke? Wirklich spannend dürfte das sogenannte Eulenloch werden: Aus der Ecke sehen die Pferde den Baumstamm erst spät, über den sie durch einen Tannengrün-Ring springen müssen. Sie bremsen. Sie staunen. Dahinter müssen die Reiter dann kräftig treiben, um in der Distanz passend mit fünf Galoppsprüngen zum nächsten Holzstapel zu kommen. Spannend fand ich auch den Trippelbarren: Drei unscheinbare Naturstangen, die, im Gegensatz zu den massiven Stämmen und Kisten, bei einer leichten Berührung fallen. Heißt, der Anritt muss perfekt passen oder man kassiert Strafpunkte.
Auf dem Abreiteplatz machte sich bezahlt, dass Duke die Anlage bereits am Vortag in Ruhe besichtigen konnte. Er war kein bisschen nervös oder spannig (ein häufiges Problem an fremden Orten), sondern ab der ersten Runde konzentriert und höchst motiviert. Mit dem auf Abreiteplätzen üblichen Autoscooter-Gedrängel konnte er so gar nichts anfangen: Doch nach zwei kräftigen Tritten nach hinten hielten alle Kollegen respektvoll Abstand. Mein Fuchsi ist halt ziemlich groß. Brutal schnell mit der Hinterhand. Und hat ein gesundes Selbstbewusstsein. Darum trägt er auch ein rotes Schleifchen im Schweif, dass den anderen Reitern “Vorsicht” signalisiert. Und sollte man nicht mit Characho hinten draufreiten oder auch nur dicht an unseren Hinterbeinen vorbeidüsen.
Beim Betreten der Prüfungshalle kam sie dann doch: Die Aufregung. Bei Duke. Und auch bei mir. Am ersten Hindernis zögerte er doch glatt: Sprang aber auf mein Signal bereitwillig los. Ruhe. Rhythmus. Ruhe. Rhythmus. Dem Pferd Sicherheit geben. Bloß keinen Stress machen. Ruhig bleiben. Rhythmus halten. Pferd mit einer positiven Erfahrung Heim bringen. Am Eulenloch kam mir das ruhige Grundtempo zu Gute: Duke erkannte die Aufgabe spät, stockte, verstand und sprang los. Vor lauter ruhig und rhythmisch ritt ich teilweise etwas zu zögerlich. Am Trippelbarren kam ich vor lauter gutem Willen nicht passend und kassierte Strafpunkte. Ruhig bleiben. Rhythmus reinbringen. Weiter reiten. Den Kleinen nicht hektisch werden lassen.
Unterm Strich war Runde 1 sicherlich sehr weit entfernt von perfekt. Doch für unsere zweite gemeinsame und seine allererste Indoor-Prüfung war ich mehr als glücklich. Brav. Heil. Zufrieden. Mehr wollte ich beim ersten Umlauf nicht.
Runde 2: Zeitspringen
4 Stunden später kam unsere zweite Prüfung. Dieses Mal wurde über ähnliche Hindernisse geritten; jedoch über mehr Sprünge auf engeren Wendungen. Und am Ende zählte nicht die Stilnote, sondern lediglich die Zeit. Die Wertungsweise war mir natürlich egal: Auch dieses Mal ging es mir noch darum, dass mein Pferd Routine im Turniergeschehen sammelt und am besten Spaß daran findet.
Die Rechnung ging auf.
Auf dem Abreiteplatz erwog ich noch kurz, abzubrechen. Duke war sehr gemütlich unterwegs und machte nicht wirklich den Eindruck, als hätte er Kraft für eine weitere Prüfung. Ich beschlosss, zumindest die leichten Sprünge 1 bis 3 der Prüfung zu reiten und dann (falls ihm wirklich die Kraft ausgeht) vor der ersten schweren Aufgabe – aus einer Kehrvolte in eine Endmaß-Kombination mit zwei Galoppsprüngen zwischen den eher schmalen Hindernissen – abzubrechen. Doch die Rechnung hatte ich ohne meinen Roten gemacht. Denn beim zweiten Umlauf kannte Duke seinen Job.
Wir betraten die Prüfungshalle. Der Blüter warf den Motor an. Und ab ging die Post! Plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl, mein Pferd zum Sprung zu reiten. “Wohin?!”, fragte der große Schlacks unter mir. Ich steuerte. Er packte an. In den engen Wendungen musste ich noch mithelfen: Nach dem 2019er Wachstumsschub ist Duke noch nicht perfekt in seinen Körper gewachsen (er ist ja erst 5 Jahre) und hat noch keine ideale Balance. Dann kamen wir auch mal dicht zum Sprung. Auf großen Linien wurde er von Sprung zu Sprung lockerer. Mutiger. Größer.
Dass es am Ende sogar für ein Schleifchen reichte (Platz 5 von 28 Startern) war für mich Nebensache: Duke platze vor Stolz, als er die Halle verließ. Er wusste ganz genau, dass er einen bombigen Job gemacht hat. Die vor Glück fast heulende und überschwänglich lobende Reiterin tat ihr übriges, um ihn noch zufriedener zumachen. Belohnungsmöhren und -Müsli mit einem Schuss Elektrolyte. Ein Stündchen durchschnaufen. Dann ging es zurück in die Heimat. Noch ein Stündchen mit den Kumpels spielen und dann pünktlich zum Abendessen wieder in die Box.
Wie geht es weiter?
Tja, das fragen wir uns dieser Tage wohl alle. Erst einmal einen ganz, ganz herzlichen Dank dem Gestüt Obere Mühle, die den Buschreitern in schweren Zeiten einen wunderschönen Saisonauftakt geliefert haben. Hoffen wir, dass es nicht das letzte Turnier der Saison war. In den nächsten Wochen steht wohl bei uns allen das Thema Gesundheit im Vordergrund. Alles andere ist zweitrangig.
Stay Safe. Stay Healthy. Stay at Home. Dann kehrt unser Leben hoffentlich zügig zurück in geordnete Bahnen.
Der Turniertag: So erstelle ich meinen Zeitplan
9.00 Uhr Start
8.30 Uhr aufsitzen.
8.20 Uhr satteln. Weiße Reithose anziehen.
8.00 Uhr den ersten Startern auf der Indoor-Geländestrecke zuschauen.
7.45 Uhr mit den Buschkollegen die Geländestrecke besichtigen. (Besichtigung mit Pferd war leider nicht gestattet: Mit jungen Pferden ist es in der Regel sehr hilfreich, wenn sie Halle und Sprünge vorher einmal anschauen dürfen.)
7.00 Uhr Pferd putzen und Mähne einflechten (in Dressur- und Stil-Springprüfungen Pflicht), Hufe einfetten.
6.30 Uhr Pferd füttern im Allgäu, Sattelzeug bereitlegen.
5.00 Uhr Abfahrt in München.
4.00 Uhr Wecker.