Alexa von der Recke wurde in den Rennsport „hineingeboren“. Auf dem Blog berichtet Sie über ihr Faible für den Turf.
Ihr Vater Christian ist einer der erfolgreichsten Trainer von Galoppern in Deutschland. Wann war Ihr Interesse am Rennsport geweckt?
Alexa von der Recke: Natürlich habe ich, wie viele andere „Rennsportkinder“, seit Geburt ein gewisses Grundinteresse am Pferderennsport. Unser Haus befindet sich keine 10 Meter Luftlinie von unserem Stall entfernt, meine Kindheit hat sich somit quasi jede freie Minute am Stall abgespielt. Eine typische Kindheit ist das natürlich nicht unbedingt, allerdings wurden meine Schwester und ich so bereits in frühen Jahren bei Wind und Wetter von Pferden, dem Training und dem Rennsport geprägt.
Seit mittlerweile fast 10 Jahren bin ich nun auf nahezu allen Rennbahnen in Deutschland und dem nahen Ausland unterwegs. Es bereitet mir enorm viel Spaß und erfüllt mich auch mit großem Stolz, wenn das „eigene“ Pferd gewinnt und man den Sieger vom Geläuf holen kann. Im täglichen Training reite ich allerdings erst seit ca. 1,5 Jahren, der Respekt war vorher noch zu groß.
Um diesen Respekt, besonders für die enorme Schnelligkeit, zu verlieren, bin ich nach meinem Abitur für etwa ein Jahr nach Newmarket, England gegangen. Dort habe ich bei Longholes Ldt. gearbeitet, ein Zentrum für Rennpferde, das sich sowohl auf das „Breakring & pre-training“, sowie die Rehabilitation nach Verletzungen spezialisiert hat. Das Zentrum hat zwei „Spas“, einen Aquatrainer, ein Laufband, eine Salzkammer zur Behandlung für Atemwege, viele große und kleine Paddocks, eine Vibrationsplatte mit Solarium und große Führmaschinen. Während meiner Zeit dort hatte ich die Möglichkeit, viel über Verletzungen und deren Behandlung („after-care“) sowie dem Umgang mit jungen Pferden zu lernen.
Seit meiner Rückkehr aus Newmarket bin ich nun auch bei uns fast täglich im Training und hatte bereits die Chance, bei Marco Botti (Newmarket) und Jonjo O’Neill (Cheltenham) ausreiten zu dürfen. Auch das waren sehr wertvolle Erfahrungen für mich, die ich nicht mehr missen möchte.
Was bedeutet für Sie die Arbeit mit den Pferden? Und was sind Ihre Aufgaben im Rennstall?
Recke: Die Arbeit mit den Pferden bedeutet mir sehr viel und ist ein schöner Ausgleich zu meinem Alltag. Bei uns im Rennstall Recke reite ich morgens im Training und helfe anschließend bei den verschiedensten anderen Aufgaben im Stall. Durch meine Vorerfahrungen unterstütze ich auch sehr gerne unsere langjährigen Tierärzte von der Pferdeklinik Burg Müggenhausen. Ich finde es sehr spannend, die Entwicklung der Pferde zu verfolgen und der tägliche Kontakt hilft mir, die Pferde und ihre Eigenarten besser kennen zu lernen. Ein eigener Charakter bedeutet auch immer eine individuelle Betreuung der Pferde. Das birgt sowohl viele verschiedene Herausforderungen, aber auch mindestens genau so viel Spaß. Eine weitere Aufgabe die mir sehr viel Spaß macht, ist die Vermittlung von momentanen Rennpferden in ihre „zweite Karriere“ als Freizeitpferd. Zusammen mit meinem Vater, meiner Schwester und pferdebegeisterten Freunden sitzen wir oft stundenlang zusammen und „basteln“ tolle Texte zur Beschreibung unserer Pferde. Damit möchten wir sicherstellen, dass Interessierte die Pferde (zusammen mit einem Besuch bei uns im Stall) bestmöglich kennenlernen.
Viele Infos für die Follower
Sie sind auch für die Social Media-Seiten des Stalles verantwortlich. Was sind Ihre Schwerpunkte?
Recke: Dadurch, dass unsere Anlage früher ein Trabergestüt war, haben wir sehr viel Platz rund um unsere Stallungen. Auch eine Vielzahl an Koppeln sind bei uns auf dem Gelände vorhanden, welche wir den Pferden natürlich nicht vorenthalten. Dem ganzen Team im Rennstall Recke ist es wichtig, unseren Followern einen möglichst detaillierten und echten Eindruck hinter die Kulissen zu bieten. Wer unsere Social-Media-Accounts auf Facebook und Instagram verfolgt, weiß, dass vor allem das tägliche Training und der Koppelgang im Vordergrund steht. Zudem haben wir direkt am Stall einen großen Wald, der enorm viele Möglichkeiten für alternative Trainingsmöglichkeiten und Sonntagsausritte bietet.
Als langjähriges festes Mitglied im Rennsport liegt es der Familie von der Recke sowie dem gesamtem Team um den Rennstall Recke besonders am Herzen, den Rennsport sowie den (Pferde-)Alltag sehr realistisch zu dokumentieren. Besonders gegenüber Neulingen oder eher uninteressierten Leuten hat der Sport allgemein ein eher schwieriges Standing. Um daran zu arbeiten möchten wir alle zusammen unseren Teil dazu beitragen.
Womit wollen Sie junge Menschen oder Neulinge für den Turf begeistern? Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Resonanz?
Recke: Meiner Meinung nach eignet sich ein Besuch in den Stallungen oder auf der Rennbahn dazu am besten. Ich versuche, meinen Freunden und Bekannten möglichst viel vom Rennsport zu zeigen. Wichtig ist mir dabei auch, dass sich alle ein eigenes Bild des Sportes machen und dies dann hoffentlich auch in ihrem Freundeskreis weiter tragen. Wie bereits erwähnt spielen auch unsere Social-Media-Accounts hier eine große Rolle. In der heutigen Zeit ist es darüber mit am einfachsten, junge und interessierte Leute zu erreichen. Unsere Inhalte sind daher auch möglichst immer darauf ausgelegt, den Stall und die Abläufe detailliert darzustellen. Auch die persönliche, direkte und unkomplizierte Kontaktaufnahme zu uns soll es jungen Leuten ermöglichen, einen einfachen und entspannten Einstieg in den Rennsport zu bekommen. Alles in Allem bin ich sehr zufrieden, und die Rückmeldung ist durchweg positiv. Uns erhalten viele private Nachrichten mit Fragen oder einfach Komplimenten zu unserem Rennstall. Super ist es auch, wenn auf der Rennbahn treue Fans zu uns kommen und die Pferde erkennen. Des Weiteren haben wir auch immer wieder viele neue Amateure am Stall, die uns fleißig unterstützen! Dafür sind wir sehr dankbar.
Haben Sie selbst auch mal daran gedacht, Reiterin zu werden? Was sind Ihre persönlichen Lieblingspferde im Stall? Und weshalb?
Recke: Nein, nicht wirklich. Durch mein Pedigree war sehr früh klar, dass ich zu groß und zu schwer für den Rennsport werde. Mein letztes Lieblingspferd „Box Office“ hat leider vor wenigen Wochen den Stall verlassen und nun eine „zweite Karriere“ als Freizeitpferd vor sich. „Champ“, wie wir ihn immer liebevoll genannt haben, ist mit Sicherheit einigen Leuten ein noch allgegenwärtiger Name: im Mannheimer Badenia-Jagdrennen im April 2019 war er der 2000. Sieger für den Rennstall Recke. Neben diesem grandiosen Sieg, bei dem natürlich die ein oder andere Freudenträne floss, hatten wir auch eine Vielzahl weiterer, unvergesslicher Momente zusammen: so z.B. das Schwimmen durch den See in Bad Harzburg als Vorbereitung für seine Jagdrennen, unzählige Sonntagsausritte, die Vorbereitungen für seine Auftritte beim Skikjöring in St. Moritz und viele mehr.
Seit seinem ersten Tag bei uns im Stall bin ich ihn fast täglich geritten und konnte „Boxi“ so kennenlernen und Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten gewinnen. Neben seinem tollen Charakter war er auch unser Social-Media-König, da er sehr vielseitig und oft in unseren Beiträgen zu sehen war. Er wusste immer genau wann es drauf ankommt und wurde daher mein persönlicher „Champ“.
Aus der Vergangenheit möchte ich gerne auch Basillus erwähnen. Der (etwas zu) große Fuchs- Wallach war der erste, mit dem ich ein Canter um die Bahn absolviert habe. Bei ihm zu Buche steht sogar ein Sieg im belgischen Mons! Ich war damals unglaublich stolz auf unseren „Großen Jungen“, der allerdings alles in allem etwas zu wenig Talent für den Rennsport mitbrachte. So wurde er relativ schnell mein persönliches Reitpferd und wuchs in seine Rolle als Führpferd für unsere Jährlinge hinein. Auch für Ausritte bei unserem Ex-Recken „Polski Poseidon“ war Basillus immer bestens geeignet.
In seiner zweiten Karriere macht „Duke“ (er hat nun einen neuen Namen bekommen) nun fleißig Werbung für Rennpferde im Freizeitbereich. Seinen Werdegang kann man bei Instagram („ein_rennpferd_geht_in_rente“), Facebook („Ein Rennpferd geht in Rente“) und im eigenen RaceBets-Blog (Pferd im Busch) nachlesen.
Des Weiteren ist natürlich unser alter Freund „Eric“ zu erwähnen. Der sympathische kleine Fuchshengst, welcher unter unserer Regie bspw. das Ferdinand-Leisten-Memorial (höchstdotiertes Zweijährigen Rennen) gewonnen hatte, konnte sogar den 4. Platz im Deutschen Derby für uns erlaufen. Diese tolle Leistung konnte er mit einem Gruppe 3-Sieg bestätigen und im folgenden Jahr sogar den 3. Platz im Gerling-Preis für den Rennstall Recke erzielen! Ein toller Kämpfer mit ganz großem Herz. „Eric“ wird uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.
Aktuell ist unser Melodino mein Liebling im Stall. Er ist ein wahrer Riese und wird von uns liebevoll „Friendly Giant“ genannt. Trotz seiner beeindruckenden Größe hat er dennoch regelmäßig Angst vor seinem eigenen Schatten, genau das macht ihn aber so liebenswürdig. Er bekommt von mir immer eine Extraportion Aufmerksamkeit, die er hat sich nach dem Training auch redlich verdient. Leider hatte er in seiner bisherigen Zeit bei uns nicht allzu viel Glück, wie beispielsweise bei seinem Ausflug nach St. Moritz. Trotzdem sind wir weiterhin guter Dinge und freuen uns mit ihm zusammen auf seine weiteren Aufgaben.
Aktive Rennpferde, die ich auch noch gerne mag, sind Sergeant, Scalero und Galway Girl, die sich großer Beliebtheit im Stall erfreuen. Besondere Pferde, die mir in Erinnerung geblieben sind: Richelieu, Palmetto Bay, Septimer, Cadmium und Exactoris.
Zwischenstation Newmarket
Was machen Sie beruflich? Was waren Ihre bisherigen Stationen?
Recke: Wie schon erwähnt verbrachte ich nach meinem Abitur ein Jahr in Newmarket. Aktuell studiere ich Intermedia an der Universität zu Köln. Bei diesem Studiengang werden zentrale Aspekte der erziehungswissenschaftlichen Medienforschung und Medienpädagogik, der Medienkulturwissenschaft, Medienästhetik sowie der Medienpsychologie vermittelt. Der Studiengang ist extrem praxisorientiert, weshalb die Studieninhalte eher mit Projekten als Klausuren vermittelt werden. Nebenbei arbeite ich noch bei der Sport-Welt, pflege unsere Social-Media Seiten und arbeite bei meinem Vater.
Wie reagieren Ihre Freunde/Freundinnen von außerhalb des Metiers, wenn Sie vom Rennsport erzählen?
Recke: Meine beste Freundin, Lisa Straube, unterstützt uns wo sie kann und kommt fast täglich vor der Arbeit reiten. Außerdem fährt sie auch gerne mit auf die verschiedensten Renntage, besonders natürlich, wenn ihr Lieblingspferd Shrubland läuft. Da ist auch mal eine Reise nach Nancy, Frankreich nicht zu weit. Ihr Freund Yannick hilft uns auch sehr. Obwohl er, bevor er Lisa kennengelernt hat, noch überhaupt nichts mit Pferden zutun hatte und noch immer großen „Respekt“ vor Pferden hat, lässt er sich mittlerweile gut in die tägliche Arbeit integrieren. Außerdem versorgt er unsere Social- Media Accounts mit Videos und Bildern vom täglichen Training und, wenn ich selber im Einsatz bin, unseren Pferden an Renntagen.
Auch andere Freundinnen waren schon einige Male bei uns reiten und finden mein Hobby sehr spannend und interessant. Einige kommen auch manchmal nur um die Pferde mit Äpfeln und Möhren zu versorgen. Viele waren sogar schon mal mit uns auf der Rennbahn. Natürlich habe ich auch Freunde die mit Pferden nicht ganz so viel am Hut haben. Wenn Lisa & ich dann mal wieder in unseren Rennpferdetalk vertieft sind, verstehen die dann meistens nur Bahnhof…
Scalero hat den längsten Hals Deutschlands
Was waren Ihre bislang schönsten Erlebnisse auf der Rennbahn?
Recke: Meine schönsten Erlebnisse waren sowohl der Sieg von „Box Office“ im Badenia Jagdrennen in Mannheim, sowie sein 4. Platz im Skikjöring in St. Moritz im vergangenen Winter. Das hat sich fast wie ein Sieg angefühlt. Ganz besonders schön waren auch die Siege von „Eric“ in St. Moritz oder Palmetto Bay in Köln und Baden-Baden. Mit viel Spannung und Vorfreude beobachten wir auch immer die Rennen von Scalero. Der freundliche Wallach hat wohl den längsten Hals Deutschlands und kommt gerne auf den letzten Metern zum Sieg angeschlichen. Alles in allem ist jeder Sieg (und jede Platzierung) schön, da man sehr viel Zeit, Fleiß, Arbeit und auch Hoffnung in die Pferde steckt und so eine gewisse Bestätigung bekommt.
Welche Rennbahnen möchten Sie in der Zukunft besuchen?
Recke: Seit meiner Zeit in Newmarket haben es mir englische Rennen & Rennbahnen besonders angetan, so war ich vor kurzem bereits das dreimal in Folge in Cheltenham. Eine tolle Bahn, welche ich jedem Hindernisfreund nur wärmstens empfehlen kann! Auf meiner Liste steht definitiv noch das Royal Ascot-Meeting. Die Rennen, die Anlagen sowie das Ganze „Drumherum“ hat hier nochmal eine ganz andere Stufe als in Cheltenham oder bei uns in Deutschland. Natürlich ist jede außergewöhnliche Bahn noch schöner zu bestaunen, wenn man einen eigenen Starter dabei hat und somit auch die Abläufe hinter den Kulissen hautnah miterleben kann.
Haben Sie in Deutschland eine bevorzugte Bahn? Was sind Ihre Hobbys?
Recke: In Deutschland bin ich sehr gerne in Bad Harzburg. Es ist jedes Jahr aufs Neue sehr schön dort, da Herr Ahrens mit seinem Team sehr viel Arbeit in Bahn und Rennen steckt. Dadurch, dass wir meist für 9 Tage dort bleiben, fühlt es sich für Reiter & Pferd fast wie Urlaub an. Die Bahn ist zu jederzeit in sehr gutem Zustand und es macht immer sehr viel Spaß, den Berg ausgangs der Gegenseite im Training hinunter zu galoppieren. Auch die Möglichkeit in den See zu gehen nach dem Training ist bei den meist sommerlichen Temperaturen eine absolute Wohltat. Natürlich bin ich auch gerne in Mannheim, da wir dort meistens viele Starter haben und auch schon tolle Erfolge feiern konnten. Dadurch, dass Köln bei uns ganz in der Nähe ist, liegt es auf der Hand, dass ich auch dort gerne mit unseren Pferden zu Gast bin. Für andere Hobbys habe ich keine Zeit, da mein Vater immer eine Aufgabe für meine Schwester und mich hat – Langeweile gibt es bei uns nicht!