Insider-Talk mit Alexandra Vilmar: „Ach was hat einen besonderen Platz in meinem Herzen“

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Alexandra Vilmar  gewann bislang 41 Rennen im Sattel, vor allem mit dem Pferd Ach was bildete sie ein Dream Team. Zuletzt ist es ruhig um sie geworfen, was macht die Münchenerin heute? Hier ein Insider-Talk mit der Münchenerin.

Sie haben am 18. Juli 2019 mit Scarlett of Tara in Vichy ihr bislang letztes Rennen geritten. Weshalb hat man Sie seither nicht mehr im Rennsattel gesehen? Haben Sie Ihre Karriere als Reiterin nach 41 Siegen beendet?

Alexandra Vilmar: So würde ich es nicht ausdrücken, da ich mir hier gerne alle Optionen offen halten möchte. (lacht) Dennoch arbeite ich hauptberuflich beim Landesverband Bayerischer Pferdezüchter e.V. und bin hiermit zeitlich stark ausgelastet. Außerdem bin ich mittlerweile stolze Besitzerin zweier Springpferde, die meine ganze Aufmerksamkeit benötigen.  Demnach bin ich aktuell mehr im Spring- als im Rennsattel anzutreffen.

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Alexandra Vilmar
Alexandra Vilmar

Frauen-Förderung wäre wünschenswert

Wie schwer ist es generell für Frauen, sich gegen die männlichen Jockeys zu behaupten? Wären Sie für oder gegen eine Reiter-Erlaubnis für Amazonen gewesen?

Alexandra Vilmar: In meiner aktiven Zeit im Rennsattel fand ich es nach der Ausbildung schwer mit nur mehr einem Kilogramm, dieses wurde mir zugestanden, da ich noch keine 50 Siege erritten habe, Erlaubnis zu reiten. Es wäre meiner Meinung nach schön, wenn der Rennsport die Frauen mehr fördern würde. Dadurch würden sie vermutlich auch mehr Ritte bekommen, so Routine generieren und männlichen Kollegen gegenüber ebenbürtig werden. Das würde im Endeffekt dazu führen, dass mehr Frauen sich im Profi-Rennsport etablieren könnten.

„Pferde spielen eine sehr große Rolle“

Welche Rolle spielt der Rennsport und die Pferde aktuell in Ihrem Leben? Womit verdienen Sie heute Ihren Lebensunterhalt?

Alexandra Vilmar: Wie bereits erwähnt arbeite ich seit vielen Jahren als Bereiterin und Jungpferdeausbilderin beim Landesverband Bayerischer Pferdezüchter e.V. Demnach spielen Pferde, auch meine zwei eigenen, eine sehr große Rolle in meinem Leben. Der aktive Rennsport ist derzeit hinten angestellt, allerdings hatte ich kürzlich die Freude, mit einem Galopper zusammen zu arbeiten. Die Tochter meiner Lieblingsstute Pearl Royal, Patchouli, war bei uns im Ausbildungszentrum in München-Riem zum Beritt eingestellt.

Verfolgen Sie noch alle Rennen, und pflegen Sie weiterhin Freundschaften im Turf? Besuchen Sie die Renntage in München noch?

Alexandra Vilmar: Durch die sozialen Medien ist es einfach, den Rennsport weiter zu verfolgen. Allerdings fehlt mir leider die Zeit, die Renntage zu besuchen und hier Kontakte zu pflegen.

Erinnerungen an ein besonderes Pferd

Ach was wird unter Alexandra Vilmar Zweiter im Match-Race
Ach was wird unter Alexandra Vilmar Zweiter im Match-Race am 19.07.2015 in Hoppegarten

Welche Erinnerungen haben Sie an das Pferd Ach was?

Alexandra Vilmar: Natürlich meinen allererster Ritt. Das war mit Ach Was in Hoppegarten im Jahr 2012. Er war ein unfassbar tapferer und ehrlicher Kerl der mit und für mich immer gekämpft hat und somit einen besonderen Platz in meinem Herzen hat.

Was waren weitere besonders schöne Momente im Rennsport? 

Alexandra Vilmar: Am meisten haben mich die Siege unseres Stalls gefreut, da ich oftmals für das Training der Pferde verantwortlich war. Zu meinen Lieblingen zählten natürlich Ach Was und Pearl Royal. Das Unterwegssein und Reisen mit dem Rennsport, sei es innerhalb Deutschlands oder über die Landesgrenzen hinaus, sind mir ebenfalls besonders in Erinnerung geblieben.

Pearl Royale siegt unter Alexandra Vilmar
Pearl Royale siegt unter Alexandra Vilmar am 27.07.2014 in München

Etablieren im Springsattel

Mit 26 Jahren liegt das ganze Leben noch vor Ihnen. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Gibt es einen Traumberuf für Sie?

Alexandra Vilmar: Wenn ich zurück denke, was ich alles schon erleben durfte, fühlt es sich an, als wäre mein Leben doch schon recht fortgeschritten. (lacht) Meinen aktuellen Beruf  als Jungpferdeausbilderin möchte ich gerne noch einige Jahre weiter verfolgen, denn ich kann hier meine Erfahrungen aus der Rennreiterei gut einsetzten und mich selbst verwirklichen. Außerdem möchte ich mich natürlich im Springsattel weiter etablieren, auch durch die fortwährende Unterstützung meines Chefs und Trainers Norbert Paul.

Wenig Veränderungen trotz Corona

Wie verlief das Corona-Jahr 2020 für Sie? Wie hat sich für Sie persönlich verändert?

Alexandra Vilmar: Bei mir hat sich persönlich nicht viel verändert, außer dass der Arbeitsweg meist staufrei ablief, was in München eine Seltenheit ist. (lacht) Einziger Wehmutstropfen waren die ausgefallenen Turniere, auf die ich mich besonders gefreut hatte. In unserem kleinen Team in Riem konnten wir unserer Arbeit aber Gott sei Dank recht unbehelligt von Corona nachgehen. Obwohl es natürlich schade ist, dass auch hier viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten, konnten wir zumindest die Versorgung, die Pflege und den Beritt unserer Ausbildungspferde zu jeder Zeit gewährleisten.

Alexandra Vilmar
Alexandra Vilmar

Große familiäre Unterstützung

Was bedeutet Ihnen Ihre Familie? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Alexandra Vilmar: Meine Familie steht immer hinter mir und unterstützt mich in allen Lebenslagen, was mir natürlich viel bedeutet und Sicherheit gibt. Obwohl meine Eltern beide studiert haben, haben sie meinen Job, der vermeintlich einfacher und oftmals „dreckiger“ (lacht) ist, immer zu 100% ernst genommen und mich darin bestärkt. Meine beiden Pferde nehmen den größten Teil meiner Freizeit ein, und neben zu versuche ich, mich im Fitnessstudio fit zu halten, was wiederum meinem Beruf zugutekommt.

Was sind Ihre Wünsche für das Jahr 2021?

Alexandra Vilmar: Beruflich möchte ich weiterhin erfolgreich junge Pferde ausbilden und privat hoffe ich auf eine Turniersaison mit mehr Startmöglichkeiten als in diesem Jahr, um so auch hier erfolgreich weiter zu machen.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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