Nach zwei Corona-bedingten verkürzten Ausgaben gibt es 2022 endlich wieder eine richtige Derby-Woche auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn, mit dem IDEE 153. Deutschen Derby am 3. Juli als Höhepunkt der fünf Renntage ab dem 26. Juni. Catharina Wind ist Gründungsmitglied der Jungen Besitzervereinigung, Präsidentin des Jungen Vorstandes und stellvertretende Vorsitzende des Hamburger Renn-Clubs, und natürlich fiebert auch sie dem Großereignis entgegen.
Ihr Vater ist seit Jahrzehnten Rennbahnarzt in Hamburg-Horn und auch Besitzer von Rennpferden. Wie früh ist bei Ihnen das Interesse für den Turf geweckt worden?
Catharina Wind: Das Interesse für den Galoppsport wird einem ja in so einer Situation erstmal “aufgelegt”. Allerdings habe ich schon frühkindliche super schöne Erinnerungen an das Derbymeeting – damals war dann eher das Gratis Eis im VIP Zelt das Interessante. Mein Engagement begann erst so richtig, als ich nach dem Studium in Tübingen wieder nach Hamburg kam und nicht so recht fassen konnte, dass wenig bis nichts im Bereich Social Media gemacht wird und immer weniger junge Menschen auf der Bahn sind. Daraufhin wurde der Junge Vorstand im HRC gegründet. Danach folgte schnell die Gründung der Jungen Besitzervereinigung und eine super Vernetzung mit vielen tollen engagierten Rennsportfreunden.
„Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter“
Was fasziniert Sie an den schnellen Pferden, und wie lässt sich die Begeisterung vor allem anderen jungen Menschen vermitteln?
Catharina Wind: Ich finde es so spannend, dass jedes Pferd seinen eigenen Charakter hat und genau weiß, dass es gleich ins Rennen geht und wie es abgeschnitten hat. Um die Faszination an junge Menschen weiterzugeben, kommen wir nicht darum herum, die Leute erstmal auf die Bahn zu holen. Sobald sie dann an den Rails stehen und das Starterfeld an ihnen vorbeiläuft, nehmen die Dinge ihren Lauf. Darüber hinaus muss der Rennbahnbesuch aber auch zum Event werden.
Welchen Rückhalt erfahren Sie vom HRC? Und welche Veranstaltungen und Events sind während und außerhalb des Derby-Meetings 2022 geplant?
Catharina Wind: Der HRC steht absolut hinter dem Jungen Vorstand und wir können gegenseitig viel voneinander lernen. Es wird die üblichen Veranstaltungen geben, die ja aber leider nicht für die große Öffentlichkeit ausgelegt sind. Umso glücklicher sind wir über unseren Caterer der auf dem Gelände unter dem Motto “Rock the Horse” ein vielfältiges gastronomisches Angebot, einen Biergarten, gute Drinks und auch Live Acts plant.
„Bin maximal auf Haflingern geritten“
Haben Sie selbst und gemeinsam mit Ihren Vorstands-Mitstreitern auch einen eigenen Rennstall? Haben Sie selbst mal geritten?
Catharina Wind: Durch den Stall Winterhude und den Stall Tralopp in dem mein Vater aktiv ist, hatte ich das Glück schon immer das “Besitzergefühl” zu haben. Geritten bin ich als Kind maximal auf Haflingern, da ich auf dem Hockeyfeld Zuhause war. Eine erste eigenständige Beteiligung hatte ich gemeinsam mit einigen meiner Jungen Vorstandskollegen. Aktuell bin ich im Rennstall der Jungen Besitzervereinigung und an Goldana beteiligt.
Welche Rolle spielt das Thema Wetten für Sie? Hatten Sie schon den ein oder anderen Derbysieger gewettet?
Catharina Wind: Wetten gehört dazu, aber leider komme ich selber in Hamburg kaum dazu. Die erste Derby-Siegwette an die ich mich erinnern kann war Windstoß – da kam ich mit meinem Namen nicht drum herum. Im 150. Deutschen Derby hatte ich auch Glück mit Laccario – das hat mich natürlich besonders gefreut für die Familie Ostermann!
Wie sieht für Sie der perfekte Tag auf der Rennbahn in Hamburg aus?
Catharina Wind: Leichter Wind, 20 Grad plus und alle kommen heil nach Hause. Am Ende des Renntages treffen sich dann alle am GINSTR Stand.
„White Turf hat mich beeindruckt“
Welche Rennbahnen außer Hamburg sind Ihre Favoriten, im In- und Ausland?
Catharina Wind: Für mich ist jede andere Rennbahn spannend und jeder Ort hat seine Besonderheit! Durch die Nähe zu Hamburg bin ich natürlich eher mal in Bremen (für die ich mir so wünsche, dass es weitergehen kann) und in Hannover unterwegs. Die Neue Bult macht für meinen Geschmack wirklich alles richtig und die Stimmung ist immer klasse. Mit der Jungen Besitzervereinigung waren wir vor Corona in Newmarket und beim Prix de l’Arc de Triomphe in Paris – beides super tolle Erinnerungen. Der White Turf in St. Moritz hat mich auch total beeindruckt, obwohl einem da ja bei den Preisen fast die Auster im Hals stecken bleibt…
Was machen Sie im Hauptberuf? Und wieviel Zeit nimmt der Rennsport ein?
Catharina Wind: Ich bin seit 3 Jahren Kommunikationsmanagerin bei Mutterland, einem Hamburger Delikatessenhandel mit angeschlossener Gastronomie und Onlinehandel. Der Rennsport nimmt schon einiges an Zeit an. Ich merke aber auch, dass ich eigentlich noch mehr Zeit investieren müsste, um wirklich etwas zu schaffen. Das ist das Schwierige am Ehrenamt.
Was würden Sie im deutschen Rennsport anders machen oder verbessern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?
Catharina Wind: Ich bin davon überzeugt, dass das Wissen darüber, was man anders oder besser machen müsste schon vorhanden ist. Die Umsetzung ist das Schwierige, da am Ende doch Menschen mit Menschen arbeiten…