Seit 1987 agiert der frühere Hindernisjockey Christian Sprengel als hocherfolgreicher Trainer auf der Neuen Bult in Hannover. 666 Siege in seiner bisherigen Laufbahn belegen dies eindeutig. Gerade auch bei den großen Meetings die die Schützlinge des 67-jährigen stets stark zu beachten. Im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine Laufbahn.
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Fast vier Jahrzehnte sind Sie einer der absoluten Top-Trainer auf der Neuen Bult. Aber wie hat bei Ihnen die Laufbahn im Rennsport angefangen? Und was hat Sie von Anfang an am meisten an den Pferden und der Arbeit mit Ihnen begeistert?
Christian Sprengel: Wenn man wie ich in den Rennsport geboren wird, dann ergibt sich das von selbst. Ich habe mit vier, fünf Jahren schon Pferde geführt und mit sieben Jahren meine ersten Ponyrennen bestritten. Das Allerwichtigste ist es als Trainer, die Stärken eines Pferdes zu erkennen und zu fördern.
„Der Sieg mit Electric Beat in der Goldene Peitsche war etwas ganz Besonderes“
Arc Royal, Prince Nico, Electric Beat, König Turf, König Concorde, Boscaccio – das waren nur einige Ihrer besten Pferde. An welche Momente und Siege denken Sie besonders gerne zurück?
Christian Sprengel: Der Sieg mit Electric Beat in der Goldenen Peitsche war schon etwas ganz Besonderes. Und der erste Gruppe-Erfolg in Rom mit König Turf nach seiner schweren Verletzung im Training. Außerdem natürlich der Gruppe I-Treffer über Hürden mit Prince Nico in Meran und die anschließende Siegesfeier im Hotel Cavallino neben der Rennbahn. Das war unvergesslich.
„Boscaccio war das beste Pferd“
Boscaccio galt 2016 sogar als Favorit im Deutschen Derby. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn? Was zeichnete ihn aus?
Christian Sprengel: Boscaccio ist nach dem tragischen Tod von Norbert Sauer, der ihn zuvor vorbereitet hatte, zu mir gekommen. Bevor er gesundheitliche Probleme bekam, war er sicher das beste Pferd, das ich trainiert habe. Als ungeschlagenes Pferd hat er die Union gewonnen. Ihn zeichnete ein Super-Charakter, eine tolle Aktion und ein großes Kämpferherz aus.
Gerade bei den Meetings landeten Sie stets bemerkenswerte Treffer. Welche Bedeutung hatten bei Ihnen stets die Meetings in Baden-Baden, Hamburg oder Bad Harzburg und weshalb?
Christian Sprengel: Meetingstreffer sind immer etwas Besonderes. Man wird dann als kleiner Trainer richtig wahrgenommen. gerade in Baden-Baden habe ich viele Rennen gewonnen. Für mich ist die Wahrnehmung entscheidend, wenn die Leute sagen, der Sprengel ist wieder da.
„Das war gut für meinen Kopf“
Vor einigen Jahren ging Ihr Pferdebestand einmal stärker zurück. Hatten Sie damals daran gedacht, als Trainer aufzuhören und etwas anderes zu machen?
Christian Sprengel: Natürlich denke man über das Aufhören nach, aber etwas, das man so liebt, gibt man nicht einfach auf. Ich habe damals den Führerschein Klasse 2 gemacht, den LKW-Schein, um Pferdetransporter zu fahren. Mit 63 solch eine Prüfung zu machen, war gut für meinen Kopf.
Sie gelten als Mann der klaren Worte, auch gegenüber den Besitzern. Was sind Ihre Hauptprinzipien bei der täglichen Arbeit?
Christian Sprengel: Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig. Man kann bestimmte Dinge nicht schönreden. Das bringt einfach nichts. Ein Ausgleich IV-Pferd bleibt ein Ausgleich IV-Pferd. Leider verträgt nicht jeder die Wahrheit. Ich kann damit aber besser leben.
Aktuell stehen zehn Pferde auf Ihrer Trainingsliste. Wer sind die größten Hoffnungen für 2024?
Christian Sprengel: Die jungen Pferde sind sehr gut. Beide Dreijährige haben deutlich überdurchschnittliches Potenzial. Die Zweijährigen sind sehr versprechend gezogen und für den Herbst interessant.
Mit 67 Jahren haben Sie das offizielle Rentenalter in Deutschland bereits erreicht. Haben Sie schon einen Plan, wie lange Sie noch als Trainer arbeiten möchten? Und auf was freuen Sie sich anschließend ganz besonders?
Christian Sprengel: So lange ich gesund bin, möchte ich gerne weitermachen. Der Sport gibt mir alles, was ich zum Leben brauche.
Was sind Ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen?
Christian Sprengel: Viel Zeit für Freizeit habe ich nicht. aber wenn die Zeit erlaubt, schaue ich gerne englische TV-Krimis und lese Dick Francis-Bücher.