Insider-Talk mit Dr. Christine Paraknewitz-Kalla: „Saga macht mir jeden Tag Spaß“

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Drei Treffer in diesem Winter – das Pferd Saga Altais ist eine ganz besondere Entdeckung der Winter-Saison.

Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet seine Besitzerin und Trainerin Dr. Christine Paraknewitz-Kalla über seinen und ihren Werdegang.

RaceBets-Podcast mit Dr. Christine Paraknewitz-Kalla

Sie haben mit Saga Altais schon drei Rennen in diesem Winter gewonnen. Wie kam es zu dieser großartigen Entwicklung?

Dr. Christine Paraknewitz-Kalla: Ja, wir freuen uns sehr über diese tolle Entwicklung. Er brauchte eine ganze Zeit, sich bei uns einzugewöhnen. Manches lief in seinen ersten Auftritten auch etwas unglücklich. Dass er gut auf Sand laufen sollte, habe ich früh vermutet.

Was zeichnet den Wallach besonders aus?

Paraknewitz-Kalla: Saga Altais ist an sich ein unkompliziertes Pferd. Anfangs war er sehr phlegmatisch und hatte nicht viel Vertrauen zum Menschen. Zwischenzeitlich ist er eher vital und zeigt sehr deutlich, dass er arbeiten will und welche Reihenfolge er auf der Lot-Tafel einnehmen möchte. Im Rennen läuft er sehr ehrlich, auch wenn er meist nie mehr macht, als er muss. 

Saga Altais
Saga Altais

„Er war unser Favorit im Katalog“

 Wie sind Sie an das Pferd gekommen? Wie lief sein Werdegang?

Paraknewitz-Kalla: Saga Altais haben wir auf der Ascot Auktion im März 2019 gekauft. Er lief in Irland immer wieder im Wechsel auf Allweather, Turf und über Hürden. Im Rennen war er sieglos, zeigte aber auch auf großen Bahnen und gegen gute Pferde häufig ansprechende Leistungen. Auch in schnellen Hürdenrennen sah er immer das Ziel. Saga war unser Favorit im Katalog, ich war sehr froh, am Ende den Zuschlag bekommen zu haben. 

Sein Start in Deutschland war, von außen betrachtet, eher durchwachsen. Saga Altais musste sich erst bei uns eingewöhnen. Pferde aus Irland brauchen nach unserer Erfahrung manchmal doch einige Zeit. Es gab zudem ein paar Dinge wie Zähne, Beschlag usw. gründlich aufzuarbeiten. Aktuell steckt er alle Anforderungen sehr leicht weg und macht mir in der Arbeit jeden Tag Spaß. Ich schaue positiv in die Zukunft. 

Saga Altais Auktion Ascot
Saga Altais Auktion Ascot

 Trauen Sie ihm auf Gras ähnliche Leistungen zu?

Paraknewitz-Kalla: Seine Leistungen in Irland waren auf Sand und Turf absolut gleichwertig. Zwischenzeitlich steht er auf Turf sehr günstig. Ich traue Saga absolut zu, dass er auch auf Gras seine Rennen gewinnen kann. 

Sie gelten auch als Fan des Hindernissports? Ist das ein Fernziel für Saga Altais?

Paraknewitz-Kalla: Natürlich, ich habe Saga Altais insbesondere wegen seines guten Springens erworben. Im Moment ist er noch gut in Flachrennen aufgehoben. Wir springen ihn im Training weiter. Er zeigt Talent und es macht ihm einfach Spaß. 

Wie geht es Ihren anderen Pferden Tinkers Lane und Six Stone Ned?

Paraknewitz-Kalla: Tinkers Lane und Six Stone Ned sind gesund und gut drauf. Tinkers Lane kommt gerade aus seiner üblichen der Winterpause, die ich aber sehr aktiv und vielseitig gestalte. Ich bin kein Fan davon, die Pferde im Winter ganz wegzustellen, gerade bei den älteren Pferden ist mir eine regelmäßige Gymnastizierung wichtig. Ich hoffe, dass er wieder schnell zur Hand ist. Sein Weg wird sicher bevorzugt über Mannheim, Bad Harzburg und Quakenbrück gehen. 

Six Stone Ned beim Springraining in Brüggen
Six Stone Ned beim Springraining in Brüggen

Six Stone Ned haben wir aus dem Sport genommen. Im aktuellen System mit der vorherrschenden Ausschreibungs-Philosopie der Rennvereine haben die erfahrenen älteren Pferde wie Six Stone Ned es irgendwann zu schwer. Dieses ist besonders schade, da gerade die älteren Hindernispferde häufig eine große Fangemeinde haben und den oft sehr unruhig gelaufenen deutschen Hindernisrennen sehr gut tun würden. Auch wäre es eigentlich das Signal, das der Sport senden sollte, dass insbesondere Pferde im Hindernissport „alt und gesund“ werden/bleiben können.

Eine ähnliche Diskussion hatten wir zu meiner aktiven Zeit in der Vielseitigkeit, auch ein fordernder Sport für die Pferde. Mit der dort hohen Zahl an „Veteranen“ konnte so mancher unsachlichen Diskussion die Grundlage entzogen werden. Nebenbei, nicht nur eingefleischte Vielseitigkeitsfans erinnern sich an den zweiten Olympiasieg von Charisma als 16-jähriges Pferd mit Sir Mark Todd. Mark Todd trainiert heute übrigens in England auch Rennpferde.  

Noch mal zurück zur Ausschreibung der Hindernisrennen. Ich würde mir mehr Hürdenrennen als Altersgewichtsrennen wünschen, um wieder mehr junge deutsche Pferde in den Sport zu holen. 

Jagdrennen sehe ich – die Listenrennen mal ausgenommen – ausschließlich als Handicap. Wenn mehr Chancengleichheit herrscht, haben wir schnell wieder mehr Pferde in den Rennen. Auch neue Pferde, die meist aus England kommen, kann der Handicapper leicht einordnen. Das ‚ein weiter so‘ keine Trendwende für den Hindernissport in Deutschland bringt, liegt für mich auf den Hand. 

Herzenpferde Dream In Blue und Six Stone Ned
Herzenpferde Dream In Blue und Six Stone Ned

Wie sind Sie zum Rennsport gekommen?

Paraknewitz-Kalla: Ich hatte schon immer eine hohe Affinität zu Vollblütern, insbesondere zu den Hindernispferden. Über die Hecken in Bad Harzburg, Mannheim und Langenhagen bin ich zu meiner aktiven Zeit übrigens selbst noch geritten. In höheren Klassen hatten die Langen Vielseitigkeiten neben Wegestrecken und Cross Country häufig einen Rennbahnteil mit Jagdsprüngen. Der Weg war von daher sicher nicht so weit, wie manche denken.

„Es sind einfach Athleten“

Was macht für Sie die Faszination der Arbeit mit den Pferden aus?

Paraknewitz-Kalla: Es sind einfach Athleten, voller Kraft und Leistungswillen. Nicht immer einfach, auch schon mal mit eigenen Vorstellungen, aber dann gemeinsam Erfolg zu haben, das erzeugt einfach viele Glücksmomente. Das muss nicht nur im Rennen sein, auch die Arbeit zu Hause oder im Training macht mir viel Spaß. 

Was waren bisher die schönsten Momente?

Paraknewitz-Kalla: Ach, da gab es viele. Die Siege stehen sicher vorne weg, aber ich freue mich auch immer über ein gutes Laufen meiner Pferde. 

In Weilerswist, Trainerin mit Tinkers Lane (li.), Luba und Saga Altais
In Weilerswist, Trainerin mit Tinkers Lane (li.), Luba und Saga Altais

Wie sind Ihre Trainingsmöglichkeiten (plus Standort Brüggen)?

Paraknewitz-Kalla: Wir wohnen auf einer kleinen Niederrheinischen Hofstelle mit Platz für ca. 10 Pferde. Eine kleine Bahn um die Wiesen, eine Führmaschine, verschiedene Paddocks, ein Springplatz mit Hürden und Jagdsprüngen sowie ein Dressurplatz, da kann ich meine Pferde gut vorbereiten. Die guten Ausreitmöglichkeiten in den nahegelegenen Wald nutze ich leider zu selten. Für die schnellen Arbeiten fahren wir nach Weilerswist. 

Was sind Ihre Grundsätze beim Training?

Paraknewitz-Kalla: Vielseitigkeit, was sicher nicht verwundert. Eine gute Grundgymnastizierung und insbesondere eine gleichmäßige Bemuskelung ist für mich die Voraussetzung, bevor ich mit der eigentlichen Vorbereitung auf die Rennen beginne. Ich arbeite überwiegend mit „älteren“ Pferden, da ist gute Gymnastizierung das A&O, die Pferde lange und insbesondere gesund im Sport zu halten. 

Was machen Sie im Hauptberuf?

Paraknewitz-Kalla: Von Hause aus bin ich promovierte Bauingenieurin. Ich betreibe jetzt seit ca. 20 Jahren eine Tierheilpraxis. Die Pferde sind zwichenzeitlich ein zusätzlicher Teilzeitjob.

Nach Baden-Baden?

Tinkers Lane beim Springen in Brüggen
Tinkers Lane beim Springen in Brüggen

Was sind Ihre Ziele für 2020?

Paraknewitz-Kalla: Eigentlich stand Baden-Baden bei uns nie auf dem Zettel. Dort werden ja keine Hindernisrennen mehr ausgeschrieben. Für Saga Altais und meinen letzten Neuzugang Spritual Man ist das vielleicht mal ein neues Ziel. Mit Tinkers Lane noch mal angreifen, im letzten Jahr war er immer nur nah am Sieg. Für Mick Thonic ist Frankreich eine Option, auch hier waren wir noch nicht am Start. Das schwedische Grand National wird vermutlich auch 2020 ein Traum bleiben, da bin ich zu lange weg. 

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Paraknewitz-Kalla: Zu Auktionen nach England reisen… mit Pferden arbeiten.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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