26 Siege weist die Datenbank des Dachverbandes Deutscher Galopp für Claus Thomas als Besitzertrainer aus. Schmelz-Hüttersdorf ist sein Trainingsstandort. In Nalbach-Piesbach ist der 55-jährige zu Hause. Exklusiv im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine bisherige Laufbahn und die Zukunftspläne.
Schmelz-Hüttersdorf und Nalbach-Piesbach ist den Rennsportfreunden nicht unbedingt ein Begriff. Können Sie beschreiben, wo sie ihre Pferde trainieren und wie die Bedingungen/Möglichkeiten dort sind?
Claus Thomas: Wir wohnen in Piesbach ein kleiner Ortsteil von Nalbach mit ca. 2160 Einwohner, es ist hier sehr ländlich, unser Stall liegt allerdings, wenn auch nicht weit weg von unserem Eigenheim Entfernt in Hüttersdorf. Wir trainieren bei uns im Wald auf gut präparierten Reitwegen, und für die intensiven Arbeiten fahren wir den ein oder anderen Tag nach Honzrath auf die Trainingsbahn die wenige Kilometer von uns entfernt ist. In Honzrath werden die Pferde auf der Sand-Berg-Bahn optimal vorbereitet.
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„So pferdegerecht wie möglich“
Worauf legen Sie bei der Vorbereitung ganz besonderen Wert? Was sind Ihre Grundsätze?
Claus Thomas: Unser Grundsatz ist es, als Erstes selbst zu züchten und zum zweiten, die jungen Pferde auch selbst vorzubereiten und dann auch starten zu lassen. Unser Credo ist es alles so pferdegerecht wie möglich zu halten. Und dann merkt man auch sehr schnell, dass die Pferde Vertrauen und Leistungsbereitschaft aufbauen und dies dann im Rennen umsetzen. Es ist alles sehr individuell, denn jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter und Bedürfnisse, auf die wir, zum Glück, in unserem kleinen Rennstall eingehen können
In der Saison 2021 klappte es trotz einiger Platzierungen von Apeman nicht mit einem Erfolg. Was waren die Gründe?
Claus Thomas: Das ist eigentlich sehr leicht zu beantworten, wir waren mit den gezeigten Leistungen von Apeman sehr zufrieden, und es ist sehr, sehr schade, dass er verletzungsbedingt keine Rennen mehr bestreiten kann, denn wenn er am Ablauf geblieben wäre, hätte ein Sieg sicher nicht lange auf sich warten lassen, nun findet Apeman seine neue Aufgaben im Freizeitsport, er ist ein richtiger Kumpel und ein sehr angenehmes Pferd unter dem Sattel.
Hoffnungen in Power of Paradise-Nachkomme
Auf der aktuellen Trainingsliste stehen keine Pferde. Wie sind Ihre Pläne für die Saison 2022?
Claus Thomas: Pläne sind das eine und das Umsetzen davon das andere. Da wir selbst in der Zucht tätig sind, werden wir mit aller vorsichtigen Voraussicht mit unserem selbst gezogenen Hengst aus der Power of Paradise von Tai Chi Mitte bis Ende der Saison 2022 an den Ablauf kommen, das wäre das Ziel – mal sehen, was das Schicksal für uns bereit hält.
„Die Preisgelder sind viel zu niedrig“
Früher waren Sie ein regelmäßiger Gast auf der Sandbahn. Was sind die Schwerpunkte in der Zukunft?
Claus Thomas: Leider ist der Galopp-Rennsport in Deutschland aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß, im Basisbereich sind die Preisgelder, bis auf wenige Ausnahmen, viel zu niedrig, und speziell auf die Sandbahn bezogen ist der Bodenbelag nicht mehr akzeptabel für uns, da sehen wir dringenden Handlungsbedarf, was in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sicher nicht einfach ist.
Unser Ziel ist es, unsere Pferde, wenn möglich, in dem benachbarten Frankreich starten zu lassen.
Wie ist bei Ihnen das Faible für den Rennsport entstanden? Und was waren die Ursachen? Was machen Sie im Hauptberuf?
Claus Thomas: Zum Pferderennsport bin ich eigentlich über die Zucht gekommen, und dachte mirwenn ich schon selbst züchte, kann ich die Pferde auch selbst trainieren und an den Ablauf bringen, so nahm das Ganze seinen Lauf und entwickelte sich. Hauptberuflich bin ich Schwer-Last-Kranfahrer bei der Saarstahl-AG.
„Bestes Pferd war Anna Bellamy“
Was waren Ihre bislang besten Pferde, schönsten Erfolge und tollsten Erlebnisse?
Claus Thomas: Bestes Pferd am Stall war zweifelsohne Anna Bellamy mit zehn Siegen und mehreren Platzierungen, wobei Power of Paradise sechs Siege vorzuweisen hat, Alpenprincess, Folies-Mina, Faytosa , Ribana und Apeman waren zuverlässige Starter und brachten viel Spaß. Die schönsten Erfolge waren die Siege in Baden-Baden und Hamburg, aber der emotionalste Sieg war der aller erste Sieg mit Alpenprincess in Köln als absolute Außenseiterin.
Worauf achten Sie bei der Pferdezucht und beim Pferdekauf? Vertrauen Sie auf Berater oder ausschließlich auf das eigene Auge?
Claus Thomas: Die Pferdezucht ist sehr speziell, mit der ich mich sehr auseinandersetze und nach meinen Möglichkeiten über Linienverpaarung und Abstammung meine Entscheidung treffe, der Pferdekauf erfolgte bei uns meistens über meine Frau, die dann eher emotional einkauft und damit aber schon das ein oder andere glückliche Händchen bewies, siehe Anna Bellamy und auch Power of Paradise.
Was war Ihr schönster und was war der härteste Moment 2021?
Claus Thomas: Der schönste Moment war der zweite Lebensstart von
Apeman als Zweitplazierter, und kurz darauf folgte auch schon gleich der härteste Moment – seine Verletzung, die seine Karriere als Rennpferd beendete, denn Apeman hatte aus unserer Sicht großes Potenzial.
Können Sie sich ein Leben ohne Pferde vorstellen? Was wären die Alternativen?
Claus Thomas: Ein Leben ohne Pferde wäre schwer, aber trotzdem vorstellbar, man wird ja auch nicht jünger, und das Leben bietet immer Alternativen, aber diese Frage wird sich mir nicht stellen, denn mein Sohn mit seiner Frau sind ebenfalls sehr mit dem Galopprennsport verbunden, es wird also weiter gehen.