Eduardo Pedroza (46) ist einer der erfolgreichsten Jockeys in Deutschland.
Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über Karriere.
Sie haben vor wenigen Wochen Ihr Comeback gestartet. Wie schwer war es, wieder zurückzukommen. Wie haben Sie sich wieder in Form gebracht?
Eduardo Pedroza: Es war schon ein anstrengendes Programm mit der Physiotherapie und der Reha. Ich hatte gedacht, es wäre einfacher. Aber es handelt sich auch um eine Kopfsache, alles muss passen. Mir wurde wieder eine Hüfte ausgewechselt. Beide Hüften bei mir sind aus Titan und Keramik, das volle Programm. Die Belastung wurde immer mehr, daher gab es keinen anderen Ausweg als die neuerliche Operation.
Sie sind seit vielen Jahren einer der Top-Jockeys hierzulande. Können Sie sich beschreiben, wie in Deutschland alles für Sie angefangen hat? Sie haben einmal gesagt, dass das Wetter anfangs nicht einfach für Sie war.
Eduardo Pedroza: Ich bin vor allem Stefan Wegner sehr dankbar, der die ersten Schritte für mich in Deutschland organisiert hat. Er hat mich sehr unterstützt und mir viel beigebracht und mich richtig aufgebaut für die Aufgaben. Das war der Grundstein. Andreas Wöhler hat mir ebenfalls sofort seine Hilfe angeboten. Und dann ging es immer weiter aufwärts. Mein Onkel in Bremen hat mich damals aufgenommen, als ich Ende 1994 nach Deutschland kam. Es war eine schöne Zeit, auch wenn ich damals nach der Landung in Frankfurt sofort im Schnee ankam. Die Kälte war anfangs eine furchtbare Erfahrung.
Schon 23 Jahre am Wöhler-Stall
Mit Andreas Wöhler bilden Sie eine der längsten Verbindungen im Turf. Was schätzen Sie an ihm? Was zeichnet die Zusammenarbeit aus?
Eduardo Pedroza: Seit dem 4. April 1997 bin ich bei Andreas Wöhler beschäftigt. Ich schätze an ihm sehr die Professionalität und Ruhe, die er den Pferden gibt. Ich kenne keine anderen Ställe, aber bei uns versucht das Team, alle Ideen zusammen umzusetzen. Wir bauen die Pferde gemeinsam auf. Ich habe hier am Quartier noch nie gesehen, dass Jockeys untereinander streiten.
Wie schwer ist es Ihnen gefallen, dass Ihr Kollege Bauyrzhan Murzabayev nun die Position des Stalljockeys einnimmt, die Sie viele Jahre hatten? Wie ist Ihr Verhältnis untereinander?
Eduardo Pedroza: Ich arbeite hier wie alle anderen in Ravensberg. Bauyrzhan ist der erste Stalljockey, aber ich bin nicht der zweite Jockey, sondern wie vorher Eduardo Pedroza. Mir geht es besser als je zuvor. Ich habe nun mehr Ruhe und kann anders planen. So wollte ich es haben. Unser Verhältnis zueinander ist genau so gut wie vorher. Wir besprechen alles gemeinsam.
Regelmäßiges Ziel Katar
Werden Sie im Winter wieder nach Katar gehen? Was gefällt Ihnen an der Arbeit dort? Für wen steigen Sie da in den Sattel?
Eduardo Pedroza: Vor ein paar Tagen habe ich einen Anruf aus Katar bekommen und warte jetzt auf die Formalitäten. Eventuell werde ich bald wieder die Koffer packen. Dann würde ich für einen anderen Stall arbeiten, für Trainer Ramzani. In Katar ist das Arbeiten etwas lockerer als in Deutschland. Mir gefällt es, zumal man in Deutschland über Winter wenig verdienen kann. Bei mir ist es in Katar immer gut gelaufen. Mittwochs finden die Rennen auf Sand, und donnerstags auf Gras statt. Das Tempo ist viel höher als in Deutschland, die Bahn ist kleiner, und jeder versucht gleich, eine gute Position zu bekommen. Hier gibt es weniger Langstreckenrennen.
Besonderes Verhältnis zu Egon Würgau
Was bedeutete Ihnen der Derbysieg mit Laccario? Was waren die besten Pferde und schönsten Erfolge in Ihrer bisherigen Laufbahn?
Eduardo Pedroza: Der Derbysieg mit Laccario war eine Herzenssache für mich. Ich war mit einigen guten Pferden, wie Novellist bei seinem zweiten Platz hinter Pastorius, nahe dran gewesen, doch dann kam immer wieder etwas dazwischen. Der erste Mensch, an den ich nach dem Erfolg mit Laccario gedacht habe und den ich gesucht habe, war Egon Würgau. Er hat mich immer unterstützt. Damals war er schon krank, doch er war der erste Gratulant im Absattelring.
Die Liste meiner Erfolge ist lang, es gab viele tolle Siege, das würde jetzt hier zu ausführlich werden. Ein Beispiel war natürlich der Erfolg mit Paolini in Dubai. Oder die vier Championate in Deutschland zwischen 2007 und 2010.
Gerne in der Hauptstadt
Auf welchen Rennbahnen fühlen Sie sich besonders wohl? Welches Rennen würden Sie gerne einmal gewinnen (In- und Ausland)?
Eduardo Pedroza: Sehr gerne reite ich in Berlin, früher hat es mir in Bremen sehr gut gefallen. Auch Bad Doberan mag ich, dort kann man die Rennen mit vielem anderen verbinden.
Großer Fan von KFC
Wie stark müssen Sie um Ihr Gewicht kämpfen? Wie sieht Ihr Ernährungsplan aus?
Eduardo Pedroza: Ich muss nicht mehr ganz so stark wie früher um mein Gewicht kämpfen, aber natürlich mache ich viel Sport und passe beim Essen auf, auch wenn ich keinen speziellen Ernährungsplan habe. Ich habe schon härtere Zeiten erlebt, als ich mich für 56 Kilo quälen musste. Jetzt bekomme ich 54,5, 55 Kilo ganz gut hin. Ich esse viel Obst, Gemüse und Salate. Aber ich bin auch ein Fan von Kentucky Fried Chicken. Wenn ich dort war, muss ich natürlich anschließend mehr tun.
Keine zweite Karriere als Trainer
Wie lange möchten Sie noch als Jockey arbeiten? Was sind Ihre Pläne für die Zeit danach?
Eduardo Pedroza: Das ist eine sehr gute Frage. Vor der Operation habe ich mir da viele Gedanken gemacht, da ich viel gelitten habe und große Schmerzen hatte. Aber jetzt fühle ich mich wohl. Ich denke, dass es nicht länger als vier oder fünf Jahre sein werden. Doch fest steht für mich, dass ich anschließend in keinem Fall Trainer werden möchte. Sicherlich würde ich auch nach dem Ende meiner Jockey-Laufbahn als Arbeitsreiter weiter im Einsatz sein. Alles Weitere wird man sehen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Eduardo Pedroza: Gerade in der Corona-Zeit habe ich sehr viel Unterstützung von meinen Nachbarn und meinen Kollegen erfahren. Die Leute haben immer sehr stark zu mir gehalten, wofür ich mich an dieser Stelle gerne bedanken will. Gerne mache ich meinen Garten, gehe aber auch Fußball spielen. Montagabends mache ich das mit meinen Nachbarn und Kollegen. Auch Radfahren bereitet mir viel Freude.