Viel Fachkompetenz und jede Menge Charme – das zeichnet Elena Delor aus, wenn sie den Livestream von den deutschen Rennbahnen moderiert. Im Hauptjob ist sie Assistentin der Geschäftsstelle der Besitzervereinigung in Köln. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet sie über ihre spannenden Aufgaben.
Seit dem vergangenen Jahr sind Sie eine der Moderatorinnen der Rennveranstaltungen in Deutschland auf dem Livestream und erhalten jede Menge positive Kritiken. Wie kam es dazu? Und wie wurden Sie dafür entdeckt?
Elena Delor: Seitdem der Livestream im Frühjahr 2020 neu aufgezogen wurde, habe ich mich öfter mit Thorsten Castle über die Sendungen unterhalten und mich vielleicht auch mal zu einem (als Spaß gemeinten) Kommentar wie: „Das könnte ich auch“ hinreißen lassen. Im Januar 2022 hat er mich dann beim Wort genommen und in Dortmund ins kalte Wasser geworfen. Das hat auch ganz gut geklappt, und daher bin ich dabeigeblieben.
„Man kann nur live üben“
Selbstvertrauen, Eloquenz, Fachwissen – was gehört ferner dazu, um diesen Job zu machen? Und wie bereiten Sie sich persönlich auf einen Renntag vor?
Elena Delor: Das Schwierige an der Moderation einer Livesendung ist, dass man nur live üben kann. Es schauen einem also alle beim Lernprozess zu. Ein gewisses Maß an Improvisationsvermögen ist daher ganz gut, da immer wieder unvorhergesehene Situation aufkommen, auf die man spontan reagieren muss. Meine Vorbereitungen für das Wochenende beginnen am Freitag mit der Sport- Welt. Hier trage ich mir alle relevanten Informationen zu Besitzern, Züchtern, Reiter und Trainern für den Renntag ein. Danach gehe ich die Formen durch und streiche an, wen ich in welchem Rennen gerne interviewen würden, wenn die Personen vor Ort sind. Auch lese ich alle Renntitel und Starter mehrmals zuhause laut vor, um über die schwereren Namen nicht am Renntag zu stolpern. Danach werden noch die wichtigen Informationen aus dem Ablaufplan, welchen ich von Thorsten Castle erhalte, eingetragen. Interviews mit Sponsoren, Einspieler, besondere Attraktionen am Renntag, usw.
Kamera-Premiere im Januar 2022
Haben Sie früher schon vor einer Kamera gestanden? Und was fasziniert Sie daran, den Rennsport den Fans näherzubringen?
Elena Delor: Ich habe im Alter von 14-18 Jahren semi-professionell Theater gespielt und stand fast jedes Wochenende auf der Bühne. In dieser Zeit habe ich auch einige Kurse zu Schauspielausbildungen besucht. Vor einer Kamera stand ich allerdings am 09. Januar 2022 zum ersten Mal. Für mich ist es immer die größte Freude von neuen Leuten zu hören, die sich den Livestream anschauen und dadurch die doch sehr komplexe Welt des Galopprennsport besser verstehen. Ich denke, es ist extrem wichtig, unseren Sport über so viele Kanäle wie möglich zu promoten.
Wie schafft man es, auch Aktiven, die nach außen etwas verschlossen wirken, interessante Details im Gespräch zu entlocken? Und was würden Sie von einer Medien-Schulung für Trainer oder Jockeys halten?
Elena Delor: Ich muss sagen, dass ich immer wieder positiv überrascht bin, wie professionell und informativ viele Trainer Interviews geben. Einigen liegt die Situation vor der Kamera natürlich trotzdem nicht so wirklich. Ich versuche dann bereits vorher kurz mit den Leuten zu sprechen und ihnen ein gutes Gefühl zu geben. Wir möchten ja keinem etwas Böses. Eine Medien-Schulung fände ich auf jeden Fall super. Vielleicht würde es einigen helfen, sich selbst in der Situation wohler zu fühlen.
Von der BBAG nach Köln
Wie sind Sie eigentlich zu Ihrer Tätigkeit für die Besitzervereinigung gekommen?
Elena Delor: Im Jahr 2015 habe ich im Rahmen meines Eventmanagement-Studiums ein Praktikum bei der BBAG gemacht und seitdem keine Auktion dort verpasst, wodurch ich schon einige Leute im Rennsport kennengelernt hatte. Im Herbst 2018 kündigte die damalige Assistentin der Geschäftsstelle und Daniel Krüger (damals Geschäftsführer) schrieb mir (eher aus Spaß) eine Nachricht, ob ich einen Job in Köln suche. Zu der Zeit habe ich ein Restaurant im Schwarzwald in der Nähe von Freiburg geleitet, wollte aber ohnehin etwas Neues machen. Daher habe ich spontan zugesagt und bin innerhalb von zwei Wochen nach Köln gezogen.
Die vielleicht dringendste Aufgabe ist es, neue Besitzer zu gewinnen. Wie kann man Menschen für den Kauf eines Rennpferdes begeistern? Und welche Rolle spielen hierbei Besitzergemeinschaften?
Elena Delor: Besitzergemeinschaften sind das entscheidende Mittel für den „sanften“ Einstieg als Besitzer. Man teilt nicht nur die Kosten, sondern auch die Höhen und Tiefen, die ein eigenes Rennpferd mit sich bringt. Am Beispiel Liberty Racing sieht man was für eine großartige Wirkung Besitzergemeinschaften haben. Zwar ist das Ganze rechtlich extrem schwer aufzustellen, aber wir arbeiten mit voller Energie daran einfachere Wege zu finden.
Hatten oder haben Sie selbst schon ein Rennpferd oder eine Beteiligung an einem Galopper?
Elena Delor: Bis jetzt noch nicht, aber das ist natürlich das nächste Ziel
Was waren für Sie die schönsten Momente auf den Rennbahnen bisher?
Elena Delor: Da gibt es sehr viele. Einer der schönsten Tage war 2012 in Australien, als ich mit dem deutschen Rennsport noch gar nichts zu tun hatte, sondern dort mit Vollblütern gearbeitet habe. Wir haben damals früher im Stall Feierabend gemacht und waren beim Renntag in Wyong (einer ganz kleinen Bahn). Die Atmosphäre dort war richtig schön und zudem haben einige Pferde gewonnen, welche ich im Rennstall von Gai Waterhouse betreut hatte. In Europa war ein absolutes Highlight mein Besuch zu Royal Ascot.
Haben Sie selbst auch schon Pferde in der Freizeit geritten?
Elena Delor: Zeitgleich mit dem Laufen habe ich auch angefangen zu reiten. In den letzten sechs Jahren ist das leider immer weniger geworden, da mir sowohl die Zeit wie auch ein Pferd fehlt.
Welches Pferd würden Sie aktuell gerne besitzen?
Elena Delor: Natürlich den aktuellen Derbysieger Fantastic Moon. Da wäre ich sehr gerne bei Liberty Racing dabei gewesen.