Sie bezeichnet sich selbst als Mädchen für alles – Frauke Schwinn ist am Stall ihres Ehemannes Uwe in den verschiedensten Funktionen aktiv und einer der Garanten für den Erfolg des Südwest-Quartiers.
Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet Frauke Schwinn über ihre Laufbahn im Rennsport.
Was sind Ihre Aufgaben im Stall Ihres Mannes?
Frauke Schwinn: In unserem kleinen Betrieb mit tollem Team bin ich so etwas wie das Mädchen für alles, Futtermeister, Reisefuttermeister, Assistentin des Trainers, Sekretärin, und vieles mehr. Mein Wunsch ist es, dass unsere „Underdogs“ endlich ihr erstes Rennen gewinnen. Ich glaube fest daran, dass sie es können.
Wie kam die Verbindung zum Turf?
Schwinn: Ursprünglich komme ich aus dem Reitsport. Mit zehn Jahren ritt ich schon mein erstes Turnier. Auf Ponys bis zum Ponyspringchampionat später dann nach dem Umstieg auf Großpferde bis Springen der Klasse M. Wobei mein bestes Pferd eine Vollblutstute mit Namen Episode war. Schon damals ritt ich am liebsten die „schwierigen“ Pferde!
Welche Rolle spielte eine Zeitungs-Anzeige für Ihren Werdegang?
Schwinn: Nach einem einjährigen Aufenthalt in den USA – zurück in Deutschland – las ich zufällig in einer Zeitungsanzeige, dass Trainer Uwe Stoltefuß Arbeitsreiter suchte. Es folgten lehrreiche Jahre bei ihm in Dortmund-Wambel. Schon damals kümmerte ich mich nebenbei auf einem nahegelegenen Bauernhof, um einige Rekonvaleszenten und um Pferde, die besonders individuelle Betreuung brauchten.
Aber das war nicht Ihr einziges berufliches Standbein?
Schwinn: Meine nächste Station war der Stall von Sascha Smrzcek, der in Dortmund begann zu trainieren. Nebenbei machte ich eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin. Mein erstes Rennpferd war damals „Blue Moon“ (mittlerweile 19 Jahre), er ist heute bei uns der ideale Begleiter für die „Neuankömmlinge“ in unserem Stall, die zum ersten Mal auf die Koppel gehen. Auch mein zweites Rennpferd Little Versace (inzwischen 20 Jahre – zwei Fohlen) habe ich heute noch, sie war das Hochzeitsgeschenk meiner Mutter an uns. Ihr habe ich sehr viel zu verdanken. Mit ihr habe ich auch jahrelang einen privaten Pflegedienst in Dortmund unterhalten. Leider ist sie kürzlich verstorben.
Welche „Aktien“ hat Sascha Smrczek daran, dass Sie ihrem späteren Ehemann Uwe begegneten?
Schwinn: Über Sascha lernte ich auch meinen Mann Uwe kennen. Bald wechselte ich zu ihm ins Saarland, was ich bis heute nicht bereue, aber Heimweh habe ich immer noch. Für die Pferde ist es hier einfach ideal, und ich liebe es, wenn sie draußen auf den Koppeln laufen, spielen , sich freuen und einfach nur Pferd sein können. Von den Trainingsmöglichkeiten ganz zu schweigen, zu unserer Trainingsbahn sind wir insgesamt eine Stunde hin und zurück unterwegs.
Was sind die Vorzüge der Anlage?
Schwinn: Es geht über Wiesen und Felder durch Wälder bis zu unserer Trainingsbahn, diese ist ca. 1800 Meter Sand leicht ansteigend. Lange Jahre unterhielt ich mit meiner Mutter in Dortmund einen privaten Pflegedienst und pendelte zwischen Dortmund und dem Saarland. Als einige Freunde uns ansprachen, für sie zu trainieren, wurde mein Mann Public-Trainer.
Welche Siege bedeuten Ihnen am meisten?
Schwinn: Zu den schönsten Erfolgen zählen die Siege mit Allianz, Chachani , Earl of Heinz und Pagan Warrior in Silber,-Gold und Platinhandicaps in Baden Baden in einem Jahr. Pagan Warrior wurde zu einem kleinen Star mit einer ganz eigenen Geschichte, er konnte in einem Jahr acht Rennen gewinnen, davon fünf hintereinander. Auch die Siege eines meiner Lieblingspferde, Twin Star, werde ich nie vergessen, sowie Sir Bechstein, den wir damals für nur 500 Euro kauften und der später eine Gewinnsumme von ca. 30.000 Euro erzielte, obwohl er mit gesundheitlichen Problemen zu tun hatte. Auch Ramira ist zu nennen, eine eisenharte Rennstute mit 13 Siegen.
Auch in Iffezheim waren Sie mehrfach erfolgreich?
Schwinn: Magnifiques Sieg in Baden Baden für Besitzer Thomas Schäfer aus Iffezheim war etwas Besonderes, denn Herr Schäfer gewann dort sein erstes Rennen. Es handelte sich um einen sehr emotionalen und sehr schönen Moment. Auch ein Ausgleich IV kann glücklich machen. Auch die Erfolge mit Jolie Fille und Juan in Hamburg sind toll gewesen. Natürlich muss ich auch Lysistrata erwähnen, die uns unsere erste Black Type-Platzierung einbrachte. Und auch Allez Y ist ein außergewöhnliches Pferd, sie bescherte uns nach Siegen auf Sand und Gras kürzlich gleich den ersten Sieg über Hürden bei ihrem Debüt in diesem Metier.
Warum haben es die Pferde bei Ihnen besonders gut?
Schwinn: Wenn die Pferde auf der Koppel laufen, kann man viel über ihre Verhaltensweisen lernen, wenn man sie beobachtet. Unser Stall ist offen und frei, kein Pferd fühlt sich eingesperrt, das ist mir sehr wichtig. Weil wir mit den Pferden leben, wissen wir wie sie ticken.
Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft?
Schwinn: Desweiteren wünsche ich mir für die Pferde, die aus dem Rennbetrieb ausscheiden, ein tolles neues Zuhause. Ich bin immer bemüht, ein solches zu finden, dann erinnere ich mich an meinen Spruch aus einer früheren Stallparade – es wurde nach unseren Zielen gefragt – und diese lauten : Glückliche Pferde, glückliche Besitzer.
Insider-Talk mit Frauke Schwinn: „Unser Ziel sind glückliche Pferde und glückliche Besitzer“
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