Der Galopprennsport und seine Menschen – nicht nur die Top-Jockeys, die besten Trainer, die großen Gestüte prägen die Szene. Sondern auch die Leute im Hintergrund, die das Geschehen Woche für Woche mitverfolgen, sich auch auf den verschiedensten Kanälen zu Wort melden und den Turf mit der ein oder anderen Wette unterstützen. Wie die Düsseldorferin Gaby Suhr. Exklusiv im Insider-Talk auf dem Blog berichtet sie über ihre große Passion.
In Nordwijjk am Strand fing alles an
Die Ursprünge ihrer Galopp-Leidenschaft haben mit der Nordseeküste zu tun. Können Sie das genauer erläutern?
Gaby Suhr: Mein Vater ist sechs Monate vor meiner Geburt gestorben, so dass mich meine Mutter alleine erzogen hat. Mit ihr war ich zwei Wochen in den Ferien in Noordwijk, wo wir am Strand geritten sind, danach war ich die letzten vier Wochen des Urlaubs zu Hause. Sie wollte an diesem Sonntag mit mir spazieren gehen, aber das fand ich nicht prickelnd. Also sind wir auf die Düsseldorfer Rennbahn gegangen und haben uns auch das Teehaus angeschaut. Aber es waren keine Rennen. Ich wollte aber die Ställe und die Pferde sehen.
Auch die Mutter konnte sie nicht aufhalten
Haben Sie sich davon stoppen lassen?
Gaby Suhr: Natürlich nicht, ein Stall war offen, die anderen geschlossen. Dreimal bin ich wieder rausgeflogen, beim vierten Mal kam Trainer Paul Ritter senior, einen Eimer schwenkend, hinter mir her, hat erst mit meiner Mutter geschimpft, aber dann hat er uns alles gezeigt, seinen Stall und seine Wohnung und hat gesagt, dass ich jeden Morgen kommen darf. Meine Mutter hatte ihre Bedenken, da sie Angst vor Pferden hatte und dachte, das sei alles zu gefährlich. Aber der Kontakt war hergestellt. Geritten hatte ich vorher nur in Noordwijk mit schönen langen Strandausritten.
„Aus Verzweiflung ein Aquarium aufschwatzen lassen“
Und wie haben Sie noch mehr Einblick bekommen?
Gaby Suhr: Der Anfang war gemacht, und ich konnte bei Willi Hauser am Stall mithelfen und bei Trainer Hellmann die Pferde trockenreiten. Charly Keller meinte, Du kommst mir erst aufs Pferd, wenn Du Reitstunden absolviert hast. Meine Mutter kaufte mir eine Zehner-Karte, so dass ich noch mehr lernte. Mein Lieblingspferd bei Trainer Fritz Hellmann hieß Steinmarder, von Ansitz aus der Sonnenbalz. Das Problem war nur, dass ich während meiner Zeit im Internat nur selten nach Hause kommen konnte und daher wenig Zeit hatte für die Pferde. Aus Verzweiflung habe ich mir dann im Internat von einer Mitschülerin ein Aquarium aufschwatzen lassen, aber das war doch nicht das Wahre und natürlich nicht mit den Pferden zu vergleichen.
„Ich sah aus wie Dr. Richard Kimble“
Bei welchen anderen Trainern sind Sie in den Sattel gestiegen?
Gaby Suhr: Nach einer Zeit in Berlin von 1971 bis 1974 kam ich wieder zurück nach Düsseldorf und zur Rennbahn. Wir haben auf der Grafenberger Allee gewohnt, da konnte ich zu Fuß zum Stall. Gearbeitet habe ich in beiden Städten als Arzthelferin und Röntgenassistentin. Direkt nach meiner Rückkehr war ich am zweiten Tag wieder bei den Pferden und Willi Gärtner, der zwischenzeitlich den Stall von Trainer Vaas übernommen hatte, sagte mir sofort, dass ich am nächsten Morgen zur Morgenarbeit kommen sollte. Ich kann mich noch daran erinnern, als Aki Brück und ich von der Bahn zurückritten, wie alle über mich gelacht haben. Ich sah aus wie Dr. Richard Kimble, immer auf der Flucht. Aber Spaß hat es mir dennoch gemacht.
Weshalb sind Sie keine Rennen geritten?
Gaby Suhr: Dadurch, dass ich 13 Jahre im Internat war, kam es für mich nie in Frage, meine Mutter hätte mir das auch nie erlaubt. Die Liebe zu den Rennpferden war immer da und ist auch stets geblieben. Woher die Begeisterung kommt, weiß ich nicht. Schon während meiner Ausbildung war ich mittwochs, samstags und sonntags beim Rennen.
„Mit Händen und Füßen verständigt“
Welche Momente sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Gaby Suhr: Sehr gerne denk ich an Zeiten, als die Pferde aus England oder Frankreich nicht erst einen Tag oder am Renntag selbst erst ankamen, sondern schon eine Woche vorher und auf dem Grafenberg trainiert haben. Da bin ich natürlich auch dabei gewesen. Die Pfleger und ich haben uns mit Händen und Füßen in den verschiedensten Sprachen verständigt. Das war eine schöne Zeit, oder der erste gesamtdeutsche Renntag in Hoppegarten. Trainer Kalli Schulze und seine Lebensgefährtin Gisela Weber hatten mich mitgenommen. Es war ein Traum von mir, dort zu sein. Nie hätte ich gedacht, einmal auf diese Rennbahn zu kommen.
Immer in Düsseldorf
Wenn Corona es wieder zulässt, wann sind Sie auf der Rennbahn?
Gaby Suhr: Auch heutzutage bin ich an jedem Düsseldorfer Renntag auf der Bahn, wenn es die Situation möglich macht. Leider gibt es nur noch hier einen Shuttle-Bus. Ich wohne in der Friedrichstadt, das sind zwei Haltestellen vom Hauptbahnhof, da ist man schnell vor Ort. Leider ist es mir aufgrund von Lungenproblemen nur selten möglich, auf anderen Bahnen zu sein. Schon der Weg in Köln von der Scheibenstraße zur Rennbahn wird da zum Problem für mich. Früher war ich oft auch beim Direktorium, als ich beim damaligen Pressesprecher Peter Brauer mitgeholfen habe.
Per RaceBets-Stream dabei
Aber Sie sind per Video-Übertragung im Internet stets live dabei?
Gaby Suhr: Ich schaue mir alle weiteren Rennen bei RaceBets im Internet an. So lange ich mich noch einigermaßen bewegen kann, werde ich auch weiterhin auf die Rennbahn gehen, hoffentlich auch mal wieder nach Köln. Eine nette Gruppe von Rennsportfans trifft sich auch regelmäßig in Düsseldorf, da bin ich auch dabei.
Viele Jahre fotografiert
Sie gelten als leidenschaftliche Fotografin. Wieso`?
Gaby Suhr: Das ist mein Hobby. Es war auch als Erinnerung an schöne Erlebnisse gedacht. Bei vielen Rennen war ich oft im Führring und habe Fotos gemacht. Ich bedanke mich auch bei Frauke Delius, für die ich drei Jahre für Turf -Times arbeiten und auch fotografieren durfte. Aufgrund meines Lungen-Emphysems nehme ich meine Kamera kaum mehr mit auf die Rennbahn. Ich habe mir gerade einen Spazierstock gekauft. Aber Kamera und Stock zusammen geht nicht.
Faible für Guido Schmitt-Pferde und Andreas Helfenbein
Welche Rolle spielt das Wetten für Sie?
Gaby Suhr: Gerne wette ich auch in kleinem Rahmen, meistens ein Euro Sieg und Platz oder eine Zweierwette mit drei Pferden in der Kombi, oder einen Platzzwilling. Auch das geht von zu Hause am Computer sehr gut. Dazu gehören Sympathiewetten. Jeder Starter von Guido Schmitt in Frankreich bekommt einen Euro von mir, auch Andreas Helfenbein, denn er ist einer der Sympathischsten im Sport.