Vor über 30 Jahren kam Gordan Batistic aus Kroatien nach Deutschland. Der 48-jährige, der einst vor dem Krieg in seiner Heimat floh und bei Trainer Manfred Prinzinger anheuerte, fühlt sich hier pudelwohl. Nachdem er sieben Jahre als „rechte Hand“ von Alfred Renz in Au am Rhein gearbeitet hatte, machte sich Batistic 2020 als Betreuer von Galopprennpferden selbständig. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine Pläne für diese Saison.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Mit sechs Siegen haben Sie das Ergebnis der Jahre zuvor verdoppelt. Lief das Jahr so, wie Sie sich das vorgestellt hatten, und was waren die Highlights für Sie persönlich?
Gordan Batistic: Am Anfang des Jahres lief es ziemlich schleppend, da ich viele Rekonvaleszente hatte, die dementsprechend Zeit gebraucht haben. In dieser Phase hatten wir zwei herbe Verluste, einen guten Dreijährigen nach der Kastrations-Operation und einen sehr guten Fünfjährigen, der sich die Schulter brach in ParisLongchamp.
Danach wurde es besser mit unserer Pechsträhne, die Pferde kamen immer besser in Schwung, und ganze Arbeit wurde belohnt mit tollen sechs Siegen. Tashbeeh möchte ich erwähnen als Schnäppchen aus England. Er war Doppel-Sieger für unseren Stall und war einziger Iffezheimer Sieger bei der Grossen Woche 2022. Tounmy ist es gelungen, in eigenen Farben den Hattrick in Frankreich zu schaffen, das war eine ganz tolle Geschichte.
Das Beste kommt zuletzt, getreu diesem Motto war Mykiss knapp geschlagen Zweiter in Quinte Handicap in Longchamp nach seinem hochüberlegenem Sieg in Craon. Der wunderschöne Fuchs- Wallach verpasste nur ganz knapp einen Sieg in diesem hochdotierten Handicap in Paris und lief zu Hochform auf. Das war eine tolle Leistung.
Acht Pferde stehen auf Ihrer Trainingsliste. Wie sehen Sie persönlich die Perspektiven? Ist Mykiss der Crack im Stall?
Gordan Batistic: Moment sind acht Pferde auf der Trainingsliste, zwei Rekonvaleszente kommen dazu, die noch etwas Zeit brauchen. In Kürze rücken ein paar Zweijährige nach. Dann haben wir alle Jahrgänge im Stall. Das ist das erste Jahr, seitdem ich angefangen habe zu trainieren , dass der jüngste Jahrgang im Stall steht. Das stimmt mich positiv, auch sind neue Besitzer dazu gekommen.
Ich denke, jetzt nimmt alles Lauf in die richtige Richtung. Mykiss ist auf jeden Fall ein Crack in unserem Quartier, ohne Wenn und Aber. Allerdings habe ich noch ein sehr gutes Pferd im Stall, das mindestens so gut ist wie Mykiss. Das ist Racing Glory. Da ich abergläubisch bin, möchte ich erst seine Entwicklung abwarten und hoffe auf beste Gesundheit bei diesem tollem Burschen, der einen schwereren Sehnenschaden auszukurieren hatte. Es schloss sich eine zweijährige Pause an. Beide wären Pferde für bessere Tiercé-Handicaps in Frankreich.
„Habe Mumm auf die Dreijährigen“
Welche Siegzahl bzw. Gewinnsumme möchten Sie in diesem Jahr erreichen, um von einem erfolgreichen Jahr sprechen zu können?
Gordan Batistic: Wir haben bis jetzt jedes Jahr an Gewinnsumme und Siegeszahl zugelegt. Dieses Jahr sollte es auf jeden Fall noch besser werden, da auch mehr Pferde im Stall stehen. Wenn wir auf eine zweistellige Siegzahl kommen würden, wäre ich zufrieden, Stand jetzt ist das unser Ziel. Auf die Dreijährigen habe ich Mumm, mal schauen, wie sie sich entwickeln und zu welchen Leistungen sie fähig sind. Da lasse ich mich überraschen.
Was ist Ihre Trainings-Philosophie? Was machen Sie anders als Ihre Kollegen?
Gordan Batistic: Jeder Trainer hat seine Trainingsphilosophie. Ich habe vieles gesehen. In Iffezheim bin ich seit 1991, davon habe ich sieben Jahre gearbeitet als Jockey am Stall beim Wolfgang Gülcher. Das wareine sehr lehrreiche Zeit. Ich habe auch eine Zeit in Florida verbracht 1996 auf der Farm von Allen Paulson, dem Besitzer von Cigar, dem Pferd des Jahres in den USA in den Jahren 1995 und 1996).
2006 habe ich in Dubai für Satish Seemar gearbeitet. International bin ich viel rumgekommen und habe mir überall viel abgeschaut. Die gesamten Erfahrungen nutzen mir viel beim täglichen Training. Manche Pferde mögen lieber etwas Entspanntes als Hausaufgabe, andere sind wiederum sind mit wenig nicht zufrieden und wollen von Tag zu Tag mehr gefordert werde. Das ist es, was einen Trainer ausmacht, dieses Fingerspitzengefühl auf das jeweilige Pferd einzugehen. Ich persönlich mag es gerne, wenn kein Zeitdruck besteht, dann kann ich voll und ganz nach meinem Plan trainieren, aber wenn die wichtigen Termine anstehen, weiß ich mir anvertraute Pferde bestens zu präsentieren.
„Ich liebe das Reiten“
Steigen Sie noch morgens selbst in den Sattel? Und wie sehr fehlt Ihnen das Rennreiten?
Gordan Batistic: Ich liebe das Reiten und steige morgens natürlich selbst in den Sattel. Man kann sehr gut feststellen, in welcher Verfassung ein Pferd aktuell ist. Seine Stärken, Schwächen und jedes weitere Merkmal bezüglich seiner Bewegung. Ich finde es sehr wichtig, ein Pferd richtig einzuschätzen zu können. Das gebe ich persönlich an die Jockeys in meiner Order vor dem Rennen weiter.
Für sie ist es enorm wichtig, und sind sehr dankbar, gut beraten zu werden.
Das Rennreiten fehlt mir schon. Ich war richtig gut in Schwung damals, als meine Bandscheibe mir starke Schmerzen bereitet hatte und ich das Rennreiten aufgeben musste. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Man lebt jetzt anderes, hat nicht im Hinterkopf den ständigen Kampf um das richtige Gewicht. Ich musste schon richtig ran, als ich leicht geritten habe, um mein Gewicht in den Sattel zu bringen. Viel laufen, viel Sauna und so manche Mahlzeit habe ich ausgelassen damals. Dass es mir jetzt gut geht, sieht man an meiner Figur (lacht).
Großer Standortvorteil
Die neue Trainingsbahn und die Nähe zu Frankreich sind zwei wichtige Pluspunkte für Ihren Standort Iffezheim. Wie sind aus Ihrer Sicht die Bedingungen zur Vorbereitung von Rennpferden hier?
Gordan Batistic: Beides, die neue Trainingsbahn und Nähe zu Frankreich sind zwei sehr wichtige Punkte für den Standort Iffezheim. Ich persönlich glaube, wir haben die beste Trainingsbahn in ganz Deutschland. Es gibt keinen Tag mehr im ganzem Jahr, an dem das Wasser auf der Trainingsbahn steht. Durch die Bewässerungsanlage hat die Bahn im Sommer immer eine gewisse Feuchtigkeit, die die Sandbahn nie zu mehlig oder schwer werden lässt. Außer der Sandbahn gibts es ein sehr schönes Gelände, auf dem die Pferde wunderbar entspannen können. Dazu liegt die Trainingsanlage Iffezheim sehr zentral. Egal, um welche Rennbahn in ganz Europa es sich handelt, jede ist mittlerweile gut zu erreichen.
Werden Sie auch bei den Meetings auf der Heimatbahn im Einsatz sein, oder konzentriert sich alles auf Frankreich?
Gordan Batistic: Natürlich werden viele Starts in Frankreich absolviert, da auch viele Pferde besitzerprämienberechtigt sind in Frankreich macht das auch Sinn. Wir fahren überall hin, wo passende Rennen für mir anvertraute Pferde sind. Seit ich angefangen habe zu trainieren waren es 32 verschiedene Bahnen in Frankreich. Geplant sind aber auch Starts in Iffezheim. Viele Besitzer sehen gerne ihr Pferd vor der Haustür laufen, mal schauen was sich realisieren lässt.
Volle Konzentration auf den Trainerberuf
Sie arbeiten inzwischen ausschließlich im Trainerberuf, nachdem sie lange Jahre auch Kassierer an einer Raststätte waren. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit als Trainer ausgewirkt? Und wie sieht ein normaler Tag bei Ihnen aus?
Gordan Batistic: Als Kassierer an einer Raststätte habe ich gearbeitet, als ich Probleme mit der Bandscheibe hatte, da ich dorthin guten Kontakt hatte. Ich habe ich das zu Beginn meiner Trainerkarriere als zweites Standbein gebraucht, da ich damals nur drei Pferde im Training hatte und die Corona-Pandemie dazu kam. Es war die richtige Entscheidung, so zu handeln. Seit einer Weile übe ich nur den Trainerberuf aus, was mir deutlich einfacher fällt, da man zeitlich nicht gebunden ist und alles gut durch planen kann.
Ein normaler Tag fängt um 4:30 Uhr an, dann mache ich mich fertig und trinke gemütlich einen Kaffee. Um 5:30 Uhr bin ich im Stall und helfe täglich mit bei allem, was so anfällt. Um 7:45 Uhr wird das erste Lot gesattelt. Im Normalfall sind es vier Lots, die ich mitreite. Danach wird alles fertig gemacht und die Pferde gefüttert. Am Nachmittag schaue ich mir in Ruhe zu Hause die Ausschreibungen und Nennungen an, wo unsere Pferde demnächst starten können an. Öfter fahre ich noch mal nach Iffezheim, um nach den Pferden zu schauen. Sonst gehe ich gerne unserem Sohn beim Fußball-Training zuschauen oder genieße mit den Hunden einen langen Spaziergang.
Wie gefällt Ihnen die Lebensqualität im Badischen? Könnten Sie sich auch vorstellen, woanders zu leben? Was macht Iffezheim und Umgebung für Sie aus?
Gordan Batistic: Hier im Badischen gefällt es mir sehr gut. Ich bin mittlerweile mehr als 31 Jahre hier zuhause. Seit Ende 2008 lebe ich in Durmersheim mit meiner Lebensgefährtin und unserem Sohn, der bald 10 Jahre alt wird. Meine Familie und die uns anvertrauten Pferde sind das, was ich brauche, um glücklich zu sein. Iffezheim war schon immer ein Ort, an dem ich mich sehr wohl gefühlt habe. Mich hier als Trainer niederzulassen war ein absoluter Herzenswunsch.
Was sollte sich der deutsche Rennsport in Frankreich abschauen? Welche Maßnahmen wären aus Ihrer Sicht wichtig, um den Turf mehr in die Öffentlichkeit zu rücken?
Gordan Batistic: Es wäre schön, wenn in Deutschland auch so viel gewettet werden würde wie in Frankreich bei PMU. Von hohen Umsätzen würden wir alle profitieren. Ich denke, dann könnte man die Rennen deutlich besser dotieren, was dringend nötig ist. Meiner Meinung nach brauchen wir deutlich mehr Werbung für den Rennsport in Deutschland. Ein öffentlicher Fernseh-Kanal wie in Frankreich Equidia mit Vorschau und Nachschau von den Rennen wäre eine von vielen Ideen.