Österreich ist ihre Wahlheimat, aber in Pisa/Italien feierte sie vor kurzem den größten Erfolg ihrer Karriere: Hana Jurankova, auch in Deutschland u.a. von den Siegen mit Magritte du Champ bestens bekannt, ist frischgekürte Weltmeisterin der Amateurreiterinnen. Die 1992 in Tschechien geborene Reterin hat Rennsport im Blut. Ihr Vater war in jungen Jahren selbst Jockey und später Trainer in Tschechien. Sein größter Erfolg war der Sieg im Slowakischen Derby mit Rocky of Gracie 2011. Exklusiv im Insider-Talk auf dem Blog berichtet Hana Jurankova über ihre Karriere.
Herzlichen Glückwunsch zum Weltmeister-Titel. Hatten Sie von diesem Erfolg schon länger geträumt? Was waren die entscheidenden Erfolge, dass es geklappt hat?
Hana Jurankova: Vielen Dank für die Glückwünsche, ich freue mich sehr, dass mich so viele Nachrichten erreichen. Ich bin 2016 schon um Haaresbreite am selben Titel vorbeigeschrammt, als ich im Finale auf Mauritius die Führung um 3 Punkte verlor und auf Platz 2 der Weltrangliste verwiesen wurde. Umso mehr freut es mich, dass sich der Österreichische Amateurverband dazu entschlossen hat, heuer noch bei der Fegentri Mitglied zu bleiben und mich nochmal aufstellte. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass ich nur zu ausgewählten Rennen fahre, da die Reisen oft sehr zeit- und kostenaufwendig sind.
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„2016 war ein Jetset-Leben“
Wie stark war die Konkurrenz bei der WM? Welche Orte waren einschneidende Erlebnisse für Sie?
Hana Jurankova: Ich traue mich behaupten, dass bei meiner ersten Teilnahme 2016 das allerstärkste Jahr überhaupt war, mit über 20 Rennen auf der ganzen Welt, wir Mädels haben praktisch ein Jetset- Leben geführt. Ich konnte auf den schönsten Rennbahnen der Welt reiten auf welchen ich als Profi unter normalen Umständen gar nicht hinkommen würde.
Corona bedingt, war 2021 dementsprechend von den teilnehmenden Nationen und der Rennanzahl eher mager mit nur 10 Rennen insgesamt. Ich möchte hiermit aber meine Leistung nicht schmälern, ich nahm bei 5 davon Teil und gewann 4. Er war ein absolutes Wahnsinnsjahr.
Sie haben bei dem Wettbewerb Österreich vertreten. Wo ist Ihre ursprüngliche Heimat, und wie kamen Sie nach Österreich? Was waren Ihre bisherigen Stationen? Und wie kamen Sie zum Rennsport?
Hana Jurankova: Ich komme aus einem kleinem Ort in Mähren, Tschechien. Ich kam im Alter von circa 4-5 Jahren nach Österreich, damals hat mein Vater einen Job in der Wiener Freudenau als Arbeitsreiter angenommen nach seiner Karriere als Hindernisjockey. So hatte ich den Rennsport in die Wiege gelegt bekommen und wuchs im Rennsportmilleu auf. Damals waren noch ganz andere Zeiten im österreichischen Galopprennsport, es gab keine freie Box in der Freudenau und zwei Mal die Woche Rennen vor der Haustür. Ich behaupte oft, ich sei in der falschen Generation geboren worden, ich hätte gerne diese goldenen Zeiten miterlebt.
Großer Rückhalt durch Markus Geisler
Welche Rolle spielt der Rennsport in Österreich aktuell? Könnten Sie sich auch einen Wechsel in ein anderes Land vorstellen, zum Beispiel Deutschland?
Hana Jurankova: Galopprennsport in Österreich ist theoretisch tot, praktisch gibt es noch den Stall von Herrn Markus Geisler, wo ich im Morgentraining mitreiten darf. Mit 30 Vollblütern, aufgeteilt auf zwei tolle Trainingsstandorte, versucht man hier Rennpferde zu stellen, welche international konkurrenzfähig sind, im Fokus steht aktuell Frankreich. Und das mit Erfolg – heuer konnten wir dort 11 Sieger von 59 Starts feiern. Ohne den starken Rückhalt des Rennstalles von Herrn Geisler und dem ganzen Team, wäre mein Erfolg erst gar nicht denkbar. Auch dem Österreichischen Amateur-Verein bin ich sehr dankbar.
Ich konnte gerade auf österreichischen Pferden international auf mich aufmerksam machen, als ich für den Heimatstall heuer 4 Sieger in Frankreich und 2 in Deutschland holen konnte. Ich möchte mich auch hiermit bei den Besitzern bedanken, welche mir ihr Vertrauen schenken. Eben diese familiäre Atmosphäre und Zusammenhalt schätze ich sehr und versuche immer das Beste rauszuholen, um ein klein wenig zurück zugeben. Gerade diese besonderen Umstände halten mich davon ab, ins Ausland zu wechseln, wo ich eventuell nur eine Nummer von vielen wäre.
„Unsere gemeinsame Geschichte werde ich nie vergessen“
Mit Magritte du Champ und Trust On Me feierten Sie 2021 drei Siege in Deutschland. Wird hier anders geritten als in Österreich? Was verbinden Sie mit Magritte Du Champ?
Hana Jurankova: Der größte Unterschied ist – in Deutschland wird geritten. In Österreich gibt es einen Renntag im Jahr. Aus Österreich kommend, wird man oft belächelt und unterschätzt. Wahrscheinlich auch zurecht, die Amateure in Frankreich oder Deutschland reiten oft jede Woche Rennen, da muss man schon sehr viel Blut geschwitzt haben und mithalten zu können.
Magritte du Champ ist definitiv ein Kapitel für sich und unsere gemeinsame Geschichte werde ich nie vergessen. Ich kannte ihn praktisch von Jährling an, da sein Züchter und Besitzer Peter Huber treuer Kunde in der Freudenau ist. Ich saß nie in der Arbeit auf Magritte du Champ, da er ein bekannter Rabauke war, erst heuer traute ich mich in Ausnahmefällen drüber – allerdings immer mit Gebet und Halsriemen.
Im Rennen habe ich mich immer geweigert, das Pferd zu reiten, es hat immer geheißen, den bringt nur ein Jockey vorwärts. Er trieb schon alle halb in den Wahnsinn, als er seine Trainingsleistungen einfach nicht im Rennen widerspiegelte. Und so landete er in einem Ausgleich IV im Amateurrennen in Baden-Baden, welches zufällig ein Fegentrirennen war. Ich war zu der Zeit schon Führende in der Weltrangliste. Champi war nicht meine erste Wahl, aber klar ist, ich reite für meinen Trainer, wenn er eine Nennung abgegeben hat.
Ein paar Tage zuvor lief er in Krefeld zum ersten Mal mit Scheuklappen und gewann. Peter Huber musste sich damals bei der Rennleitung rechtfertigen, warum sein Pferd einen unangemeldeten Formanstieg hatte. Plötzlich war die Handbremse gelockert. Er galoppierte mich fast im Handgalopp zu meinem nächsten Fegentri-Sieg. Die Freude war riesengroß, und bei der Siegerehrung hatten wir schon Tränen in den Augen, als die Österreichhymne spielte. Drei Wochen später schenkte er mir wertvolle Punkte in einem der drei Läufe des Bayrischen Amateurchampionats in München als wir Rang Drei belegten. Unser letzter gemeinsamer Auftritt war erneut in Iffezheim im Amateurrennen. Mit 65,5 Kilo beladen, kämpften wir uns auf schwerem Boden durch das 15-köpfige Feld bis an die Spitze.
Auch bei Auktionen im Einsatz
Was machen Sie im Hauptberuf? Wie lässt sich das mit dem Reiten in Einklang bringen?
Hana Jurankova: Ich habe seit 4 Jahren mein eigenes Kleinunternehmen und bewege mich im Rennsport. Hauptsächlich beteilige ich mich am Racing Management bei Trainer Markus Geisler und erledige den ganzen Papierkram drumherum. Seit heuer darf ich auch für Kunden zu Auktionen fahren und ihre Zukunftshoffnungen mitauswählen. Ich konnte direkt im ersten Jahr Pferde um insgesamt 273.000€ bei der Arqana einkaufen, welche nicht nur nach Österreich gingen sondern auch nach Tschechien und in die Slowakei. Ich möchte mich hiermit für das Vertrauen bedanken bei all meinen netten Kunden.
Teilt Ihre Familie das Hobby Pferde? Was macht für Sie die Faszination aus?
Hana Jurankova: Ja, da habe ich großes Glück. Meine Mama ist meine größte Supporterin, verfolgt meine Rennen immer. Außer das heurige WM-Finale in Pisa, da musste sie gerade Rasen mähen im Garten (lacht). Was mich am Rennsport fasziniert, sind die edlen Vollblüter. Ich bewundere diese Tiere für Ihre Persönlichkeiten. Ich kenne keinen schöneren Klang als den, den die Hufeisen spielen, wenn sie am Geläuf ankommen und kein schöneres Gefühl als ein Pferd im Sonnenaufgang über die Bahn zu cantern.
Werden Sie auch im kommenden Jahr international aktiv sein? Wer sind Ihre größten Förderer?
Hana Jurankova: Meine größten Förderer habe ich bereits genannt, ich bekomme unglaublichen Support am Stall von Herrn Markus Geisler. Von Besitzern bis hin zum Bodenpersonal, alle stehen hinter mir, das pusht einen schon richtig und es macht auch Freude in so einer Umgebung zu arbeiten.
Ob ich international im Sattel aktiv sein werde – ja, klar setze ich mich mal gerne auf ein Stallpferd, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Ansonsten möchte ich meinen Fokus eher weiter ins Management verlagern und das Rennreiten jüngeren Generationen überlassen. Bei der WM habe ich nun das Maximum erreicht, da werde ich nicht mehr antreten.
Was sind Ihre größten Wünsche für die Zukunft?
Hana Jurankova: Mein größter Wunsch wäre, dass Rennen zurück nach Wien kommen. Ich ritt 2008 mein allererstes Rennen in der Wiener Freudenau, und vielleicht gelingt es mir dort noch mein allerletztes zu reiten.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?
Hana Jurankova: Freizeit habe ich aktuell sehr wenig, ich bin viel unterwegs und mit meiner Arbeit auch recht eingedeckt, da ich noch einen weiten Weg vor mir habe, bis ich dort bin, wo ich hin will. Zudem habe ich mich letztes Jahr dazu entschieden, noch ein Masterstudium zu machen – ich sollte eigentlich schon meine Masterarbeit schreiben…