Am Sonntag steigt in ParisLongchamp mit dem Qatar Prix de l‘ Arc de Triomphe wieder das bedeutendste Rennen auf der Galopper-Welt. Dreimal gewann bisher ein in Deutschland trainiertes Pferd, 1975 Star Appeal, 2011 Danedream und vor einem Jahr Torquator Tasso. An die Wunderstute Danedream, die mit einer Gewinnsumme von über 3,6 Mio. Euro zur deutschen Rekordgalopperin wurde, haben nicht nur alle Turffreunde beste Erinnerungen, sondern vor allem ihr damaliger Mitbesitzer Heiko Volz. Gründe genug, vor dem Arc mit dem Acherner Möbel-Unternehmer ein Exklusiv im Insider-Talk für den RaceBets-Blog zu führen.
Elf Jahre sind es seither, seit Danedream im Arc Geschichte für den deutschen Rennsport schrieb. Mit welchen Erwartungen waren Sie damals ins Rennen gegangen. Und welche Erinnerungen haben Sie an den Moment des Triumphes?
Heiko Volz: Wir fuhren damals schon voller Hoffnung nach Paris. Wir gingen bereits von einem guten Laufen aus. Mit einem Sieg war natürlich nicht zu rechnen. Wir hatten Tribünenplätze und schauten uns das Rennen von dort aus an. Die letzten 200-300 Meter, als abzusehen war, dass man gewinnen kann bzw. gewinnen wird, waren schon unglaublich. Man finisht mit, feuert das Pferd an und im Moment, als sie als erste durch das Ziel ging, kam dann auch die ein oder andere Freudenträne.
„Nach Danedreams Sieg in Berlin kam der Gedanke an den Arc auf“
Danedream beendete damals eine lange deutsche Durststrecke. Dabei wollte erst niemand die Stute haben. Wie kam es damals für Sie zum Kauf von Danedream? Und wann haben Sie erkannt, dass Sie eine Kandidatin für den Arc ist?
Heiko Volz: Das mit dem Spaßpferd war wirklich so. Wir suchten ein Startpferd, das Rennen gewinnen konnte. Peter meinte, die wäre was für uns. Wir hatten ja zuvor immer schon Pferde bei Peter Schiergen. Nach Danedreams Sieg in Berlin kam familienintern das erste Mal der Gedanke an den Arc auf. Was tun wir, wenn sie in Iffezheim genauso leicht gewinnen würde? Ist der Arc eine Option?
Die Stute stellte damals eine neue Rekordzeit auf und ließ internationale Spitzenpferde einfach stehen. Welchen Anteil hatten Jockey Andrasch Starke und Trainer Peter Schiergen an dem Triumph?
Heiko Volz: Ich denke, man muss sogar weiter zurück gehen. Danedream entstammt aus einer Top-Mutterlinie und einem Top-Deckhengst. Zum Zeitpunkt des Kaufes vielleicht nicht das aktuellste bzw. modischste Pedigree. Aber Qualität war vorhanden. Sie ist in einem erstklassigen Gestüt aufgewachsen. Sie wurde von einem absoluten Spitzentrainer trainiert und vom mit Abstand besten Jockey Deutschlands, zum damaligen Zeitpunkt, geritten. Wer nun wie viel Anteil an dem Sieg hatte, ist schwer zu sagen. Das Paket stimmte zumindest.
„100 Kilo GAG muss das Pferd zeigen“
Welche Qualitäten braucht ein Pferd, um im Arc bestehen zu können? Und was waren Danedreams Markenzeichen?
Heiko Volz: Einen Arc gewinnt man nicht einfach so nebenbei. Das Pferd muss gesund und topfit sein und noch nicht über den Berg, was ja manchmal schon vorkommen kann nach einer langen Saison. Die aktuelle Form sollte stimmen. Die Distanz und der Boden sollten passen. Eine gute Startnummer ist natürlich hilfreich. Wir hatten damals die 2. Unter 100 Kilo GAG würde ich einen Start gar nicht erst in Betracht ziehen. Und die 100 GAG muss das Pferd an diesem Tag auch mindestens zeigen, um theoretisch einen Geldpreis zu ergattern. Danedream war mental extrem stark. Nichts konnte sie aus der Ruhe bringen. Sie schwitze nie im Führring, trotz des Riesentrubels um sie herum.
„2012 war unser Tiefpunkt im Rennsport“
2012 war die Titelverteidigung in Paris geplant, aber dazu kam es nicht. Können Sie das noch einmal Revue passieren lassen?
Heiko Volz: Die Geschichte damals war ja schon bitter. Sechs Tage vor der Möglichkeit der Titelverteidigung wurde das ganze Trainingszentrum Köln 3 Monate lang in Quarantäne geschickt. Bei einem Pferd vom Nachbar-Stall wurde eine Infektiöse Anämie festgestellt. Du hast ein gesundes Pferd, welches topfit ist und speziell auf dieses Rennen vorbereitet wurde und du darfst nicht laufen. Das war für uns wirklich der Tiefpunkt im Rennsport. Zeitweise hatten wir sogar überlegt, komplett damit aufzuhören.
Haben Sie Danedream später noch besuchen können? Und wie kam es, dass sie in der Zucht nicht so eingeschlagen hat?
Heiko Volz: Warum Danedream nicht eingeschlagen hat, ist schwer zu sagen. Sie hatte eigentlich die besten Voraussetzungen. Im Nachhinein war vielleicht die ständige Anpaarung mit Frankel etwas unglücklich. Der hat halt nachweislich absolut nicht zu ihr gepasst. Aber vielleicht kommt ja noch was. Sie selbst war ja auch das sechste Produkt ihrer Mutter. Die Geschwister vor ihr konnten alle nicht sonderlich viel. Aber nach ihr brachte ihre Mutter noch weitere Black Type-Pferde.
Was trauen Sie Torquator Tasso am Sonntag zu? Kann er seinen Titel verteidigen?
Heiko Volz: Warum nicht? Gut genug ist er. Die Ascot-Form auf nicht idealem Boden war schon richtig gut.
Vier Pferde zur Zeit im Rennstall
Wie sieht Ihr eigener Rennstall derzeit aus?
Heiko Volz: Wir sind eigentlich ganz zufrieden. Zur Zeit haben wir vier Pferde im Rennstall. Die meisten in Partnerschaft. Fire Of The Sun war Gruppe-platziert in den italienischen Guineas in Rom und hat auch so schon viel Freude bereitet. Two Face hat in Clairefontaine sein Maidenrennen gewonnen. Somit ist er wohl auch kein Schlechter. Mal sehen, wie es mit ihm weitergeht.
Welches Turf-Ereignis würden Sie gerne einmal besuchen?
Heiko Volz: Da habe ich eigentlich momentan keines mehr. Die Rennen, die ich sehen wollte, habe ich bereits besucht. Royal Ascot ist für mich die schönste Woche im Rennsport. Die Atmosphäre dort ist einfach unglaublich. Da würde ich gerne mal wieder hin. Aber mit einem eigenen Starter und der sollte dann nach Möglichkeit auch gewinnen. Natürlich mit Peter Schiergen als Trainer.
Nach Fertigstellung des Interviews gewann die im Mitbesitz von Heiko Volz stehende Fire Of The Sun den Großen Preis der Landeshauptstadt Dresden auf Gruppe-Ebene.