Insider-Talk mit Ines Löwe: „Mein größtes Ziel ist, irgendwann Trainerin zu werden“

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Der Name Löwe ist im Galopprennsport mehr als ein Begriff. Andreas Löwe war einer der Top-Trainer hierzulande, der vor einigen Jahren seine Laufbahn beendete. Doch auch Ines Löwe hat einen sehr guten Start in ihre Laufbahn hingelegt. Schon vier Rennen gewann die 2004 geborene Amateurreiterin bisher. Gründe genug für ein Insider-Talk mit Ihr auf dem RaceBets-Blog.

Andreas Löwe ist Ihr Onkel. Hat er eine große Rolle bei Ihrem Einstieg in den Rennsport gespielt? Und wie ist der Kontakt zu ihm?

Ines Löwe: Ich habe bei einem Besuch in Köln durch Andreas überhaupt das erste Mal eine Rennbahn gesehen und das erste Mal auf einem Rennpferd gesessen. Er hat mir dann wenig später auch zwei Praktika in Köln organisiert, bevor ich einen Rennstall in Österreich gefunden habe. Wir haben uns leider schon länger nicht mehr gesehen, aber wir telefonieren hin und wieder. Ich weiß, dass ich ihn immer um Rat fragen kann und bin sehr dankbar dafür.

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„Ich liebe es, den Charakter von einem Pferd kennenzulernen“

Was bedeutet Ihnen die Arbeit mit den Rennpferden? Und was waren Ihre ersten Stationen? Wir haben gehört, dass Sie früher in Wien zu Hause waren.

Ferragosta siegt - Ines Löwe im Portrait am 27.08.2023 in Baden-Baden
Ferragosta siegt – Ines Löwe im Portrait am 27.08.2023 in Baden-Baden

Ines Löwe: Die tägliche Arbeit mit den Rennpferden ist für mich unersetzbar. Ich liebe es, den Charakter von einem Pferd kennenzulernen und an einem Pferd zu arbeiten. Im Rennen muss man ein Pferd so nehmen, wie es gerade ist, aber im Training kann man es verändern.

Ich habe zuerst in Salzburg gewohnt und bin jedes Wochenende nach Wien zur Rennbahn Freudenau gefahren. Irgendwann bin ich dann umgezogen, um täglich bei Markus Geisler im Training zu reiten. Als dieser einen zweiten Standtort eröffnet hat, bin ich auf einem Gestüt mit Bergauf-Bahn in der Nähe von St. Pölten geritten.

Frühe Chancen bei John David Hillis

Inzwischen ist John David Hillis in München Ihr Chef. Wie kam es zum Wechsel nach Deutschland? Und welche Erinnerungen haben Sie an Ihren ersten Ritt?

Ines Löwe: In Österreich gibt es inzwischen nur noch einen einzigen Rennstall.

John David Hillis hat mir schon letztes Jahr, als ich noch in Österreich gearbeitet habe, mehrere Ritte im Rennen gegeben. Es ist untypisch für Trainer, fremden Anfänger-Amateuren Chancen zu geben. Deswegen war mir der Stall direkt sympathisch.

Mein allererster Ritt war in einem Amateur-Rennen in Budapest über 1600 Meter. Ich sollte auf jeden Fall vorne gehen. Die Stute schaffte es aber in den meisten Rennen nie nach vorne, und so war es auch in meinem Rennen. Ich hatte außerdem einen Bügel beim Start verloren. Wir waren im Ziel sehr weit geschlagen Letzte. Danach musste ich ein halbes Jahr warten, um diesen fürchterlichen ersten Auftritt zu korrigieren.

Die erste Saison hat sich sehr gut angelassen. Was waren die bisher tollsten Momente?

Ines Löwe: Einer der coolsten Momente war der Sieg mit Ferragosta in München. Wir waren schon mit einem Kopf überholt und liefen dann die ganze Zielgerade dem führenden Pferd hinterher, doch die kleine Kämpferstute hatte ganz zum Schluss den längeren Atem und zog noch vorbei. Das war für mich das erste Kopf-Kopf Finish, und dieses Gefühl werde ich nie vergessen.

Ferragosta siegt unter Ines Löwe am 27.08.2023 in Baden-Baden
Ferragosta siegt unter Ines Löwe am 27.08.2023 in Baden-Baden

Sie haben auch am Nachwuchswettbewerb der Mehl-Mülhens-Stiftung teilgenommen. Wie war die Bilanz?

Ines Löwe: Ich war einmal Erste und einmal Letzte. In der Gesamtwertung stehe ich auf Platz 4.

Ausbildung zum Rennreiter ist die nächste Etappe

Wie sieht Ihr Karriereplan aus? Haben Sie eine Ausbildung zum Jockey geplant? Und was haben Sie bisher beruflich/schulisch gemacht?

Ines Löwe: Ich habe bisher nebenbei die Matura Extern gemacht. Ich möchte jetzt die Ausbildung zum Rennreiter machen und mich erst einmal reiterlich weiterentwickeln. Später würde ich gerne auch mal im Ausland arbeiten. Und wenn ich genug Erfahrung gesammelt habe, möchte ich dann Trainerin werden. Das ist mein größtes Ziel.

Wie stark verfolgen Ihre Eltern Ihren Werdegang? Und wie ist die Unterstützung von Ihnen und Ihrem Onkel?

Ines Löwe: Meine Eltern verfolgen meinen Werdegang wahrscheinlich am stärksten von allen. Ich hätte die schwierigen Phasen ohne ihre Unterstützung nicht so überstanden und bin ihnen unendlich dankbar.

Meinen Onkel sehe ich leider nicht oft, da von Wien nach Köln ja nicht gerade ein Katzensprung ist. Aber er unterstützt mich auch. Ich habe leider zu spät angefangen, ich hätte sehr gerne noch bei ihm im Stall gelernt und ihn live als Trainer erlebt.

Haben Sie Vorbilder unter den Jockeys, national wie international?

Ines Löwe: Sibylle Vogt, sie beweist, dass eine Frau genauso stark reiten kann wie ein Mann. Alberto Sanna, sein Finishreiten erscheint mir genial und effizient. Und dann natürlich die englischen Stars, wie Frankie Dettori, William Buick, Hollie Doyle etc.

Ferragosta siegt unter Ines Löwe am 27.08.2023 in Baden-Baden
Ferragosta siegt unter Ines Löwe am 27.08.2023 in Baden-Baden

Ist es als Frau weiterhin schwer, sich gegen die männliche Konkurrenz zu behaupten? Oder hat sich das aus Ihrer Sicht gebessert?

Ines Löwe: Es hat sich schon etwas gebessert, aber ich kann momentan nur für das Amateur-Dasein sprechen, wo eh schon der Großteil weiblich ist. Ich denke, bei den Profis braucht es schon einiges, um sich als gleichstark zu beweisen.

Ihre größten Wünsche für Sie persönlich und für den Rennsport in Deutschland?

Ines Löwe: Mein größter Wunsch ist es, irgendwann in der Zukunft eine erfolgreiche Trainerin zu werden. Meine größten Wünsche für den Rennsport in Deutschland sind, dass sich unser Image bei der Allgemeinheit verbessert, und, dass wir es schaffen, die Zahl der Verletzungen im Training und im Rennen zu verringern.

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