Fünfmal hat er die berühmte Pardubitzer Steeplechase gewonnen, auch in Cheltenham oder in Italien zeichnete sich Jan Faltejsek bereits in Top-Events auf der Hindernisbahn als Jockeys aus. Der 1983 geborene Tscheche, dessen Heimat Karlsbad ist, ist aber auch in Deutschland bestens bekannt. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine Karriere.
Vater war Pferde-Tierarzt
Jan Faltejsek: Weil mein Vater ein Pferde-Tierarzt war, hatte ich von meiner frühesten Kindheit an immer mit Pferden zu tun. Angefangen habe ich mit drei Tagen pro Woche Reiten im Parcours der Vielseitigkeit, aber Rennen zu reiten stand bei mir immer im Fokus. Wenn ein Pferd gut vorbereitet ist und versprechend geht, dann ist in meinen Augen ein unglaubliches Gefühl und macht mir einen riesigen Spaß.
Erfolgreich in ganz Europa
Welche Bedeutung hat der Hindernissport in Tschechien? Was waren bislang Ihre wichtigsten Stationen?
Jan Faltejsek: Es ist richtig, dass viele Leute in Tschechien den Hindernissport durch die Große Pardubitzer Cross-Country-Steeple-Chase kennen, aber das ist längst nicht alles. Sehr viele Menschen kommen auch zu den sogenannten kleinen Meetings. Natürlich waren die Erfolge in der Velka Pardubicka, wie das Rennen bei uns heißt, ganz besondere Höhepunkte in meiner bisherigen Laufbahn. Aber ich bin auch glücklich, überall in Europa große Prüfungen gewonnen zu haben. Ich denke da an den Gran Premio di Merano, das Swedish Grand National, das Cleeve Hurdle in Cheltenham, der Heimat des Hindernissports. Ich hatte immer das Glück, gute Pferde reiten zu dürfen.
„Erfolg kommt durch Erfahrung“
Mit fünf Siegen haben Sie eine stolze Erfolgsbilanz in der Großen Pardubitzer Steeplechase. Was macht diese Prüfung für Sie aus? Wie gehen Sie mit der Kritik von Tierschützern an diesem Rennen um?
Jan Faltejsek: Ich muss sagen, dass Erfolg in diesem Sport, auch mit der zunehmenden Erfahrung kommt. Die Velka Pardubicka ist ein ganz besonderes Fest, aber für mich zählt immer das nächste Rennen am heutigen Tag. Für das Highlight gibt es einige Qualifikationsrennen, das bedeutet, dass die Pferde für dieses Rennen wirklich vorbereitet werden. Man möchte einfach genau dieses Rennen gewinnen. Aber natürlich handelt es sich auch um einen Sport, in dem man auch Pech haben kann. Ich weiß, dass alle Aktiven hart für den Erfolg arbeiten. Wir lieben unsere Pferde, weil sie Teil unseres Lebens sind… Wenn keine Rennen mehr stattfinden würden, gäbe es auch kein Vollblut mehr.
„Freie Tage gibt es nicht“
In Deutschland kennt man noch sehr gut Ihren Landsmann Jozef Vana. Ist er ein Vorbild für Sie? Was ist Ihr persönliches Erfolgsgeheimnis?
Jan Faltejsek: Ich kann nicht sagen, dass Jozef Vana ein Vorbild für mich ist, aber er ist ein Mensch, der unermüdlich arbeitet. Und am Ende ist der Job mit den Pferden harte Arbeit. Freie Tage gibt es da nicht, denn die Pferde müssen natürlich immer essen und weiter trainieren. Jeder, der in diesem Geschäft arbeitet, muss viel Leidenschaft mitbringen.
„Wer Angst hat, sollte in den Ruhestand gehen“
Welche Qualitäten muss ein Hindernisjockey mitbringen? Hatten Sie schon einmal schwere Verletzungen oder Angst?
Jan Faltejsek: Ich würde sagen, dass man Qualitäten wie ein Pilot in der Formel I mitbringen muss. Aber genau Dasselbe gilt auch für Flachjockeys. Man braucht einfach das Gefühl für die Geschwindigkeit und das Feeling für das Pferd. Natürlich hatte ich schon ganz viele Verletzungen, aber glücklicherweise ist immer alles wieder gut verheilt. Auf diesem Weg möchte ich mich einmal bei meinen Ärzten bedanken, die ganze Arbeit geleistet haben. Wenn man als Hindernisjockey Angst bekommt, dann sollte man so schnell wie möglich in den Ruhestand gehen.
Vom „kleinen Tschechen“ zum Cheltenham-Helden
Sie haben auch in Cheltenham schon gewonnen – das Cleeve Hurdle 2014 mit Knockara Beau. Was bedeutete Ihnen dieser Sieg? Was waren Ihre besten Pferde und tollsten Erfolge?
Jan Faltejsek: Das war wirklich ein besonders schöner Erfolg. Cheltenham ist einfach die Heimat der Hindernisrennen. Ich habe Knockara Beau auch in Gold Cup zweimal geritten, auch wenn ich nur Sechster wurde, aber ich war in diesem Top-Highlight dabei. Für einen kleinen Mann aus Tschechien ist das unglaublich. Nicht vergessen werde ich auch Orphee des Blins, denn wir haben gemeinsam dreimal die Velka Pardubicka gewonnen, das spricht für sich.
Erinnerungen an das Alte Badener Jagdrennen
Welche bisherigen Erinnerungen haben Sie an Deutschland?
Jan Faltejsek: Ich finde es sehr bedauerlich, dass es in Baden-Baden keine Jagdrennen mehr gibt. Ich war einmal Zweiter im Alten Badener Jagdrennen, es war eine Super-Hindernisbahn.
Hierzulande stirbt der Hindernissport immer mehr aus. Gibt es aus Ihrer Sicht noch eine Chance, dieses Metier in Deutschland zu retten? Wenn ja, wie?
Jan Faltejsek: Hindernissport ist sicher kein einfaches Metier und braucht viel Zeit. Zeit ist Geld… Den Einfluss von Tierschützern möchte ich besser nicht kommentieren… Man muss es halt weiter versuchen.
Gesundheit steht im Vordergrund
Wie sehr unterstützt Ihre Familie Sie bei diesem Beruf? Wo sind Sie aktuell beschäftigt? Wie verlief die Saison 2020 für Sie? Was sind Ihre Ziele für 2021?
Jan Faltejsek: Ich bin zuversichtlich, auch wenn die Corona-Zeit natürlich sehr schwierig für uns alle ist. Ich bekomme sehr viel Unterstützung von meiner Frau. Meine Ziele für 2021 sind immer gesund und positiv zu bleiben.
Sie sind in Karlsbad zu Hause. Wie gestalten Sie dort Ihre freie Zeit?
Jan Faltejsek: Ich bin für die Rennen sehr viel unterwegs und habe nicht viel Zeit für andere Dinge. Vieleicht wird sich das eines Tages ändern…