Beim dritten Ritt bereits der erste Sieg – beim Juni-Renntag in Mannheim wurden die Turffans erstmals auf Jaqueline Laquai aufmerksam. Die 2001 geborene Amateurrennreiterin gewann mit dem von Gerald Geisler trainierten Macavity ihr erstes Rennen. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet sie über ihre Pläne.
Ihre Namen kannten bis vor kurzem nur wenige. Wie ist Ihr Faible für den Rennsport entstanden?
Jaqueline Laquai: Ich habe mich schon als kleines Kind in Pferde verliebt und bereits als junges Mädchen Reitstunden genommen. Anfang 2020 bin ich dann an den Stall von Horst Rudolph in Mannheim gekommen. Seitdem möchte ich den Rennsport nicht mehr missen. Vor allem liebe ich die Geschwindigkeit und die Zusammenarbeit mit den Pferden. Nach ein paar Monaten bin ich dann nach Iffezheim an den Stall von Gerald Geisler gewechselt, da ich den Sport intensiver und leistungsorientierter betreiben wollte. Die Nähe zu Karlsruhe kommt mir sehr entgegen, da ich dort studiere und so weniger Fahrzeit habe. So lassen sich Hobby und Studium besser vereinbaren.
Beim dritten Ritt der erste Treffer
Wie sehr unterstützt Sie Ihre Familie beim Interesse für den Turf? Und wie kam es zu den ersten Ritten?
Jaqueline Laquai: Meine Familie hat mit Pferden und Rennsport nichts zu tun. Sie geben mir für mein Pferd immer wieder Äpfel und Karotten mit und schauen sich meine Ritte an, für den Rest bin ich selbst verantwortlich. Natürlich freuen Sie sich auch für mich, wenn ich Erfolg habe. Meine ersten beiden Ritte waren Amateurrennen. Den ersten Ritt habe ich von Gerald Geisler in Saarbrücken bekommen, der Stall Dovaja M hat mir mit Wundertuete die Chance gegeben. Die zweite Gelegenheit habe ich im Frühjahrs-Meeting in Iffezheim von Fabian Xaver Weißmeier bekommen. Der dritte Ritt war auch gleichzeitig mein erster Ritt mit den Jockeys in Mannheim. Mich freut besonders, dass ich diesen für meinen Stall mit Macavity direkt gewinnen konnte.
Wie verlief Ihr Tag des ersten Sieges mit Macavity in Mannheim? Welche Gefühle hatten Sie?
Jaqueline Laquai: Ich bin morgens noch vier Lot in der Arbeit geritten und dann mit Vorfreude nach Mannheim gefahren. Während unsere anderen beiden Starter schon abgeliefert hatten, stieg natürlich auch schon die Anspannung je näher das Rennen kam. Der Ritt selbst hat sehr viel Spaß gemacht. Als mir klar wurde, dass keiner mehr rankommt und Macavity und ich im Ziel von dem ganzen Team empfangen wurden, war das Gefühl überwältigend.
„Die Fegentri-Teilnahme ist ein großes Ziel“
Wie sehen Ihre Pläne in Sachen Rennreiten aus? Wäre auch die Fegentri-Teilnahme ein Ziel?
Jaqueline Laquai: Aufgrund meiner Größe kann ich leider nicht alle Gewichte reiten, dennoch mag ich jede Chance, die ich als Amateurin bekomme, wahrnehmen. Das werden am Anfang vor allem Amateurrennen und Rennen auf den kleineren Bahnen sein. Auf jeden Fall ist die Fegentri-Teilnahme ein großes Ziel, und ich hoffe, dass ich mir die Chance erarbeiten werde. Aktuell schaue ich jedoch erstmal, dass ich von Ritt zu Ritt abliefere und mich weiter verbessere.
„Im Endkampf ist am meisten Verbesserungspotenzial“
Wie bereiten Sie sich auf Ihre Ritte vor? Was wollen Sie besonders verbessern?
Jaqueline Laquai: Wenn ich die Pferde aus der Arbeit kenne, ist das natürlich ein großer Vorteil. Trotzdem schaue ich mir immer die Rennen von dem jeweiligen Pferd an und schaue auch die Rennen der Konkurrenz. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, hole ich mir noch Tipps von den früheren Reitern und schaue mir das Geläuf und die Besonderheiten der Kursführung genau an.
Danach spreche ich die Ritte mit meinem Trainer Gerald Geisler durch. Ich versuche die positiven Sachen im nächsten Rennen zu bestätigen und die Kritik umzusetzen. Vor allem im Endkampf ist nach drei Ritten noch am meisten Verbesserungspotenzial.
Hatten Sie schon einmal Angst im Rennen? Oder welche Eigenschaften sind wichtig, um Erfolg zu haben?
Jaqueline Laquai: Nein, als Amateur ist das mein Hobby, das mir viel Spaß macht. Wenn ich Angst hätte, wäre es für mich das falsche Hobby. Auch wenn ich es nicht beruflich mache, ist es ein Leistungssport, für den ich 100% gebe. Das bedeutet für mich auch viel ins Training zu investieren und immer wieder zu reflektieren, wie ich mich weiterentwickeln kann. Es hilft mir auch, dass ich von klein auf Leistungssport betrieben habe. Ehrgeiz und Disziplin habe ich dadurch bereits früh in der Leichtathletik gelernt. Aber auch Gefühl fürs Pferd und im Rennen unter Druck zu funktionieren ist wichtig. Dabei darf man den Spaß nicht verlieren
Gibt es Vorbilder oder auch Kontakte zu Jockeys in Deutschland?
Jaqueline Laquai: In Iffezheim arbeiten momentan viele ehemalige Jockeys, und gerade bei diesen gibt viele Möglichkeiten sich etwas abzuschauen und Tipps zu holen. Mit Tommaso Scardino habe ich noch vor dem Ritt mit Macavity gesprochen, da er ihn aus den Rennen schon kannte, und auch Rene Pichulek reitet viel für unseren Stall. Ich habe kein spezielles Vorbild, sondern versuche mir viele verschiedene Stilrichtungen anzuschauen, offen zu bleiben und auszuprobieren was davon für mich gut funktioniert.
Welchen beruflichen Werdegang streben Sie an?
Jaqueline Laquai: Ich studiere am Karlsruher Institut für Technologie Wirtschaftsingenieurswesen und möchte erstmal mein Studium abschließen. Für mein Studium werde ich auch noch Praktika absolvieren.
Wie sieht ein normaler Tag für Sie aus?
„Der Schwerpunkt liegt auf der Uni“
Jaqueline Laquai: Meistens reite ich in der Morgenarbeit mehrere Lots und versorge danach mein eigenes Pferd Irukandji. Dann liegt der Schwerpunkt auf der Uni und Prüfungsvorbereitung. Da ich als Studentin zeitlich flexibel bin, sind Reisen mit den Pferden auf Rennbahnen eine schöne Abwechslung.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Welche Rennbahnen möchten Sie in Kürze besuchen?Jaqueline Laquai: Die meiste Zeit fließt in den Sport, also Morgenarbeit reiten und auch regelmäßig joggen oder schwimmen gehen. Natürlich treffe ich mich auch mit Freunden und besuche immer wieder meine Familie. Als nächstes stehen Reisen zum Meeting nach Bad Harzburg an. Ich werde auch auf die Bahnen im Südwesten fahren, und Fahrten nach Frankreich stehen auch auf dem Programm.