Insider-Talk mit Julian Sixt: „Mir sind so viele Steine vom Herzen gefallen“

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Der 1. Mai 2024 war auch ein ganz persönlicher „Feiertag“ für den jungen Reiter Julian Sixt. Der wenige Tage später 18 Jahre alt gewordene Auszubildende von Trainer Michael Figge feierte auf Freibier auf der Heimatbahn seinen ersten Erfolg im Rennsattel. Doch wer ist er, und wie hat er den Weg in den Rennsport gefunden? Diese und andere Fragen beantwortet Julian Sixt im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Bei einem Siegerpferd mit dem Namen Freibier wurde sicher richtig gefeiert. Was waren Ihre persönlichen Gefühle nach Ihrem ersten Treffer? Und wie hatten Sie darauf hingearbeitet?

Julian Sixt: Es ist bis heute immer noch absolut unbeschreiblich, ich bin überglücklich und super dankbar. Mit diesem Sieg sind mir so viele Steine vom Herzen gefallen. Vor allem, da ich letztes Jahr beim Saisondebüt unglücklich gestürzt bin und dann verletzungsbedingt pausieren musste. Dann hat es Zeit gebraucht, bis ich mich wieder zurück gearbeitet habe. Aber ich habe immer weiter gemacht. Der vergangene Winter war nochmal wichtig für meine Entwicklung. Und daher ist es umso schöner, die Saison mit einem Sieg zu starten. 

Julian Sixt mit Siegerpferd Freibier
Julian Sixt mit Siegerpferd Freibier

Ein Traum ging in Erfüllung

Nur wenige Tage (am 4. Mai) später wurden Sie 18 Jahre alt. Viele bekommen an diesem Tag ein Auto oder eine Reise geschenkt. Wie war es bei Ihnen?

Julian Sixt: Ich glaube tatsächlich, das schönste Geschenk habe ich mir selber am 1. Mai gemacht und mir meinen absoluten Traum erfüllt. Ansonsten habe ich in meinen 18. Geburtstag reingefeiert und am 4. Mai nochmal gefeiert. Somit hatte ich zwei wunderschöne Tage mit meinen Liebsten. Das zählt für mich mehr als alles andere, was ich an diesem Tag geschenkt bekommen habe.

Wie hat bei Ihnen im Rennsport alles angefangen? Und welche Rolle hat dabei Ihre Familie gespielt?

Julian Sixt mit den Besitzern von Freibier bei der Siegerehrung
Julian Sixt mit den Besitzern von Freibier bei der Siegerehrung

Julian Sixt: 2019 kam ich das erste Mal ohne jeglichen Bezug zu Pferden als Besucher mit meiner Familie auf die Rennbahn. Dort hatte mein Onkel den Kontakt zu John Hillis. Dieser hat mich dann mal zu sich in den Stall eingeladen. 2020 wollten wir dann in den Stall fahren zum Tag der Rennställe, doch dieser fiel aufgrund der Corona-Pandemie aus, so dass wir beschlossen haben, einfach mal separat hin zu fahren. Dies geschah Anfang Juli 2020. Dort hat John Hillis mich das allererste Mal auf ein Pferd gesetzt, was zu Beginn etwas ungewohnt, aber trotzdem mega schön war.

Da es mir so gut gefallen hat, kam ich immer regelmäßiger in den Stall, bis ich mit John zum Entschluss gekommen bin, dass ich gerne das Reiten lernen will. Seit diesem Moment verbrachte ich jede freie Minute im Stall. John Hillis hat mir mit viel Geduld von Null an das Reiten beigebracht. Wofür ich mich an dieser Stelle gerne bei John und seinem ganzen Team unendlich bedanken will, ohne sie wäre ich jetzt nicht hier.

Eines Tages nach Frankreich?

Wie ist der Stand Ihrer Ausbildung/Schule bei Michael Figge? Und wie sehen Sie Ihre Zukunftsperspektiven als Jockey?

Julian Sixt
Julian Sixt

Julian Sixt: Es läuft alles planmäßig. Mit Micky zusammen zu arbeiten macht sehr viel Spaß. Er ist ein wirklich angenehmer Chef mit viel Ahnung und der mir immer hilft und fördert, wo er nur kann. Des Weiteren hatte ich gerade meine Zwischenprüfung. Ansonsten muss ich schauen, wie sich der Weg nach der Ausbildung weiterentwickelt. Das Einzige, was mich dabei aufhalten könnte, ist mein Gewicht. Wenn das kein Problem darstellt, werde ich immer weiter hart an mir arbeiten, und wenn es sich ergibt, würde ich mich eigentlich ganz gerne irgendwann in Frankreich niederlassen.

Was müssen Sie für Ihr Gewicht tun? Und war Jockey schon immer Ihr Traumberuf?

Julian Sixt: Da ich für den Beruf Jockey eigentlich recht groß bin, muss ich konstant auf mein Gewicht aufpassen. Dafür mache ich zu der täglichen Arbeit mit den Pferden noch sehr viel Sport und befasse mich noch viel mit der Ernährung, damit man auch ein gutes Mittelding findet, aus nicht zu schwer sein aber nach wie vor genügend Kraft haben.

Haben Sie die Jockeyschule in Köln besucht? Was müssen Sie speziell noch verbessern?

Julian Sixt: Ja, ich war für meine Amateur-Lizenz unter anderem schon in der Jockeyschule. Ansonsten probiere ich noch jedes Mal, wenn ich in Köln bin und sich Zeit findet, die Jockeyschule zu beschauen. Da gibt es auf jeden Fall noch viel, mit dem ich noch nicht zufrieden bin. Aber am meisten will ich einen schönen, eleganten Stil der trotzdem kraftvoll und effektiv ist. 

„Neymar ist mein Idol“

Haben Sie Vorbilder? Und wie ist der Kontakt zu bzw. die Unterstützung von anderen Spitzenjockeys?

Julian Sixt bei Amateurlizenz mit Vorbild Martin Seidl
Julian Sixt bei Amateurlizenz mit Vorbild Martin Seidl

Julian Sixt: Mein Vorbild ist auf jeden Fall Oisin Murphy, ansonsten aus Deutschland schaue ich gerne zu Martin Seidl hinauf. Außerhalb des Rennsports ist Neymar seit Kindesalter mein Idol. Natürlich sind wir auf der Rennbahn alle Konkurrenten, aber ich fühle mich immer sehr wohl unter den anderen Jockeys. Man wird immer nett aufgenommen, respektvoll behandelt, und wenn man mal Hilfe braucht, würde dir jeder helfen. 

Was sagen andere Menschen in Ihrem Alter, wenn Sie von dem Sport und den Pferden berichten? Kann man Ihre Faszination nachvollziehen?

Julian Sixt: Das Rennen reiten ist natürlich nicht die gängigste Leidenschaft. Aber alle zeigen absolutes Interesse und auch vollstes Verständnis, dass ich so für diesen Sport lebe.

Welchen anderen Beruf könnten Sie sich noch vorstellen? Und was sind Ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen?

Julian Sixt: Da eine sehr große Leidenschaft von mir das Kochen ist, wäre das vielleicht noch eine Möglichkeit, nach meinem absoluten Traumberuf, dem Rennenreiten.

Julian Sixt Bild mit Pferd
Julian Sixt Bild mit Pferd

Welches Rennen würden Sie gerne eines Tages gewinnen?

Julian Sixt: Am liebsten würde ich mal die Sussex Stakes in Goodwood zu gewinnen. Der Dubai World Cup ist auf jeden Fall auch ein absoluter Traum. In Deutschland zählt zu dem einzig wahren Derby auf jeden Fall noch die Goldene Peitsche dazu.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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