547 Rennen hat die Münchener Trainerin Jutta Mayer bislang in ihrer Laufbahn gewonnen. Seit vielen Jahren ist sie eine der erfolgreichsten Betreuerinnen von Galoppern in Deutschland. Ridwan, Arc Bleu, Evening Master, Tippitt Boy und viele andere, von denen später noch die Rede sein wird, sind Pferde, an die Jutta Mayer sehr gerne zurückdenkt oder an den Seriensieger Maistro, der zum Handicapper des Jahres avancierte und sich fulminant steigern konnte.
Ein tolles Beispiel für die Qualitäten der Trainerin ist auch der Park Wiedinger Quidamo. Bis ins hohe Alter verkörperte er große Klasse, war unter anderem in der französischen Défi du Galop-Rennserie erfolgreich. Beinahe hätte er damals auch die Gesamtwertung für sich entschieden. Er hatte dieselbe Punktzahl wie Zack Hall geschafft, da dieser aber zwei Rennen für sich entschieden hatte, wurde er als Gesamtsieger gewertet und Besitzer Helmut von Finck blieb die Sonderprämie hauchdünn verwehrt.
Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet Jutta Mayer über Ihre Karriere und Ziele. Sie erwähnt auch, dass sie früher Westernreiterin war und nennt weitere überraschende Details. Auch blickt sie auf ihre Cracks zurück und nennt die Vorzüge der Trainingsanlage in München.
Wie sind die Trainingsbedingungen in München, speziell im Winter?
Jutta Mayer: Wir haben zum Glück in München eine Reithalle, in der wir auch in sehr harten Wintermonaten, wenn gefroren wäre, sogar galoppieren können. Generell ist Winter überall schwierig zu händeln, auch hektoliterweise Wasser ist im Westen nicht förderlich zum trainieren. Zudem hat München noch viel Platz, wir haben Koppeln und eine überdachte Führmaschine.
Mit vier Siegen in dieser Saison hat sich Action Pure 2019 enorm gesteigert. Was trauen Sie der Stute noch zu?
Mayer: An einem guten Tag kann die Dame genug, sie steht sich leider manchmal selbst im Weg. Diese Marke hat sie schon noch im Bauch, und sie wird nächstes Jahr sicher nicht sieglos bleiben.
Wie fällt Ihre Saisonbilanz aus?
Mayer: Durchwachsen. Bis Juni war meine Welt in Ordnung, und dann waren wir sehr vom Pech verfolgt. Wir haben vier erheblich verletzte Pferde, und eines habe ich in Lyon la Soie sogar verloren. Wer mich kennt, weiß, dass so eine Ausfall-Quote in meinem Stall überhaupt nicht üblich ist. Louis hat auch immer sein Bestes gegeben, ein Sieg war uns leider nicht vergönnt. Jeder aus dem Sport kennt das, manchmal ist einfach der Wurm drin, da muss man durch. Trotzdem, für das kleine Kontingent, welches ich trainiere, war die Bilanz gut.
Wer sind die größten Hoffnungsträger für 2020?
Mayer: Das ist immer eine schwere Frage für mich. Ich bin ein Handicap-Trainer, wenn Sie bei den Top Ten Trainern fragen, geht es um Black Type-Pferde, bei mir geht es gut verdienende Handicapper, die am besten in Frankreich Geld antreten. Ich habe Poldi’s Liebling, bei dem wir noch ein bisschen an den Hufen flicken. Wenn gesund, ist er ein tolles Pferd und auch noch relativ jung. Unsere Dauerbrenner Louis und Key to Magic und ein Interessanten Neuzugang mit Northern Hollow, sind weitere Hoffnungen. Letzterer ist in Schweden operiert worden, gesund hat dieses Pferd noch einziges vor sich. Lichtblick sind auch nächstes Jahr meine vier Dreijährigen, da dürfte doch durchaus mal das ein oder andere Black Type drin sein. Furioso, Lollipop, Snowfresh und Firewhere, da ist auch richtig Blut drin, und das ist, wie wir wissen, „das, was Wunder schafft“.
Wie schwer ist es als selbständiger Trainer, heutzutage an neue Besitzer und Pferde zu kommen?
Mayer: Sehr schwer, der Besitzerpool wird immer kleiner. Die kleinen Züchter werden auch immer weniger, und der doch etwas expandierte Standort München ist, zu Unrecht, auch nicht besonders hilfreich.
Sie waren früher eine besondere Spezialistin für Sprintrennen. Wie kam es dazu?
Mayer: Ich liebe die Sprinter, aber auch die werden immer weniger mangels Rennen. In München gäbe es so einen tolle 1000 Meter Gerade Bahn, die nicht genützt wird. Leider teilen meine Kollegen nicht die Liebe zu den Sprintrennen. Ich habe in einer Zeit gelernt, in der es üblich war, die ersten Zweijährigen-Rennen auf der Geraden Bahn zu laufen, jetzt ist das verpönt.
„Ich war Westernreiter“
Wie sind Sie zum Rennsport gekommen?
Mayer: Ich reite seit Kind an, ich war Westernreiter. In dem Stall, in dem ich ritt, war ein Vollblut-Besitzer, ein Ex Jockey. Ich durfte sein Pferd öfter mal reiten, und der Besitzer meinte, du musst Jockey werden. Über den Wirt in unserer Straße kam ich dann zu dem Rennbahnwirt in München. Der wiederum war Besitzer bei Franz Felix Schreiner, ein Vorreiten wurde vereinbart. Ich durfte mit Heinz Peter Ludewig reiten und wurde genommen, Heinzi meinte, „ist zwar a Waib, aba die nemma“.
Hatten Sie mal überlegt, den Standort zu wechseln?
Mayer: Ja, zu Professor Dr. Laschs Zeiten habe ich überlegt, nach Frankfurt zu wechseln. Jetzt käme nur noch ein grenznaher Ort zu Frankreich in Frage. München ist eine noch lebenswerte Bahn für Rennpferde.
Was waren Ihre bislang schönsten Erlebnisse und besten Pferde?
Mayer: Es gibt viele unheimlich schöne Erlebnisse, das müssen nicht unbedingt große Siege sein. Das sind Erlebnisse, die einen immer weiter machen lassen und an die man noch lange zurückdenkt. Meine besten Pferde waren Tempeltanz, Majestic Day, Zacherl, Herve Leger, Ridwan, Waky Love, Dragon Fly, Arc bleu und Quidamo.
Auf was achten Sie, wenn Sie ein Pferd auf einer Auktion kaufen?
Preis, Pedigree und Stand. Das Paket muss stimmen.
Wie würden sich Galopprennen, die ohne Peitsche gelaufen werden von denen, die mit Peitsche ausgetragen werden unterscheiden?
Die Peitsche ist auch zur Korrektur notwendig. Peitsche heisst nicht gleich Gewalt und Prügel! Unsere Pferde haben es sehr gut, schlecht behandelte Pferde können keine guten Leistungen bringen.
Was sollte ein Besucher, der zum ersten Mal auf die Münchner Rennbahn kommt unbedingt machen?
Da gibt es nur eine Antwort: Wetten!
„Mein Transporter hat 645.000 Kilometer drauf“
Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?
Mayer: Freizeit ? Was ist das? Mein Transporter hat 645 000 Kilometer drauf, dort verbringe ich viel Zeit, wie Sie sehen. Ich schaue mir gerne Kirchen an, in den Orten, in denen ich zu den Rennen bin. Ich gehe mit meinem Lebenspartner gerne einmal gut essen. Außerdem lese ich viel, das kann man nämlich überall machen.