Schon als Jockey war er höchst erfolgreich – 476 Siege sind in der Statistik des Dachverbandes verbucht. 2016 wechselte Karoly Kerekes ins Trainer-Metier, und gerade in dieser Saison läuft es blendend für den in München beheimateten 44-jährigen gebürtigen Ungarn. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine Laufbahn und Pläne.
Vor sechs Jahren haben Sie Ihre Jockey-Karriere beendet, nachdem sie einer der erfolgreichsten Reiter in München der jüngeren Vergangenheit gewesen waren. Was hat damals den Ausschlag gegeben?
Karoly Kerekes: Ich wollte sowieso früher oder später Trainer werden, und das war einfach der richtige Zeitpunkt.
„Mein größter Förderer war Pal Kallai“
Was waren die Höhepunkte in Ihrer ersten Laufbahn? Und wo haben Sie das Reiten gelernt? Wer waren Ihre größten Förderer damals?
Karoly Kerekes: Als Jugendlicher bin ich erst mal hobbymäßig geritten; meine Ausbildung zum Rennreiter habe ich bei Sandor Papp in Budapest absolviert. Mein größter Förderer war die ungarische Jockey-Legende Pal Kallai.
Mein erster großer Erfolg war 2000 der Sieg im Ungarischen Derby mit Rodolfo; im gleichen Jahr wurde ich auch ungarischer Jockey-Champion. 2001 ging ich nach München zu Wolfgang Figge und wurde dann sieben Mal in Folge bayerischer Champion. Als Stalljockey von Werner Glanz erzielte ich 2006 meinen ersten Gruppe I-Sieg mit Floriot in Rom. Im Lauf der Zeit kamen noch eine ganze Reihe von Listen- und Gruppe-Siegen hinzu und 2009 der Sieg im Preis der Diana mit Night Magic, die dann später auch zum Galopper des Jahres gewählt wurde.
„Super-Grasbahn“ in München
Welche Vorzüge haben die Trainingsbedingungen in München? Was sind die Besonderheiten Ihres Stalles?
Karoly Kerekes: In erster Linie ist da unsere separate Trainingsbahn mit einer Super-Grasbahn und einer in letzter Zeit auch sehr gut gepflegten Sandbahn. Wir legen besonders viel Wert darauf, dass unsere Pferde mehrere Stunden am Tag „unterwegs“ sind – viel Schritt in der Führanlage, Abtraben in der Halle, die Galopparbeit auf der Bahn, Grasen gehen sowie Koppelgang.
Haben Sie eine Philosophie beim Training? Was steht für Sie bei der Vorbereitung der Pferde im Mittelpunkt?
Karoly Kerekes: Natürlich steht im Mittelpunkt das Bestreben, die Pferde für ihre Rennleistung fit zu bekommen. Dabei bauen wir sie aber immer in Ruhe auf, ohne etwas zu übereilen; wenn mal einer zweijährig stark im Wachstum steht, schicken wir ihn durchaus nochmal für einige Monate auf die Koppel. Wir haben nicht so viele Pferde, sind aber personell gut besetzt; deswegen können wir wirklich individuell auf jedes Pferd eingehen und uns dafür die Zeit nehmen.
Starke Leistung von Sean auf Gruppe-Ebene
Im Jahr 2022 haben Sie das Vorjahresergebnis schon erreicht. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Karoly Kerekes: Bei der Siegzahl haben wir das Vorjahresergebnis bereits jetzt übertroffen. 2021 hatten wir sieben Siege bei 83 Starts, in diesem Jahr sind es bereits acht Siege bei deutlich weniger Starts. Mit einigen Pferden waren wir schon sehr zufrieden, mit anderen noch nicht so. Vor allem Sean hat mit seiner Platzierung im Gran Premio di Milano auf Gruppe-II-Ebene eine sehr starke Leistung geboten.
München liegt geographisch weiter weg von vielen Bahnen in Deutschland. Wie schwer ist es, neue Besitzer zu gewinnen? Und wer sind Ihre Unterstützer?
Karoly Kerekes: Es ist tatsächlich schwer, neue Besitzer zu gewinnen. Ich werde aber sehr gut von allen meinen Besitzern unterstützt, die mir ihr Vertrauen schenken.
Welche Rolle spielen bei Ihnen Auslandsstarts in Frankreich und Italien?
Karoly Kerekes: Eine große Rolle. Die italienischen Bahnen, vor allem Meran und Mailand, sind von München aus sehr gut zu erreichen; dasselbe gilt für die französischen Bahnen Straßburg, Wissembourg, Nancy und Vittel. Bekanntlich gibt es dort auch höhere Geldpreise als in Deutschland, wobei man allerdings nicht vergessen darf, dass der finanzielle Aufwand deutlich größer ist als bei einem Start vor der Haustür.
Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr noch gesetzt?
Karoly Kerekes: Ein Black Type-Rennen gewinnen; und ein paar Siege auch noch mit den Pferden, die dieses Jahr noch nicht gewonnen haben. Und noch weitere Kunden gewinnen.
„Ich reite bei jedem Lot mit“
Wie oft steigen Sie noch selbst morgens in den Sattel? Und wie sieht ein normaler Tag für Sie aus?
Karoly Kerekes: Ich reite bei jedem Lot mit; das sind vier, fünf oder sechs Lots am Tag. Morgens bin ich um 6 Uhr im Stall; die Arbeit mit den Pferden geht den ganzen Vormittag über. Nach der Mittagspause erledige ich am Nachmittag den Bürokram; am Spätnachmittag geht es nochmal in den Stall.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Und wann haben Sie zuletzt Urlaub gemacht? Wie ist Ihre Familie in das Unternehmen eingebunden?
Karoly Kerekes: Freizeit bleibt nur sehr wenig; wenn ich Zeit habe, spiele ich mit meinem Sohn Martin Fußball, oder wir gehen mal zum Schwimmen. Abends mal wegzugehen ist eigentlich nur bei besonderen Anlässen drin. Normalerweise bin ich um 21 Uhr im Bett und schlafe dann auch sehr gut. Urlaub ist fast nur im Winter möglich, wenn wir weniger Starter haben. Zuletzt war ich Anfang Januar mit Martin fünf Tage in Ungarn.
Meine Frau Gabriella hat eine Vollzeitstelle in einer Kleintierpraxis, ist aber außerdem auch sehr stark in den Betrieb eingebunden. Sie macht die Buchhaltung, reist häufig mit den Pferden und hilft bei Bedarf auch am Wochenende im Stall mit.