Ihre Familie ist Rennsport pur, und auch Laura Giesgen selbst landete als Besitzertrainerin und Amateurrennreiterin schon bemerkenswerte Erfolge. Die Euskirchenerin stellt sich im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog exklusiv unseren Fragen.
Ihr Vater Uli ist seit vielen Jahren dem Turf verbunden, auch ihre Schwester Carina stieg schon erfolgreich in den Sattel. Wie wurde ihnen das „Rennsport-Gen“ in die Wiege gelegt? Und wann und wie ist bei Ihnen selbst die Faszination für die Pferde entstanden?
Laura Giesgen: Ja, genau das ist richtig. Mein Vater hat schon Vollblüter, seitdem ich denken kann, durch seinen Onkel Bernd Stolz, der auch mal Jockey war. Meine Schwester und ich sind von klein auf immer mit auf der Rennbahn gewesen, zu Hause haben wir allerdings „nur“ Warmblüter geritten auf Dressur- und Springturnieren. Also die Pferde gab es bei uns schon immer. Wir haben aber beide erst relativ spät die Amateurlizenz gemacht, seitdem sind die Blüter nicht mehr wegzudenken.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
„Der Sieg in Baden-Baden war besonders schön“
41 Siege stehen in der Statistik des Dachverbandes auf ihrem Konto als Amateurrennreiterin, aber Ihr letzter Ritt war im Dezember 2022. Was waren die schönsten Momente im Sattel? Und weshalb hat man Sie nicht mehr im Rennen erlebt?
Laura Giesgen: Ich glaube, als Amateur freut man sich über jeden einzelnen Sieg riesig, aber natürlich war der Sieg mit Sea Tea Dea in Baden Baden besonders schön, auch für Familie Schwinn hatte ich einige tolle Erfolge. Ich habe mich Ende 2022 dazu entschieden, keine neue Lizenz mehr einzureichen. Durch die Corona-Pandemie, in der die Amateure lange gar nicht reiten durften, und meinen Unfall in der Morgenarbeit 2022 war die Luft irgendwie ein bisschen raus. Aber ich muss sagen, es kribbelt manchmal doch noch sehr in den Fingerspitzen.
Als Besitzertrainerin haben Sie mit den Erfolgen mit Hypnos und Ding Dong das Vorjahresergebnis von zwei Siegen genau egalisiert. Was trauen Sie den Pferden für die Zukunft zu? Und haben Sie auch neue Pferde im Blick?
Laura Giesgen: Hypnos wird den Winter über wieder im belgischen Mons laufen und wird dort hoffentlich wieder einen Punkt erzielen. Ding Dong läuft ihre besten Rennen in Deutschland auf guter Grasbahn, aber auch sie fährt vielleicht das ein oder andere Mal mit nach Belgien (da Hypnos auch immer gerne Begleitung hat). Für Miss Liberty war es die erste Saison bei uns im Stall. Sie komplementiert das Trio. Sie ist eine treue Stute und hat dieses Jahr bei sechs Starts nur einmal kein Geld mit nach Hause gebracht.
„Mein Vater hat das Meiste zu sagen“
Wie sind im Rennstall die Rollen innerhalb der Familie verteilt? Und welche Trainingsmöglichkeiten haben Sie?
Laura Giesgen: Ich würde sagen, dass der Besitzer (mein Vater) das Meiste zu sagen hat, aber auch die meiste Arbeit macht, da meine Schwester einen kleinen Sohn hat und wir beide berufstätig sind. Wir haben das große Glück die Trainingsanlage von Herrn von der Recke benutzen zu dürfen, wo wir täglich zum Training hinfahren. Zu Hause bei uns am Stall haben wir ein Paddock sowie einen Reitplatz, wo die Pferde tagsüber raus können und longiert werden können.
Wie können Sie das Hobby mit dem Beruf vereinbaren (was machen Sie beruflich)?
Laura Giesgen: Ich arbeite Vollzeit als Sachbearbeiterin im Einkauf bei einer großen Firma für Hydraulikverschraubungen bei uns in der Nähe. Man muss früh aufstehen können und wenig Schlaf benötigen, dann klappt das ganz gut (lacht).
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Laura Giesgen: Vor und nach der Arbeit im Büro sind die Pferde Programm, viel Zeit für anderes bleibt da nicht.
Auch Ihr Freund Philip Jonkhart arbeitet als Trainer. Wie unterstützen Sie sich im Beruf gegenseitig? Und welche Rolle spielt der Rennsport generell in Ihrem Leben?
Laura Giesgen: Der Rennsport spielt eine sehr große Rolle in unserem Leben, durch ihn haben wir uns auch kennengelernt. Wir versuchen uns bestmöglich gegenseitig zu unterstützen. Der eine hilft dem anderen und andersrum. Also langweilig wird uns definitiv nie.
„Deutschland braucht eine gute Sandbahn“
Wie sehen Sie die Zukunft des Rennsports in Deutschland? Und was würden Sie vorschlagen, um wieder mehr Besitzer zu gewinnen?
Laura Giesgen: Ich glaube, dass der Basisrennsport sehr wichtig ist für die Zukunft des Rennsports, leider steigen die Kosten immer weiter, und das Preisgeld bleibt überwiegend gleich. Für kleine Besitzer/Trainer macht es das nicht ganz leicht. Außerdem braucht Deutschland für die Wintermonate eine gute Sandbahn. Ich bin mir sicher, dass das Interesse bei vielen Leuten da wäre.
Wenn Sie mit anderen jungen Menschen sprechen, welchen Eindruck haben diese vom Rennsport? Und wie kann man die Begeisterung auf andere übertragen?
Laura Giesgen: Die meisten Menschen, die ich kenne, finden es immer sehr interessant und spannend, wenn ich über den Sport erzähle. Das war auch der Grund, warum ich dieses Jahr meinen Geburtstag auf der Kölner Rennbahn gefeiert habe, mit vielen Leuten die, vorher noch nie dort waren. Alle waren begeistert und kommen bestimmt wieder.
Welche Rennbahnen im In- und Ausland würden Sie gerne in nächster Zeit besuchen?
Laura Giesgen: Ich finde die Rennbahnen in England super, da würde ich in nächster Zeit gerne nochmal hin. Vielleicht aber auch mal zu einem großen Meeting. Anfang nächsten Jahres fliegen wir wieder nach Dubai/Meydan in den Urlaub, und werden uns dort wieder ein bis zwei Carnival-Renntage ansehen.