Echt in den Niederlanden ist die Heimat der erfolgreichen Amateurrennreiterin Lize Dieteren, die auch in Deutschland oft zum Einsatz kommt. Hierzulande feierte sie im Mai in Düsseldorf auf North Fire einen überlegenen Treffer. Im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog berichtet die 23-jährige über Ihre Laufbahn und ihre Ziele.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Können Sie sich noch an Ihren ersten Ritt erinnern? Und wer hat Sie zum Rennsport gebracht?
Lize Dieteren: Um ganz ehrlich zu sein, würde ich meinen ersten Ritt auf der Rennbahn in Neuss am liebsten vergessen. Ich hatte gerade meine Lizenz erhalten. Ich habe mein Telefon genommen und Leute angerufen. Frank Fuhrmann hat mir einen ersten Ritt gegeben. Dieser ging vom Aufgalopp an schief. Ich konnte das Pferd Arsenal nicht kontrollieren und war für drei Runden weg. Das war mir extrem peinlich, und ich wollte eigentlich sofort aufhören, aber mein Motto ist „Aufgeben ist für Losers“. 20 Tage später gab mir Frau Storp eine weitere Chance, die für eine Amateurreiterin besser geeignet war, und zwar mit Merize. Dafür bin ich Frau Storp immer noch unendlich dankbar, denn ohne sie hätte ich vielleicht da schon aufgehört.
Wie bin ich zum Reiten gekommen? In der Reitschule wurde ein Reiter gesucht, der ein arabisches Vollblut reiten wollte, und ich meldete mich. Dann lernte ich meinen Mann kennen. Er hatte Pferde mit seinem Freund. Gemeinsam haben wir hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo ich heute bin.
„Deutschland ist für mich etwas ganz Besonderes“
24 Treffer stehen in der Datenbank von Deutscher Galopp, aber sicherlich kommen noch Treffer in den Niederlanden hinzu. Wie gerne kommen Sie nach Deutschland? Und wo reiten Sie besonders gerne?
Lize Dieteren: Deutschland ist für mich etwas ganz Besonderes, da ich hier meinen ersten Sieg errungen habe, nämlich in Köln mit Sensible Friend. Wenn ich mir das Video anschaue, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Ich lebe jetzt in Ostende, und Deutschland ist für mich ziemlich weit weg, aber ich komme immer noch gerne nach Deutschland, weil man die Atmosphäre in Deutschland nirgends findet. Ich habe keine bestimmten Lieblingsrennbahn. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich für Ostende entscheiden. Das ist jetzt meine Heimatbasis, und ich habe hier schon einige sehr schöne Momente erlebt.
„Der Rennsport bleibt ein Hobby“
Was bedeutet Ihren der Rennsport? Und gab es auch einmal die Idee, das Hobby zum Beruf zu machen?
Lize Dieteren: Der Rennsport nimmt einen großen Teil meines Lebens ein. Ich habe mehrmals darüber nachgedacht, den Sprung zu wagen, aber für mich ist und bleibt der Rennsport ein Hobby. Ich fahre nicht gerne mit dem Auto, und das Leben eines guten Jockeys ist mit vielen Kilometern verbunden. Ich bekomme die Chance, in Belgien und auch in Deutschland zwischen den Profis zu reiten, und das reicht für mich. Verstehen Sie mich nicht falsch, denn ich bin ein echter Gewinner und möchte das Beste aus allem machen, aber für mich ist der Status eines Amateurs im Moment genug.
Sie steigen als Amateur in den Sattel. An welchem Stall sind Sie im Training aktiv?
Lize Dieteren: Zusammen mit meinem Mann Sofean Ghys haben wir unseren eigenen Rennstall. Derzeit haben wir fünf Pferde im Training, dabei konzentrieren wir uns hauptsächlich auf französische Rennen.
Was machen Sie im Hauptberuf? Und wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?
Lize Dieteren: Ich habe dieses Jahr mein Studium abgeschlossen. Im September werde ich werde als Junior Accountant bei Deloitte anfangen zu arbeiten.
Für mich bedeutet das, früh aufzustehen, unsere Pferde zu versorgen und zu reiten vor der Arbeit und nach der Arbeit, natürlich auch Hausarbeit wie jeder normale Mensch.
Was war das bislang beste Pferd, das Sie im Training oder im Rennen geritten haben?
Lize Dieteren: Das beste Pferd im Training war für mich mein eigenes Pferd und bester Freund Grand Yaka, auch wenn er nur ein 15 Valeur hatte. Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, hatte ich die Möglichkeit, bei Sascha Smrczek auszureiten, und hier habe ich oft gute Pferden geritten. Ein Name von dort, den ich nie vergessen werde, war das Quinté-Pferd Opulent d’Oroux.
Das beste Pferd, das ich im Rennen geritten bin, war für Guido Schmitt Tirano oder für meinen Schwiegervater Michel Ghys Crew Dragon. Das waren beides sehr gute Pferde, sehr schwer zu entscheiden, wer besser war.
„Ich habe noch viele Rennbahnen auf meiner Bucket List“
Was sind Ihre Ziele in naher und ferner Zukunft? Gibt es ein Rennen oder einen Ort, an dem Sie besonders gerne gewinnen würden?
Lize Dieteren: Ich habe noch viele Rennbahnen auf meiner „Bucket List“. Ich hoffe, dass ich an der Fegentri teilnehmen kann und hier schöne Rennen an Orten reiten kann, an die man sonst nie kommt. Ich hoffe, dass ich weitere Meilensteine erreichen kann, wie den 50. oder vielleicht sogar den 100. Sieg. Ich habe noch einen langen Weg vor mir und muss noch viel lernen, aber ich bin schon von sehr weit gekommen!
Was müssen Sie für Ihre Fitness tun? Und wie sieht die Ernährung bei Ihnen aus?
Lize Dieteren: In diesem Bereich habe ich Glück. Ich muss mich nicht an eine spezielle Diät halten oder besonders viel Sport machen, um fit zu bleiben. Das ist auch gut so, denn lecker Essen ist etwas, das ich sehr gerne tue, und es wäre ärgerlich, wenn man das für sein Hobby opfern müsste.
Was würden Sie dem deutschen Rennsport empfehlen, damit er nicht solch eine negative Entwicklung nimmt wie der Turf in den Niederlanden oder Belgien?
Lize Dieteren: Ich finde, das ist eine schwierige Frage. Deutschland ist in meinen Augen das einzige Land, in dem noch so viele Nicht-Rennsportleute die Rennbahn als Tagesausflug besuchen. Ich würde sagen, dass dies weiterhin genutzt werden sollte, um die Menschen für diesen wunderbaren Sport zu begeistern.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit oder Urlaube?
Lize Dieteren: Mein Mann und ich haben das gleiche Hobby, was sollten wir also außer Pferden sonst machen? Wenn ich Zeit habe, besuche ich gerne meine Familie in den Niederlanden.