Längst ist der Stall von Marcel Weiß (47) eine der Top-Adressen im deutschen Galopprennsport. Aber auch auf der Welt-Bühne kennt man den Wahl-Mülheimer spätestens seit dem Arc-Triumph mit Torquator Tasso im Jahr 2021. Auch in der aktuellen Saison läuft es blendend für den Coach. Lordano ist eines der Aushängeschilder. Gründe genug für ein Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog.
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Drei Jahre nach dem Arc-Sieg mit Torquator Tasso – wie sehr hat dieser grandiose Sieg Ihr Leben verändert?
Marcel Weiß: Grundlegend überhaupt nicht. Wir machen alles noch genauso wie zuvor.
„Lordanos Qualitäten haben ich schon zweijährig erkannt“
Auch in der laufenden Saison stehen dank Lordano schon zwei Gruppe-Siege auf Ihrem Konto. Wann haben Sie sein Potenzial erkannt? Und was sind seine besonderen Qualitäten?
Marcel Weiß: Seine Qualitäten habe ich schon zweijährig erkannt. Wir wussten aber, dass er sehr viel Zeit benötigen würde, um sein ganzes Potenzial zu entwickeln. Und diese Zeit hat der Besitzer uns auch gegeben. Seine Qualitäten sind sein Kämpferherz, sein enormer Speed und seine Gelassenheit.
Was sind die Pläne mit ihm? Ist der Melbourne Cup ein Thema?
Marcel Weiß: Nein, der Melbourne Cup ist kein Thema dieses Jahr. Wir bleiben erst einmal in Europa, überwiegend in Deutschland. Wir haben mehrere Optionen für ihn. Baden-Baden, Köln, München könnte der Fahrplan sein. Lordano besitzt außerdem noch ein Engagement für das irische St. Leger.
Top-Perspektiven
47 Pferde stehen aktuell auf Ihrer Trainingsliste, darunter viele Pferde aus großen Gestüten. Wie sehen Sie die Perspektiven für die nächsten Monate? Und wer sind die weiteren Hoffnungsträger?
Marcel Weiß: Ich denke, dass wir für das letzte Drittel der Saison gut aufgestellt sind. Die Dreijährigen aus dem Derby haben alles bestens überstanden und sind startbereit für neue Aufgaben. Bei den Älteren sind Lordano, Petit Marin, North Reliance und Niagaro Pferde, die auf Gruppe-Ebene noch einiges bewegen sollten.
Welche Ambitionen haben Sie mit Ihren Zweijährigen in 2024? Und welche Namen sollte man sich merken?
Marcel Weiß: Bei den Zweijährigen hat sich Turf Sumy bereits siegfertig vorgestellt. Ihr Rennen wurde deutlich aufgewertet, der Zweit- und Drittplatzierte aus ihrem Rennen haben bereits ihre Maidenschaft abgelegt, der Zweitplatzierte sogar ein Auktionsrennen gewonnen. Sie wird jetzt im Zukunftsrennen in Baden-Baden laufen. Demnächst kommen Stuten an den Ablauf, die Nennungen für den Preis der Winterkönigin besitzen. Ich bin sicher, dass wir durch die Bank talentierte Zweijährige im Stall haben. Einige von ihnen benötigen noch etwas Zeit. Virginia Sound und Serienadler sind außerdem zwei Kandidaten für den Preis des Winterfavoriten.
„Ich bleibe meiner Linie treu“
Was sind für Sie persönlich die wichtigsten Prinzipien bei der täglichen Vorbereitung der Rennpferde? Haben Sie ein Erfolgsgeheimnis?
Marcel Weiß: Ich bleibe meiner Linie treu, auch wenn es mal nicht rund läuft, lasse mich da nicht beirren oder von außen beeinflussen.
Wie sehr ist Ihre Familie im Rennsport verwurzelt?
Marcel Weiß: Meine Familie ist eigentlich überhaupt nicht im Rennsport verwurzelt. Nur meine Frau ist täglich an meiner Seite. Meine Kinder haben wenig Ambitionen zum Rennsport. Sie fiebern zwar jede Woche mit und freuen sich, wenn wir erfolgreich sind, das war es dann aber auch schon.
Was könnte sich der Turf in Deutschland von anderen Sportarten abschauen? Und welche Dinge würden Sie gerne verändern?
Marcel Weiß: Das ist eine interessante Frage. Wir sind leider nicht so präsent in den Medien wie andere Sportarten. Wir haben einen tollen Sport, und das weltweit. Es geht doch einzig und allein darum, wie groß das Interesse von außen ist. Ich glaube, dass das in anderen Ländern einfach größer ist als in Deutschland. Wir sollten daher einfach versuchen, die Aufmerksamkeit der Medien sowie das Interesse von noch mehr Leuten zu wecken.
„Meine Leidenschaft ist das Kochen“
Was machen Sie neben der Arbeit, oder wie können Sie abschalten?
Marcel Weiß: Es bleibt wenig Zeit für Hobbys. Ein 7-Tage-Job lässt da nicht viel zu. Meine große Leidenschaft ist nach wie vor das Kochen. Egal, wie lang der Tag ist, es ist für mich einfach entspannend, etwas Schönes zu kochen und auf den Tisch zu stellen. Die Zeit, die ich habe, versuche ich so gut es geht meiner Familie zu widmen. Ich gehe sehr gerne in die Sauna. Da könnte ich stundenlang verweilen. Und wenn die Zeit es zulässt, verbringen wir Zeit in unserem Wochenendhaus am See. Da kann ich richtig entspannen. Morgens, wenn dort noch alle schlafen, gehe ich schwimmen. Schöner geht es nicht, als aus dem Wasser den Sonnenaufgang zu beobachten und einfach mal an nichts zu denken.