Der kalten Jahreszeit in Deutschland hat Jockey Marco Casamento vorerst den Rücken gekehrt, denn der gebürtige Italiener verbringt den Winter in Katar. Der reiche Wüstenstaat am Persischen Golf ist längst zu einer zweiten Heimat des Sattelkünstlers geworden. Speziell aktuell läuft es glänzend für Marco Casamento, wie er exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet.
Bedeutend höhere Geldpreise
Schon seit einigen Jahren verbringen Sie den Winter in Katar. Was sind die Gründe dafür? Wie sind die Geldpreise in den Rennen?
Marco Casamento: Ich verbringe die Winter in Katar, weil man hier im Winter eine vollwertige Saison reiten kann, in Deutschland hingegen sind im Winter ja deutlich weniger Rennen, und dadurch ist es auch finanziell deutlich schwieriger. Die meisten Geldpreise sind bedeutend höher als in Deutschland.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Die aktuelle Saison hat sehr gut für Sie begonnen. Haben Sie einen festen Stall im Rücken? Wie kommen Sie an die Ritte?
Marco Casamento: Ich arbeite und reite in erster Linie für meinen Stall Al Kuwari und Injaaz Stud für Sheikh Jack Micheal und meinen Trainer Jassim Al Ghazali, mit denen ich nun seit Jahren ein gutes Team bilde und deren Vertrauen ich genieße. Alle übrigen Ritte sucht man sich ganz regulär zusammen.
Werden die Rennen anders geritten als in Deutschland? Was ist Ihre Lieblingstaktik?
Marco Casamento: Die Rennen sind schneller als in Deutschland. Zudem gibt es zumeist kurze Distanzen und eher wenige Steherrennen. Am liebsten reite ich im Vordertreffen, ziehe das Pferd raus und habe im besten Fall genügend Speed, um nach Hause zu kommen.
Der Arbeitstag beginnt um 4:20 Uhr
Wie sieht ein normaler Tag für Sie aus – im Training und beim Rennen? Wie oft finden Veranstaltungen statt?
Marco Casamento: Mein Tag startet um 4:20 Uhr, um 4:45 bin ich im Stall. Dann werden 2,3 Lots geritten. Renntage haben wir aktuell drei die Woche. Zwei im Al Rayyan Park und einen in Al Uqda.
Was ist Ihr Ziel für diese Saison? Wie lange werden Sie bleiben? Welche anderen „deutschen“ Jockeys sind hier?
Marco Casamento: Mein Ziel ist es, die Statistik weiter anzuführen. Das Derby noch einmal zu gewinnen, wäre sicherlich auch schön. Ich bleibe bis Ende April hier in Katar. Neben mir ist Carlos Henrique hier, ebenso Lukas Delozier.
Viel Freizeit in Katar
Wie ist das Leben in Katar? Womit verbringen Sie Ihre Freizeit?
Marco Casamento: Das Leben in Katar gefällt mir. Trotz der vielen Renntage hat man viel Zeit für sich und viel Zeit, um sich optimal vorzubereiten, das Wetter hier ist natürlich auch schön im Vergleich zu den Wintermonaten in Deutschland. Die Menschen sind sehr offen und zuvorkommend. Meine Freizeit verbringe ich mit Freunden, in der Stadt, am Strand oder auch mal am Stall.
Was merkt man von den Vorbereitungen zur Fußball-WM 2022?
Marco Casamento: Es gibt viele Baustellen und viel wird renoviert in Bezug auf die WM und den kommenden Tourismus.
Sie haben sich gerade ein neues Auto gekauft. Was fasziniert Sie an schnellen Wagen?
Marco Casamento: Die Geschwindigkeit, ähnlich wie beim Rennen.
„Sehe keine gute Zukunft in Deutschland“
Wie und wo sehen Sie Ihre Zukunft in Deutschland?
Marco Casamento: Leider sehe ich keine gute Zukunft in Deutschland. Bis jetzt ist alles ein Fragezeichen. Zudem ist die Entwicklung des Rennsports in Deutschland beängstigend aus finanzieller Sicht sowie was die Popularität anbetrifft. Ich hoffe, dass sich das nochmal bessert.
Wie häufig können Sie Ihre Familie aktuell sehen? Zeigt Ihre Tochter schon Interesse an Pferden?
Marco Casamento: Meine Familie sehe ich aktuell ausschließlich über Videoanrufe, dies jedoch täglich. Meine Freundin kommt im Dezember mit unserer Tochter ebenfalls wieder nach Katar. Vor großen Pferden hat sie noch Respekt, ihr Shetlandpony reitet sie jedoch schon mit Begeisterung. Wenn sie später auch im Pferdesport aktiv sein möchte freuen wir uns natürlich, unterstützen und fördern sie aber natürlich auch bei jedem anderen Hobby und Beruf.