Zu einer festen Größe im Trainer-Metier hat sich Marian Falk Weißmeier entwickelt. Nicht nur hierzulande, sondern auch im Ausland, insbesondere Frankreich, agiert der 32-jährige ausgesprochen erfolgreich. Schon 27 Saisontreffer stehen auf seinem Konto. Gründe genug für ein Insider-Interview auf dem RaceBets-Blog.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Mit drei Treffer verlief das Meeting in Bad Harzburg glänzend für Sie. Wie sehen Sie die Rennwoche rückblickend und wie zufrieden sind Sie mit der laufenden Saison?
Marian Falk Weißmeier: Bad Harzburg lief gut für uns. Das Ziel war es, mindestens drei Rennen zu gewinnen. Das haben wir geschafft und noch ein erfolgreiches Meeting abgeschlossen. Die aktuelle Saison läuft gut, wir sind sehr zufrieden. Gerade der junge Jahrgang macht uns sehr stolz. Sie performen toll. Wir sind gespannt und hoffen, dass es so weitergeht im restlichen Verlauf des Jahres.
„Fast jeden Tag in Frankreich aktiv“
An vielen Tagen im Jahr sind Sie in Frankreich aktiv. Welche Qualitäten muss ein Pferd mitbringen, um im Nachbarland erfolgreich zu sein? Und wie stark liegt bei Ihnen der Fokus auf Frankreich?
Marian Falk Weißmeier: Wir fast jeden Tag in irgendeiner Form in Frankreich aktiv, auch wenn es nur um das Rennen beobachten, Ausschreibungen und Nennungsergebnisse oder Nachnennungsoptionen geht, die man immer im Auge behält, um die besten Möglichkeiten für seine Schützlinge herauszufinden. Die Qualität der Pferde ist in dieser Hinsicht nicht relevant, da es im französischen System für jede Art und Qualität an Pferden ein passendes Rennen gibt. Man muss das System einfach nur verstehen und dann so gut es geht benutzen. Unser Fokus ist schon stark nach Frankreich orientiert. In den letzten Jahren war das noch stärker, 2024 haben wir etwas umstrukturiert, auch auf junge Pferde. Black Type in Deutschland ist ein Fokus, auf den wir jetzt vermehrt Fokus legen, damit wir auch hier deutlich präsenter sind und auf uns aufmerksam machen.
Wieviel logistische Arbeit erfordert die Vorbereitung von Auslandsstarts?
Marian Falk Weißmeier: Mittlerweile ist das schon zur Routine geworden. Nichtsdestotrotz ist das ein sehr hoher Aufwand, nimmt viel Zeit in Anspruch, nicht nur allein für die Planung der Transporte, sondern tatsächlich vorausschauend zu planen, dass nicht nur ein Pferd, sondern eventuell auch zwei oder drei Pferde am selben Tag laufen können. Auch die Nennungen müssen durchforstet werden, um andere deutsche Starter aus der Umgebung zu finden und dann in Kombination zu fahren, um die Kosten für die Besitzer so gering wie möglich zu halten.
Das Phänomen Major Oak
Eine großartige Entwicklung mit drei Handicap-Treffern in Folge hat Stall Hexenbergs Major Oak genommen. Können Sie das genauer erklären?
Marian Falk Weißmeier: Major Oak ist im März bereits aufgefallen, als er für 14.000 Euro im Verkaufsrennen eingesetzt war. Christian Braun und ich schauen immer alle Verkaufsrennen durch, dann telefoniert man kurz miteinander, ob einem etwas Interessantes aufgefallen ist. Wenn es Übereinstimmungen gibt, wird genau hingeguckt. Sollte das Rennen so gelaufen sein, wie man sich das erhofft, versucht man zu kaufen. Er lief an dem Tag dann nicht und tauchte aber kurz darauf für 12.000 Euro in Saint-Cloud auf, was uns etwas skeptisch machte, weshalb er auf einmal für weniger Geld eingesetzt wurde als zwei Wochen vorher. Er lief dort okay, aber nicht überzeugend genug. Anschließend lief er noch schlechter, so dass wir erst einmal etwas Abstand nahmen.
Dann tauchte er in Le Croise-Laroche auf, in einem Verkaufsrennen für 8.500 Euro und ist uns wieder ins Auge gesprungen. Ich war selbst vor Ort und habe ihn dort angeschaut. Es konnte nichts Negatives festgestellt werden, außer dass er Probleme mit der Moral hatte. Das Rennen hat er zwar gewonnen, aber nur weil er eine gewisse Art von Klasse zeigte. Er zeigte aus dem Hintertreffen über 1.100 Meter eine starke Speedleistung. Das war gut genug, um zu sagen, wir versuchen es.
Anschließend haben wir ihm erst einmal die Scheuklappen abgelegt, die er ständig getragen hat und versucht ihn, moralisch aufzubauen. Wir haben ihm einen Start in Straßburg gegeben, um den Kopf frei zu bekommen, ohne viel Druck. Das Laufen war besser, als es die Platzierung aussagte. Anschließend ist er voll aufgeblüht. Er begann in der Arbeit zu glänzen, hat super mitgemacht und wurde immer stärker. Der erste Sieg in Chantilly fiel überlegen aus, die Euphorie war kaum zu halten. Eigentlich war er für Deauville im August eingeplant. Es gab einen erneuten Erfolg in Deauville über 1.400 Meter auf PSF, der Jockey meinte vorher, dass 1.600 Meter besser wären. Wir sind aber auf der Distanz geblieben, das hat nochmal funktioniert.
Anschließend war kein Druck mehr da, und wir konnten ganz entspannt planen. Viele Optionen hatten wir nicht, außer dem 1.200 Meter-Handicap, das Christian schon länger im Auge hatte. Wir waren etwas skeptisch, ob er schnell genug sein würde. Er hat uns jede Skepsis im Rennen genommen und gezeigt, dass sogar 1.200 Meter seine Idealdistanz sind, als er überlegen gewann, was alles toppte. Über die weitere Planung wird viel diskutiert. Er wird im Grand Handicap der Sprinter am Arc-Wochenende laufen, wenn alles in Ordnung ist. Sollte er dort gut anschneiden, überlegen wir, ob wir mit ihm eine kleine Winter-Kampagne in Bahrain starten.
Reiten Sie noch selbst in der Morgenarbeit?
Marian Falk Weißmeier: Ich reite noch täglich in der Morgenarbeit mit, gerade auch die Starter der nächsten Wochen, um ein kurzes Gefühl zu haben, ob alles im grünen Bereich ist. Oder wenn wir schwierigere Pferde haben, dann reitet ich sie meistens einmal selbst. Dienstags und freitags ist Koen Clijmans da, dann kann ich etwas weniger mitreiten. Das ist gerade dienstags wichtig, weil dann die Galopps rausgehen. Und diese kann ich von unten beobachten und analysieren.
Wie sieht bei Ihnen ein normaler Arbeitstag aus?
Marian Falk Weißmeier: Der normale Arbeitstag beginnt relativ früh. Um kurz nach Vier bin ich im Stall, füttere die Pferde, verschaffe mir einen Überblick, ob alle Pferde aufgefressen haben. Ich schaue mir die Beine an und überprüfe das allgemeine Wohlbefinden. Um fünf Uhr beginnt der normale Ablauf, dann kommen die Reiter und der Rest der Truppe, so dass wir fünf bis sechs Lots reiten. Gegen 11:30 – 12 Uhr sind wir durch. Nachmittags bin ich noch einmal ab 16 Uhr im Stall zum Füttern und zum Schauen nach den Galopps, ob alles in Ordnung ist mit den Pferden.
„Jeder hat seine eigenen Vorstellungen“
Ihre ganze Familie ist im Rennsport aktiv. Wie sehr tauscht man sich in der Familie aus, was das Management der Pferde und das Training angeht?
Marian Falk Weißmeier: Es findet schon hin und wieder ein Austausch statt über gewisse Themen, was Rennen, etc. angeht, aber grundsätzlich hat jeder seinen eigenen Betrieb, seine eigenen Vorstellungen und System vom Training und Management.
Wie beurteilen Sie die Trainingsmöglichkeiten in Krefeld?
Marian Falk Weißmeier: Die Trainingsmöglichkeiten in Krefeld sind sehr gut, was man auch anhand der Erfolge der einzelnen Betriebe sehen kann. Wir sind sehr zufrieden mit der Anlage. Auch die Trainingsbahn hat alles, was wir benötigen. Man muss halt einfach wissen, wie man mit der Bahn umgeht.
„In der gehobenen Klasse mitmischen“
Was möchten Sie an Zielen zum Ende der Saison erreicht haben?
Marian Falk Weißmeier: Wir versuchen einfach jede Saison, so erfolgreich wie möglich abzuschließen. Gerade beim jungen Jahrgang hoffen wir, in der gehobenen Klasse mitmischen zu können. Unter dem Strich ist es wichtig, dass die Besitzer bei Laune gehalten werden und Spaß an ihren Pferden haben sowie diese gesund bleiben
Viele sehen für die Zukunft des deutschen Rennsports schwarz. Sie sind noch jung und mitten in der Karrierephase. Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig, um den Abwärtstrend zu stoppen?
Marian Falk Weißmeier: Natürlich ist traurig zu beobachten, dass etwas, dass wir mit Leidenschaft betreiben, rückläufig ist bzw. ein Abwärtstrend besteht. Diesen zu stoppen, ist sicherlich nicht einfach und bedarf vieler Ideen und eventuell auch Systemen aus dem Ausland.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Marian Falk Weißmeier: Meine Freizeit wird zum Großteil vom Betrieb eingenommen. Das beinhaltet Nennungen durchzugucken, Optionen herauszusuchen, wo es sich lohnt, eventuell Pferde nachzunennen, Ausschreibungen für die nächsten Wochen und Monate durchzuforsten und die besten Möglichkeiten für meine Schützlinge herauszusuchen, damit wir so erfolgreich wie möglich agieren können. Nichtsdestotrotz versuche ich soviel es geht, soviel Zeit wie möglich für mich und meine Lebensgefährtin zu haben und etwas abschalten zu können.