Mario Hofer ist einer der erfolgreichsten Trainer in Deutschland. Hier ein Insider-Talk mit dem in Krefeld beheimateten Wahl-Kärntener.
Mit weit über 2.000 Siegen sind Sie einer der erfolgreichsten Trainer in Deutschland. Können Sie sich noch an die Anfänge hierzulande erinnern als Reiter?
Mario Hofer: Aufmerksam geworden bin ich auf den Jockeyberuf durch eine Annonce in einer Tageszeitung, als ein Lehrling gesucht wurde. Vorher konnte ich noch nicht reiten. Von 1971 bis 1974 habe ich in Wien meine Lehrzeit absolviert, die war damals vier Jahre lang, aber da ich während der Lehre schon 40 Rennen gewonnen habe, wurde sie auf drei Jahre verkürzt. Ich war zweimal Lehrlings- und einmal Hindernischampion. Fünf Hindernisrennen gab es damals, von denen ich drei gewann. Insgesamt habe ich über 300 Rennen im Sattel gewonnen, bevor ich mit 27 Jahren aufgehört habe und Trainer in München geworden bin.
Sir Felix war der erste Gruppesieger
Ging es in München gleich versprechend los?
Mario Hofer: In München war ich vorher schon bei Harald Ziese oder Charly Seiffert aktiv gewesen. Ich habe mehrere Championate dort geholt, als es dort noch um die 30 Renntage im Jahr gab. Auch die Südschiene war stark, mit 25 Renntagen im Jahr in Frankfurt. In München standen damals 400 Pferde. Auch als Trainer lief es gleich gut, im ersten Jahr habe ich mit fünf oder sechs Pferden angefangen und 20 Rennen gewonnen. Dann wurden es immer mehr, so 30 bis 40 im Jahr. Mit Sir Felix gelang mir der erste Gruppesieg als Trainer.
Wechsel nach Krefeld nie bereut
Wie wichtig war für Sie der Wechsel von München nach Krefeld? An welche Erfolge und Pferde denken Sie gerne zurück?
Mario Hofer: Durch den Wechsel nach Krefeld gab es einen richtigen Schub. Vor 27 Jahren habe ich den Stall von Herbert Cohn in Krefeld übernommen. Dort standen noch zehn Pferde, und ich habe 25 bis 30 aus München mitgebracht. Wenn man Gruppe-, Listen- und Auktionsrennen zusammenrechnet, dann habe ich über 200 dieser Prüfungen gewonnen. Mein erster Sieger als Trainer war übrigens Saldo mit Werner Glanz im Sattel. An viele große Rennen denke ich gerne zurück, wie unseren ersten Wiener Derbysieg mit Brooker, den Gruppe I-Erfolg mit Paita in Paris, das Derby und den Prix Ganay mit Pastorius, den 1.000 Sieg mit Banyu Dewi oder den 2.000 Erfolg mit Gamgoom und noch viele andere. Es gab Jahre, da haben wir in einem Jahr über 100 Treffer geschafft.
Spezialist für Zweijährigen-Rennen
Sie gelten vor allem als großer Experte für Zweijährigen-Rennen. Was muss ein erfolgreicher Youngster mitbringen? Welches waren Ihre bislang besten Zweijährigen? Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Worauf achten Sie beim Pferdekauf?
Mario Hofer: Natürlich spielen da mehrere Faktoren eine Rolle, wie ein guter Körper und entsprechende Aufzucht von einem guten Gestüt. Den Rest sieht man später, ob ein Pferd belastbar ist, der Kopf mitmacht. Natürlich kann man das vom Pedigree ein wenig steuern. Der Typ muss passen. Die Gruppe I-Siegerin Paita und Smooth Operator, der in Paris auf Gruppe II-Ebene erfolgreich war, sind zwei Beispiele, aber wir haben viele große Prüfungen mit jungen Pferden gewonnen. Ich denke da auch an El Maimoun, der eine außergewöhnliche Serie als Zweijähriger hingelegt hat mit Jugend-Preis, Zukunftsrennen und Preis des Winterfavoriten. Beim Kauf ist es in meinen Augen wichtig, sich erst einmal das Pferd anzuschauen und nicht erst die Papiere. Wenn dann beides zusammenpasst, liegt man richtig. Aber an erster Stelle steht das Pferd selbst.
Wenn „Smooth Operator“ im Radio läuft…
Auch als Züchter haben Sie große Erfolge gefeiert. Können Sie das näher umschreiben? Weshalb benennen Sie Ihre Pferde nach Musiktiteln?
Mario Hofer: Ich habe bisher sieben bis acht Black Type-Pferde gezüchtet. Meine Stammmutter Salzgitter stammt aus einer alten deutschen Top-Linie der Anna Paola. Ich hatte das Glück, dass sie viele gute Pferde gebracht hat. Aktuell züchte ich mit einer Tochter von ihr. Es macht natürlich Spaß, die Fohlen und Jährlinge anzuschauen und ihre Karriere zu verfolgen. Mit der Musik hat es sich zufällig so ergeben. Wenn ich jetzt im Radio das Lied „Smooth Operator“ höre und an die sechs Gruppesiege mit dem Pferd denke, freue ich mich umso mehr.
Ihr Stall ist in den letzten Jahren etwas kleiner geworden. Wie gehen Sie damit um? Haben Sie auch mal ans Aufhören gedacht? Wie schwer ist es, neue Besitzer zu bekommen?
Mario Hofer: Nein, Nichtstun ist nicht mein Ziel. Natürlich ist der Pferdebestand weniger geworden, aber es geht vielen hierzulande im Rennsport so. Die Zahl der Pferde in Training hat sich in den letzten zehn Jahren in Deutschland halbiert, da ist es naturgemäß schwerer geworden, an neue Besitzer zu kommen.
Corona trifft alle
Wie schwer trifft Sie die Corona-Krise? Wie sehen Sie dieses Jahr rückblickend?
Mario Hofer: Logischerweise hat Corona Einfluss auf unsere Bilanz. Vielleicht können wir die 300.000 Euro Gewinnsumme noch schaffen, aber es ist schon weniger als in den Jahren zuvor, wo wir 2019 insgesamt 490.000 Euro gewonnen haben. Im Jahr davor waren es sogar 700.000 Euro. Kleinere Rennpreise, weniger Renntage, da kam vieles zusammen.
Ohne Moos nix los – Frankreich ist wichtig
Wie wichtig ist die Orientierung nach Frankreich?
Mario Hofer: Ohne die Starts in Frankreich wäre eine ordentliche Gewinnsumme nicht möglich. Das geht nur über die Rennpreise im Nachbarland. Dort habe ich auch oft sehr gut Pferde verkaufen können. Ich denke, dass ich in den letzten fünf oder sechs Jahren über 100 Pferde in Frankreich verkauft habe. Mit dem Geld können die Besitzer wieder neu investieren. Das gehört einfach dazu.
Welche Rennen würden Sie besonders gerne noch gewinnen und weshalb? Welche Veranstaltungen möchten Sie jedes Jahr nicht auslassen?
Mario Hofer: Da gibt es sicher ein paar Rennen, aber ich möchte mich da nicht auf ein Rennen fixieren. Das wichtigste Rennen in Deutschland, das Derby, habe ich gewonnen und viele andere große Prüfungen auch. Natürlich bin ich besonders bei den großen Renntagen gerne vor Ort. Umso schöner ist es, wenn man Pferde dafür hat.
Junge Leute gewinnen
Wie sehen Sie die Zukunft des deutschen Turfs?
Mario Hofer: Es ist schwierig und alles andere als einfach. Man denke nur an die Hiobsbotschaft aus Baden-Baden. Und viele der großen Besitzer hierzulande sind über 70 Jahre alt, da weiß man nicht, wie es weitergeht. Wir müssen durch Marketing wieder erreichen, dass mehr junge Leute in den Sport einsteigen, das geht nur über gute Rennveranstaltungen. Wir brauchen frisches Blut.
Wie ist der Kontakt zu Bruder Manfred und Tochter Steffi? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Mario Hofer: Mit Manfred habe ich etwas wenig Kontakt, aber wir treffen uns regelmäßig auf der Rennbahn. Steffi ist meine rechte Hand im Stall. Freizeit habe ich nicht so viel. Es dreht sich das Meiste um Pferde und Training.