131 Rennen gewann sie als Trainerin in Neuss, ehe sie im März 2017 ihre Laufbahn beendete. Inzwischen arbeitet Marion Weber bei Trainer Markus Klug in Köln-Heumar. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet die 42-jährige über ihre Laufbahn.
„Es ist schwer, als Trainer wirtschaftlich zu arbeiten“
Weshalb haben Sie 2017 Ihre Trainer-Tätigkeit beendet, und wie sind Sie zu Markus Klug gekommen? Was sind hier genau Ihre Aufgaben?
Marion Weber: Für kleine Trainer ist es sehr schwierig, gute Pferde im Stall zu haben. Es ist extrem schwer, wirtschaftlich zu arbeiten. Darum habe ich zu dieser Zeit nebenbei bei UPS als Lader gearbeitet. Das hieß, gerade in der Weihnachtszeit, jeden Morgen um 3 Uhr aufstehen. Ab 8 Uhr habe ich dann im Stall gearbeitet und die Pferde versorgt und trainiert, nachmittags dann auch nochmal im Stall die Pferde gefüttert und versorgt. Da musste ich handeln, denn ich wollte nicht nur Leben, um zu arbeiten. Als ich das Angebot von Herrn Leve aus Warendorf bekam, war meine Entscheidung schnell klar. Meine Stute Sexy Girl konnte ich sogar mitnehmen, die Besitzer haben Ihre Pferde zu anderen Trainern überstellt.
Andreas Helfenbein stellte den Kontakt her
Der Trainingsbetrieb von Herrn Leve wurde Ende des Jahres eingestellt und durch Andreas Helfenbein kam der Kontakt zu Markus Klug. Somit führte mein Weg wieder zurück nach Köln. Ich bin Futtermeisterin.
„Habe meinen Job immer mit großer Leidenschaft gemacht“
Wieviel Freude macht Ihnen diese Tätigkeit? Wie ist die Atmosphäre am Stall und die Zusammenarbeit mit dem Trainer?
Marion Weber: Ich habe meinen Job immer mit großer Leidenschaft gemacht, zum Beispiel war ich 12 Jahre nicht im Urlaub. Ohne Leidenschaft hält man das nicht durch. Die Anlage hier in Röttgen ist auch ein gigantischer Traum, jeder, der mal Röttgen besuchen durfte, wird diesen Besuch nicht vergessen. Das Ambiente hier ist schön. Die Mitarbeiter im Team kommen meist gut miteinander aus, Ärger gibt es natürlich überall einmal. Manche Kollegen kenne ich ja auch schon über 20 Jahre, das sind zum Teil gute Freunde von mir, die in meiner Selbstständigkeit auch für mich geritten und gewonnen haben, da macht das Arbeiten natürlich Spaß.
Der Trainer und ich haben beide viele Jahre Berufserfahrung. Dadurch können wir respektvoll und professionell miteinander arbeiten, nur so kann man gemeinsam erfolgreich sein.
„Ich habe Freude an Well Protected“
Wer sind Ihre persönlichen Lieblingspferde am Stall? Auf welche Cracks freuen Sie sich besonders in diesem Jahr?
Marion Weber: Ich weine immer noch Diamanta hinterher. Ich freue mich natürlich, dass Sie im heimatlichen Gestüt Mutterstute ist und dieses Jahr ihr erstes Fohlen zur Welt gebracht hat, aber die Bindung war doch sehr stark. Im Moment habe ich Freude an Well Protected. Sie hat sich über den Winter schön entwickelt und ich bin gespannt, wo ihr Weg noch hinführt. Besonders freue ich mich auf Kaspar, Sampras und Astor.
Um 4:50 Uhr klingelt der Wecker
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Marion Weber: Ich stehe um 4:50 Uhr auf und fange um 5:30 Uhr an zu arbeiten. Zuerst gebe ich Stehfutter und kontrolliere den Allgemeinzustand der Pferde. Ich helfe überall, wo es nötig ist, z. B. Pferde an die Führmaschine bringen und Hilfestellung beim Aufsitzen. Dann bereite ich das Futter vor.
Mit Leidenschaft, Herz, Härte und Feeling
Welche Eigenschaften muss ein guter Arbeitsreiter mitbringen?
Marion Weber: Ein guter Arbeitsreiter muss reiterliches Können, Leidenschaft, Herz, Härte und Feeling besitzen.
Viele tolle Erinnerungen
Welche Erfahrungen aus Ihrer Trainer-Laufbahn können Sie hier einbringen? Was waren die Highlights aus der Zeit in Neuss?
Marion Weber: Durch meine langjährige Erfahrung habe ich es gelernt, Krankheitserscheinungen am Pferd frühzeitig zu erkennen, Disharmonien zwischen Reiter und Pferd zu sehen und den Reitern Hilfestellung geben zu können, auch wenn es einmal unglücklich abläuft und Gefahr im Verzug ist, ruhig und besonnen zu handeln.
Meine Highlights waren unter anderem die Auslandssiege in Frankreich, Italien, Belgien und den Niederlanden, der 100. Sieger „Il Ticino“ in Bremen mit Andrasch Starke, die zwei Sieger im Trainerreiten in Hamburg, auch die beiden Siege in Baden mit meinem selbstgezüchteten Pferd „Chavaldant“ waren toll. Die Zeit mit den Arabern war auch schön, die mit einer Einladung vom Scheich Fatima Bint Mubarak nach Beverly Hills endete.
„Politische Entscheidungen nicht zielführend“
Wieviel Wehmut schwingt mit, wenn Sie sehen, dass in Neuss keine Rennen mehr stattgefunden haben?
Marion Weber: Leider waren damals die politischen Entscheidungen nicht zielführend. Ich bedaure dies immer noch sehr. Erinnert werde ich immer wieder daran, wenn ich meine Freunde in Neuss besuche.
„Robin wird seinen Weg im Rennsport machen“
Ihr Sohn Robin ist eine wichtige Kraft am Stall von Henk Grewe. Wie sehen Sie seine Laufbahn?
Marion Weber: Robin ist sehr glücklich bei Henk. Die beiden verstehen sich gut und das Team ist super. Schade, dass Robin zu groß und damit leider auch zu schwer geworden ist. Talent hat er. Um seine Laufbahn mache ich mir keine Sorgen, er wird seinen Weg machen, der sicherlich im Rennsport bleiben wird.
„Habe das Tanzen für mich entdeckt“
Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft? Wie gestaltete sich die Corona-Zeit bisher für Sie persönlich?
Marion Weber: In erster Linie Gesundheit. Ich habe das Tanzen für mich entdeckt und hoffe sehr, dass dies bald wieder möglich ist. Im Moment habe ich, wie viele andere, öfter Langeweile.
Fast immer in Köln live dabei
Welche Rennveranstaltungen möchten Sie nicht vermissen?
Marion Weber: Für mich ist Köln immer eine schöne Rennveranstaltung, da bin ich fast immer. Die Freunde wiedertreffen und im Biergarten Rennen schauen, trägt zur Entspannung bei.