Auf Platz fünf der deutschen Jockey-Statistik rangiert aktuell Martin Seidl. Der am 17. Dezember seinen 27. Geburtstag feiernde gebürtige Bayer hat sich in den vergangenen Jahren fest in der Spitzengruppe der hiesigen Sattelkünstler etabliert. Exklusiv in einem Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine Pläne und seine Laufbahn.
Großes Vertrauen
Sie sind aktuell Privatjockey der Pferde des Gestüts Ittlingen. Wie kam der Kontakt zu Manfred Ostermann zustande, und wie sieht Ihre Vereinbarung genau aus?
Martin Seidl: Genau, Herr Ostermann hat mich engagiert, um seine Pferde zu reiten. Dafür möchte ich mich auch noch einmal auf diesem Weg persönlich bei Herrn Ostermann bedanken, dass er mir dieses Vertrauen entgegenbringt.
„Gute Pferde machen gute Jockeys“
Der Wechsel nach Röttgen war vor einigen Jahren ein großer Karrieresprung für Sie. Wie sehen Sie diesen Schritt rückwirkend? Was waren Ihre bislang schönsten Erfolge und beste Pferde?
Martin Seidl: Nach meiner Lehre hatte ich noch einen kurzen Zwischenstopp in Iffezheim, bevor ich dann nach Köln gekommen bin. Der Wechsel hat mich sehr weitergebracht. Denn um erfolgreich zu sein, ist es wichtig, einen großen Stall bzw. viele Pferde im Rücken zu haben. Und genau das war hier der Fall. Wie heißt es in einem Sprichwort: „Gute Pferde machen gute Jockeys“.
Erster Gruppesieg im Preis des Winterfavoriten
Was waren Ihre tollsten Erfolge?
Martin Seidl: Ich konnte einige schöne Rennen bisher gewinnen. Vom Preis des Winterfavoriten mit Brisanto, was mein erster Gruppe-Sieg war, bis zum Italienischen St. Leger. Mit die beiden schönsten Siege waren für mich persönlich der Hansa-Preis mit Dschingis Secret in Hamburg und die Winterkönigin mit Whispering Angel. Das beste Pferd, das ich in meiner jetzigen Karriere reiten durfte, war definitiv Dschingis Secret.
Dream Team mit Erika Mäder
Mit Erika Mäder bildeten Sie 2020 oft ein Dream Team, unter anderem mit den Pferden K Club oder French Conte. Wie ist der Kontakt zu diesem Stall entstanden? Was schätzen Sie an der Trainerin?
Martin Seidl: Auch hier möchte ich ein großes Dankeschön an Frau Mäder und ihr ganzes Team aussprechen, das die ganze Saison über großes Vertrauen in mich hatte. Es fing damit an, dass ich Anfang der Saison einige Pferde auch auf der Sandbahn für Frau Mäder geritten habe. Und so ging das dann weiter, dass ich so gut wie immer die Pferde reiten durfte. Wir hatten in dieser Konstellation eine Super-Saison von Seriensiegern bis zum Gruppe-Sieg mit K Club war alles dabei. Die Pferde von Frau Mäder sehen immer top aus, und was mich am meisten beeindruckt hat, war die Konstanz der Pferde über die ganze Saison.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag oder eine normale Woche bei Ihnen aus?
Martin Seidl: Wenn keine Rennen sind, gehe ich morgens ausreiten. Ansonsten bin ich auf den Rennbahnen unterwegs.
Keine Gewichtsprobleme
Wie gestaltet sich der Kampf ums Gewicht? Welchen Sport betreiben Sie? Worauf achten Sie bei der Ernährung?
Martin Seidl: Ich schwanke mit dem Gewicht immer zwischen 54 und 55 Kilo, was ganz gut ist. Wenn ein aussichtsreicher Ritt zur Verfügung steht, kann ich auch auf 53 Kilo runter gehen. Ich tue mich nicht allzu schwer mit diesem Gewicht. Ich habe ein mechanisches Pferd zu Hause für Hometraining. Ansonsten halte ich mich über tägliches Ausreiten und etwas laufen fit. Bei der Ernährung muss ich sagen, achte ich nicht direkt auf etwas Besonderes. Ich esse alles, was mir schmeckt, nur halt nicht zu viel und in Maßen.
Winter in Deutschland
Wie schwierig ist der Job in Zeiten von Corona geworden? Lässt sich in diesem Winter wieder ein Auslands-Gastspiel realisieren?
Martin Seidl: Es macht keinen Unterschied. Wir reiten und machen unseren Job. Ich habe nichts gegen den Winter und werde in Deutschland sein.
„Australien ist das Nonpulsultra“
Welche Eindrücke haben Sie von Ihren Trips nach Australien und Südafrika mitgebracht. Was sind die größten Unterschiede zu Deutschland?
Martin Seidl: Südafrika und insbesondere Australien waren tolle Erfahrungen für mich. Australien ist natürlich das Rennsportland und das Nonplusultra. Für mich persönlich das Beste, was ich in meiner Karriere bis jetzt gesehen habe. Zu vergleichen ist es immer schwer, weil die Mentalität in diesen Ländern anders sind sowie die Rennen in jedem Land etwas anders gelaufen werden.
Traum vom Breeders‘ Cup
Welches Rennen würden Sie besonders gerne gewinnen? Ist Jockey Ihr Traumjob? Welche andere Tätigkeit hätten Sie sich auch vorstellen können?
Martin Seidl: Ich würde gerne einmal ein Breeders‘ Cup Rennen gewinnen, das wäre eine tolle Sache. Jockey war immer mein Traumjob, es waren von klein auf keine anderen Pläne da, als Jockey zu werden.
Könnten Sie sich nach der Jockey-Karriere auch einen Trainer-Job vorstellen? Oder gibt es Alternativen?
Martin Seidl: Nein, bis jetzt nicht, wenn werde ich etwas anderes machen, aber bis dahin ist ja noch Zeit.