167 Flach- und 95 Hindernisrennen gewann Matthias Keller während seiner Laufbahn als Amateurrennreiter. 38 Rennen sicherte er sich als Trainer. Um den 49-jährigen aus Blieskastel ist es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger geworden. Wir haben uns für den RaceBets-Blog zu einem Insider-Talk mit ihm verabredet.
Bevor wir mit dem Gespräch starten, einige weitere Infos über Matthias Keller: In dem Buch „Jockeys auf deutschen Bahnen“ von Traute und Peter König heißt es über ihn: „Matthias Keller kommt aus der Pfalz. Er wurde im Mai 1972 geboren. Die Familie Keller lebt in Lustadt, einem Dorf zwischen Landau und Speyer. Schon Vater Keller war von der Pferdeleidenschaft erfasst. Er züchtete Reitpferde, und als der älteste Sohn für Ponys zu groß wurde, verlegte sich sein Vater auf Vollblüter. Die ersten eigenen Rennpferde wurden noch zu einem Trainer gebracht. Herr Keller ist ein überaus praktischer Mann. Er überzeugte seine Frau Erika, dass es für sie ein Leichtes sei, die Trainerlizenz zu machen. Im Gegensatz zu ihm hätte sie ja genügend Zeit. Das Haus, den Hof und die drei Kinder versorge sie doch mühelos.
Seit 1988 ist Frau Keller Besitzertrainerin. Der Futtermeister, zwei gute Reiter und eine Pferdepflegerin – es sind nämlich der Ehemann, die Söhne und die Tochter – wohnen bei ihr im Haus. Doch zurück zu Matthias Keller. Seit seinem sechsten Lebensjahr besaß er ein Pony. Zahlreiche Siege in Ponyrennen –mit dem populären Bernd blieb er ungeschlagen – waren der Grundstein seiner Laufbahn. Als das erste Keller-Rennpferd in Hassloch stand, war es für Matthias Ehrensache, bei der Morgenarbeit dabei zu sein. Mit 15 Jahren absolvierte er eine Ausbildung im Dressurreiten, und im Jahr darauf erwarb er die Amateur-Lizenz. Die Ausbildung zum Industriekaufmann stand seinen Erfolgen auf der Rennbahn nicht im Wege. Die zahlreichen Siege auf der Flachen und über die Sprünge machten Matthias Keller bundesweit bekannt.“
Nun zu unserem Interview:
Nur zwei Pferde stehen aktuell auf Ihrer Trainingsliste. Wie stark sind Ihre Aktivitäten im Galopp-Rennsport aktuell?
Matthias Keller: Ich bin nach wie vor im Galopprennsport aktiv. Ich habe letztes Jahr zwei Jährlinge gekauft, die ich selbst eingeritten habe und sie nun auf ihre Zukunft als hoffentlich erfolgreiche Rennpferde ausbilde.
Murcielago sorgte für die Highlights
Murcielago war eines Ihrer besten Pferde. Was waren die Highlights mit ihm? Was ist aus ihm geworden?
Matthias Keller: Meine Highlights waren die 2 Tierce-Siege in Frankreich direkt hintereinander als auch seine Platzierung im Kronimus-Rennen als größter Außenseiter . Heute mit 14 Jahren steht er noch bei mir im Stall als Reitpferd meiner Frau, erfreut sich bester Gesundheit und geht jeden Tag mit seinem Ponyfreund auf die Koppel.
Auch im Hauptberuf geht es um die Pferde
Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer beruflichen Tätigkeit?
Matthias Keller: Hauptberuflich bin ich im veterinärmedizinischen Bereich tätig und kann meistens über mein Lieblingsthema Pferde sprechen.
Sie waren als Amateurreiter äußerst erfolgreich. Was waren die schönsten Triumphe/Erlebnisse?
Matthias Keller: Ich hatte jede Menge wahnsinnig tolle Erlebnisse. Meine verschiedenen Reisen in alle möglichen Länder der Erde, um dort zu reiten. Ob in St Moritz beim White Turf, in L.A., in Hollywood Park oder das Seejagdrennen in Hamburg. Es war im etwas los. Absolutes Highlight als Abschluss meiner Rennreiterkarriere war natürlich, den Weltmeistertitel der Fegentri zu bekommen.
Was würden Sie jungen Menschen raten, die als Amateur in den Sport einsteigen möchten?
Matthias Keller: Man sollte zuerst eine solide reiterliche Ausbildung genießen, bevor man mit dem Rennreiten beginnt.
Noch täglich im Rennsattel aktiv
Steigen Sie noch regelmäßig selbst im Sattel? Wie sieht ein normaler Tag für Sie aus?
Matthias Keller: Ja, ich reite noch täglich nach der Arbeit meine Pferde.
Wie stark verfolgen Sie den Rennsport aktuell? Ihre Mutter trainiert ja auch Pferde.
Matthias Keller: Ich verfolge den Rennsport, seitdem ich denken kann, und das wird sich wahrscheinlich niemals ändern (lacht).
Was würden Sie im hiesigen Turf ändern, wenn es möglich wäre?
Matthias
Keller: Ich würde den Rennsport attraktiver gestalten
für alle Beteiligten. Die Reiter und Trainer als auch die Rennbahnen sollten
mehr Unterstützung bekommen, was die Ausbildung der Rennreiter, die Absicherung
des Personals oder auch die Geldpreise der Rennen betrifft. Außerdem
sollten mehr Menschen erreicht werden, damit er einen anderen Stellenwert bekommt und nochmal aufleben kann. Durch die
aktuellen Fernseh-Übertragungen und Social Media-Kanäle sind wir, zumindest was
den zweiten Punkt betrifft, auf einen guten Weg.
Wie hart war für Sie die Corona-Zeit?
Matthias Keller: Als Pferdemensch ist man von Corona nicht so hart getroffen, weil sich der Pferde- Alltag ja nicht ändert.
Mit dem Hund zur Jagd
Was machen Sie neben den Pferden in Ihrer Freizeit?
Matthias Keller: Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie, oder ich gehe mit meinem Jagdhund zur Jagd.
Was ist Ihr Wunsch für 2021? Welche Rennbahnen möchten Sie in nächster Zeit besuchen?
Matthias Keller: Mein Wunsch ist, dass wir diese Pandemie bald hinter uns lassen und wir unsere Freiheiten wieder genießen können. Ich freue mich am meisten auf das Sommer-Meeting in Baden-Baden und hoffe dass es wieder so schön wird wie ich es früher Jahren erleben durfte.