Insider-Talk mit Oliver Post: „Mit einer Besitzergemeinschaft fing alles an“

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Er stammt aus dem badischen Renndorf Iffezheim, und natürlich haben die Vollblüter auch sein Herz erobert: Oliver Post ist erfolgreicher Besitzer von Galopprennpferden, dessen Vierbeiner vor allem in Frankreich unterwegs sind. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet der 47-jährige über seine Leidenschaft.

Wenn wir richtig informiert sind, haben Sie das Interesse für den Pferdesport in die Wiege gelegt bekommen. Wie stark ist Ihre Familie in den Turf eingebunden? Und wann und wie begann bei Ihnen persönlich das Interesse dafür?

Oliver Post: Mein Vater hat mich als kleines Kind immer mal mit auf die Pferderennbahn genommen. Er war selbst ein begeisterter Besucher der Bahn in Iffezheim. Er hat dort immer fleißig gewettet. Ein eigenes Rennpferd hat er allerdings nie besessen, aber ein Bezug war durch ihn und das Wetten immer da. Damals entstand bei mir nicht die Leidenschaft zum Wetten, aber die Passion für die Vollblüter.

Selbst in eine aktive Rolle im Rennsport kam ich dann 2008, als die Familie Volz aus Achern, die früheren Besitzer von Danedream, mich angesprochen hat, ob ich nicht Interesse an einer Rennpferde-Partnerschaft mit Helmut und Heiko Volz hätte. Das habe ich gemacht bei einer Jährlingsstute auf der Auktion in Iffezheim. Ihr Name war Rockatella. Ihre Rennkarriere begann bei Trainer Werner Hefter. Sie hat uns am Ende Black Type gebracht. Gleich bei ihrem Debüt war sie übrigens Vierte im Ferdinand Leisten-Memorial zu Deckhengst Zazou, Vanjura und Empire Storm. Man konnte also früh sehen, dass sie ein gutes Pferd war. Wir haben sie später auf der Arqana-Auktion für einen damals sehr guten Preis verkauft. Somit war ich angefixt und bin bei dem Sport geblieben.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Was waren bisher die größten Erfolge und schönsten Momente?

Oliver Post: Natürlich zu Beginn in 2009 der vierte Platz von Rockatella im 200.000 Euro-Auktionsrennen, denn so fing alles an. Dann im darauffolgenden Jahr der zweite Platz in der Walther J. Jacobs-Stutenmeile hinter Vanjura, mehrere Listensiege mit ihr in Mailand. Ein großer Schritt war der Start in der Istanbul Trophy, wo ihr allerdings der Boden zum Verhängnis wurde. Im Anschluss beendete sie bald ihre Rennkarriere und wurde in die Zucht nach Frankreich verkauft.

Anfangs konnte sie in der Zucht nichts bewegen, doch mit Romina Power, die bei Michael Figge stand, stellte sie eine Tochter, die eine tolle Leistung zeigte.

Ein tolles Pferd war auch Investor, der für mich inklusive Prämien über 300.000 Euro verdient hat und der drei Tiercé+-Siege für mich schaffte. Ein großes Erlebnis war der dritte Platz im Prix Gladiateur in Paris, knapp hinter The Good Man. Im Sommer war er damals in Deauville hinter Gruppe I-Pferden, wie Northern Ruler, Alter Adler, Mogul oder Star Safari auf Gruppe III-Ebene nicht weit geschlagen. Das war auch eine wunderbare Sache, und ich war live vor Ort.

Betty Lou hat für uns Listen-Black Type erzielt und mehrere Ausgleiche I unter der Regie von Markus Klug gewonnen. Sie hatte ein GAG von 90 Kilo. Mit ihr züchte ich noch. Von ihr stammen Lou Man, Lou Warrior, Lou d‘ Argent, Lounella oder Lou Impact, die sich fast alle noch in meinem Besitz befinden. Die ersten beiden haben auch schon fast 150.000 Euro eingaloppiert. Einen Teil an Lou Warrior habe ich nach einem größeren Sieg von dem ersten gezogenen Fohlen auch an den Stall Turffighter verkauft. Nach dem schönen Krefelder Sieg sind wir mit ihm nach Frankreich gewechselt. Dann ist natürlich Baden Rocks zu nennen, der für mich auch zwei Tiercé+-Handicaps gewonnen hat, und Magical Forest, die ebenfalls in einem solchen Handicap erfolgreich war.

Großes Verletzungspech in 2023

Wie zufrieden sind Sie mit der Saison 2023? Und haben Sie eine Philosophie, auf die besonderen Wert legen?

Oliver Post: Die Saison 2023 war eine schlechte Saison. Ich bin mit 14 Pferden an den Start gegangen, von denen acht auch zu Partnerschaften gehören. Meine guten älteren Pferde haben sich zum Teil verletzt oder sind in die Jahre gekommen und werden nun nach und nach in gute Hände wechseln und ihren Lebensabend auf Gestüten verbringen. Investor steht bereits im Gestüt. Er hatte sich Anfang des Jahres an der Sehne verletzt. Er steht nun bei seinem Arbeitsreiter, der ihn drei Jahre lang bei Stephane Wattel betreut hatte. Er kümmert sich rührend um ihn.

Prominente Partnerschaft mit Ace Impact-Eigner

Wie ist Ihr Rennstall aktuell aufgebaut, und wer sind die Hoffnungsträger für nächste Saison?

Oliver Post: Ich gehe mit einigen neuen Pferden an den Start, darunter zwei Jährlingsstuten. Beide befinden sich derzeit noch im Pre-Training, wie Lou Impact, eine Tochter der Betty Lou. Sie baut auf dem Namen meines Partners Serge Stempniak auf, der in diesem Jahr mit Ace Impact den Arc und das Französische Derby gewonnen hat. Die andere Jährlingsstute soll Baden Lady heißen, wobei das aber noch in der Anfrage ist. Es steht noch nicht fest, wohin die beiden in Training gehen werden. Außerdem habe ich eine zweijährige Stute namens Lounella, einen dreijährigen Kendargent-Nachkommen, Lou d‘ Argent, der sich momentan aber als etwas schwierig herausgestellt hat, wenn er auf die Rennbahn geht. In der Arbeit bei Herrn Blume zeigt er eigentlich tolle Leistungen. Da müssen wir schauen, dass er sein Nervenkostüm in den Griff bekommt. Und ich habe zwei vierjährige Pferde mit Bob la Bidouille und Lou Man, den ich von Stephane Wattel an den Blume-Stall gestellt habe. Er ist gerade kastriert worden und findet hoffentlich wieder zu seiner früheren Form zurück. Er hat ja schon knapp 100.000 Euro für mich verdient. Ich hoffe, dass er noch eine Tiercé gewinnt.

Dann gibt es vielversprechendes Pferd, das dreijährig auf die Bahn gekommen ist. Er heißt Please Man und ist ein spätes Pferd. Beim Debüt in Dieppe war er Vierter zu Pferden mit Valeur 40. Wir haben auf ihn relativ große Hoffnungen bei Trainer Rodolphe Collet.

Lady Ace, eine dreijährige Stute, die in Chantilly ein schönes Maidenrennen gewonnen hat, dann verletzungsbedingt einen Chip entfernt bekommen hat, ist ebenfalls ein Pferd mit Ambitionen. Mal schauen, ob sich ein Pferd in Richtung Black Type entwickelt.

Ansonsten gibt es einen stabilen Handicapper mit Mac la Tambouille bei Rodolphe Collet. Er hat in diesem Jahr ein Rennen gewonnen, war Dritter in der Tiercé. Ich glaube, dass auch er wieder in Form kommt. Leider hatten einige Pferde dort einen Virus Ende 2022 und waren fünf Monate nicht rennfähig. Daher startete die Saison spät. Wir haben uns auch von einigen Pferden getrennt. Ich glaube, für das nächste Jahr bin ich wieder ganz gut aufgestellt.

Fokus Frankreich – „Die Kosten im Rahmen halten“

Was sind die Gründe für die starke Konzentration auf Frankreich? Und werden Sie künftig auch Starter in Deutschland haben?

Oliver Post: Ende 2020 bin ich den Schritt nach Frankreich gegangen, wo ich vorher auch immer regelmäßig Starter hatte. Bei Familie Blume und Markus Klug lag der Fokus eher auf Deutschland. Schon mit Werner Hefter haben wir früher oft Frankreich ins Visier genommen. Ich musste erkennen, dass Frankreich die einzige Möglichkeit für einen kleinen Besitzer ist, meine Kosten im Rahmen zu halten und nicht so viel mit den Transporten drauflege. Ich wollte den Pferden auch im Sommer nicht so lange Transporte zumuten. Drei Pferde habe ich zu Stephane Wattel gestellt. Ich war damals auch sein miterfolgreichster Besitzer, neben Herrn Winter vom Haras de la Perelle.  Inzwischen hat sich der Stall prächtig entwickelt, wie mit Simca Mille, dem ersten Gruppe I-Sieger im Großen Preis von Berlin. Aufgrund der Erfolge kamen neuen Besitzer, wie Baron Rothschild und einige andere prominente Namen.

Auch die Qualität an Jährlingen an diesem Stall ist jetzt eine ganz andere. Aber wir haben weiterhin noch einen sehr guten Kontakt. Sobald wieder bessere Pferde kommen, werden sie auch wieder Deauville aufsuchen.

Ich werden weiterhin meinen Fokus auf Frankreich legen. Mit Investor hatten wir eigentlich vor, in diesem Jahr im Grossen Preis von Baden anzutreten. Nur dann hat ihn ein Sehnenschaden gestoppt. In diesem Rennen wäre ich gerne einmal mit dabei gewesen. Er war neben Rockatella mein stärkstes Pferd.

In Frankreich kann man fast das Vierfache der Gewinnsumme zu Deutschland erreichen. Ich habe wegen der Prämien auch noch Pferde mit französischer Inländer-Geltung in Training.

Worauf achten Sie beim Pferdekauf besonders?

Oliver Post: Zum einen übernehme ich in der Regel meine eigene Zucht. Die Preise, die ich bisher auf den Auktionen bekommen habe, waren weit unter dem, was ich in die Decktaxen gesteckt habe. Lou Warrior hat jetzt auch fast 70.000 Euro eingaloppiert. Bei Lou Man sind es zwischen 90.000 und 100.000 Euro. Damit ist meine Zuchtstute Betty Lou im Hafen angekommen. Nun hoffe ich auf die weiteren Nachkommen. Aktuell ist sie tragend von The Grey Gatsby. Ich hoffe, dass das Fohlen im Februar gesund auf die Welt kommt.

Sind auch Besitzergemeinschaften für Sie ein Thema?

Oliver Post: Natürlich fing mit der ersten Besitzergemeinschaft alles an. Dann ging es weiter mit Gemeinschaften mit wenig Anteilseignern, wie mit Christoph Holschbach. Wir haben auch schöne Jahre gehabt. Nun bin ich über den französischen Rennsport zur Besitzergemeinschaft mit Serge Stempniak gekommen. Auch mit Ecurie Pandora Racing habe ich eine Partnerschaft, der seine Pferde bei Trainer Delcher-Sanchez hat.

Iffezheim und Deauville sind die Favoriten

Welche Rennveranstaltungen/Rennbahnen besuchen Sie regelmäßig, und was ist für die nahe Zukunft geplant? Wie lässt sich der Sport mit Ihrem Beruf kombinieren?

Oliver Post: Natürlich die Rennbahn in Iffezheim, da sie direkt bei mir vor der Haustür liegt, aber auch Deauville. Irgendwann habe ich Deauville als mein Urlaubsziel auserkoren und mir eine Immobilie vor Ort gekauft. Zu den Meetings im August bin ich dort oder bei den Weihnachtsrennen sowie den Auktionen. Durch den Bezug zu Stephane Wattel und Stephane Cerulis, der von mir auch eine Jährlingsstute in Training hatte, sind wir zu Freunden geworden. Das sind sehr schöne, überschaubare Rennbahnen. Natürlich war ich auch am Arc-Tag in Paris, als Torquator Tasso gewonnen hat. Es war ein Traum, das ein deutsches Pferd, das man nicht auf der Liste hatte, diesen Sieg feiern konnte. Da habe ich viele Iffezheimer getroffen. In Paris bin ich sonst eigentlich nur, wenn ich einen hoffnungsvollen Starter habe. Mir ist die Stadt zu groß. Ich fühle mich auf anderen Rennbahnen deutlich wohler.

Mein Beruf hat eigentlich gar nichts damit zu tun, aber bei mir läuft im Büro eigentlich die ganze Zeit Equidia und die deutschen Rennen. Somit kann ich eigentlich alle Rennen in Deutschland und Frankreich verfolgen. Auch meine Kunden, Freunde und Geschäftspartner sind schon angefixt. Ich bin da bei jedem Rennen dabei und schaue mir an, was die Pferde meiner Freunde in Frankreich machen. Es sind täglich zwei Stunden, die ich mich mit Pferderennen beschäftige.

Welche Rolle spielt das Thema Wetten für Sie? Was war Ihr größter Gewinn?

Oliver Post: Das Thema Wetten wird bei mir nicht wirklich groß geschrieben. Wenn ich wette, dann meine eigenen Pferde, wenn der Trainer mir eine Ansage gibt, ansonsten schaue ich sie mir lieber an und freue mich daran.

Was macht für Sie einen gelungenen Tag auf der Rennbahn aus?

Oliver Post: In Baden-Baden ist es schön, alle Leute zu sehen, die von überall anreisen. Es ist, wie wenn eine große Familie zusammenkommt. Und dann trifft man sich anschließend noch zum Abendessen. Einen gelungenen Renntag hatte ich im letzten Jahr, als ich mit Baden Rocks die Tiercé in Deauville mit zwei Längen Vorsprung gewann. Danach habe ich bei der Auktion gleich wieder einen Jährling erworben. Das war ein wunderschöner Moment.

Aktuell sind meine Pferde bei Stephane Wattel in Deauville, Rodolphe Collet in Chantilly und Hans-Albert Blume in Krefeld. Davor war ich schon bei Familie Bocskai, wo ich sehr zufrieden war, bei Markus Klug und bei Henk Grewe. Auf Dauer möchte ich auch mal wieder ein bis zwei Pferde in Iffezheim trainieren lassen, um den Kontakt zum Pferd zu haben. Nach dem Umbau der Sandbahn bin ich langfristig daran stark interessiert. Weil die Bedingungen deutlich besser geworden sind.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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