Sint Anthonis in den Niederlanden ist die Heimat von Philip Jonkhart, doch gerade in Deutschland sorgt der Coach vielfach für Furore. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet der 40-jährige über seine Pläne.
Wie sind Sie Trainer von Galopp-Pferden geworden? Und wie entstand das Interesse an den Galoppern?
Philip Jonkhart: Mein Vater war vor 40 Jahren schon Besitzertrainer und Amateur-Rennreiter.
Wir sind von Holland nach Belgien umgezogen, und da habe ich mehrere Jahre bei Leo Braem gearbeitet während meiner Studentenzeit. Danach bin ich zurück nach Holland gegangen, und war mehrere Jahre am Stall von Jan Pubben. Ich war auch sechs Monate in Neuseeland, u.a. bei Nigel Tiley.
Ex-Amateurreiter und diplomierter Hufschmied
Wäre für Sie auch eine Karriere als Jockey oder in einem anderen Beruf in Frage gekommen?
Philip Jonkhart: Naja, als Jockey bin ich zwei bis drei Kopfe zu groß. Ab dem 16. Lebensjahr war ich Amateurrennreiter und habe zehn Rennen im Rennsattel gewonnen; wusste aber immer das ich zu groß und zu schwer bin. Ich habe aber schöne Erinnerungen, und ich glaube, dass die Erfahrung einem hilft, Rennen zu lesen, Pferde besser zu verstehen, aber auch Jockeys zu verstehen (nicht immer (lacht). Ich bin diplomierter Hufschmied und beschlage meine eigenen Pferde, habe daneben bewusst nur eine Handvoll Kunden, für die ich die Pferde beschlage.
Auf welchen Pferden ruhen Ihre Hoffnungen für 2023?
Philip Jonkhart: Dafür ist mein Stall zu klein. Die zweijährigen Pferde brauchen Zeit. Ich habe nur fünf Boxen, und dann wird es direkt dünn. Da bleiben nur drei Startpferde übrig. Es ist für mich Hobby, und wenn wir ein paar Handicaps im Jahr gewinnen, bin ich zufrieden.
Eine zweijährige The Grey Gatsby- Schwester von Fuego del Amor gefällt mir; wird aber erst nächstes Jahr laufen. Das deutsche System ist auch nicht einfach, wenn man junge Pferde früh laufen lässt. Es wäre eigentlich für uns einfacher Startpferde zu kaufen oder zu bekommen.
Kann man von der Arbeit mit den Pferden leben oder haben Sie noch einen weiteren Job?
Philip Jonkhart: Es ist für mich Hobby; ich trainiere hobbymäßig vier bis fünf Pferde. Ich habe International Business and Management studiert, und arbeite vier Tage im Büro. Daneben gibt es einige Pferde, die ich beschlage, weil ich es gerne mache.
Ich möchte auch keine größere Anzahl an Pferde haben; eher noch weniger.
Wie sind die Möglichkeiten auf Ihrer Anlage?
Philip Jonkhart: Es gibt fünf Boxen auf meinem Privatgrundstück direkt an der Haustür. Wir haben drei Sandpaddocks, eine Wiese, und eine Sandbahn von 900 Meter. Wir können auch im Wald ausreiten.
„Schade, dass Deutschland es nicht hinbekommt, eine Bahn wie Mons zu realisieren“
Der Rennsport in den Niederlanden hat in den letzten Jahren wenig Aufwind erlebt. Wie sehen Sie die Perspektiven? Und welche Rolle spielen Starts in Deutschland?
Philip Jonkhart: Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Politik nicht mehr verfolge. Wir wohnen fünf Minuten von der deutschen Grenze, und für mich macht es Spaß, auf die Rennbahnen in Westdeutschland zu fahren. Wenn ich ein Pferd für Mons habe, fahre ich auch dahin (obwohl es da keinen Spaß macht).
Es ist schade, dass man es in Deutschland nicht hinbekommt, eine ähnliche Bahn / Geläuf wie zum Beispiel Mons zu realisieren. Jetzt fahren auch einige deutsche Trainer viele Stunden nach Belgien, nur für ein gutes Geläuf und ein paar Tausend Euro Preisgeld. Atmosphäre gibt es in Mons gar nicht.
Was sind Ihre wichtigsten Prinzipien bei der Vorbereitung der Pferde?
Philip Jonkhart: Regelmäßigkeit, Routine und Ruhe im Stall. Ich glaube, das habe ich in meinen Jahren bei Jan Pubben gelernt, aber es passt auch zu meiner Art. Die Pferde kommen zweimal am Tag raus, morgens gegen 5 Uhr und abends gegen 17 Uhr nochmal kurz auf die Koppel. Und das 365 Tage im Jahr.
Was waren für Sie bisher die schönsten Momente?
Philip Jonkhart: Tjerk war mein Lieblingspferd. Erfolgreichstes Pferd ist aber Stone the Crows mit neun Siegen. Der schönste Moment für mich war jedoch Cratos Sieg in Baden-Baden. Ich hatte ihn extra für Baden gekauft und lange darauf hingearbeitet. Adrie de Vries gab ihm einen typischen Adrie-Ritt ohne Order. Wir kannten das Pferd beide sehr gut aus seiner Zeit bei Jan Pubben.
Noch ein schöner Erfolg war, der erste und zweite Platz Platz mit Fire Linn und Tjerk in einer Viererwette in Köln. Für einen kleinen Hobbytrainer sind das schöne Tage.
Wie stark ist Ihre Familie in den Turf involviert`?
Philip Jonkhart: Mein Vater und meine Schwester haben für die Pferde gelebt, sind aber beide leider (viel) zu früh gestorben. Meine Schwiegerfamilie Giesgen, verfolgt aber jedes Rennen.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?
Philip Jonkhart: Freizeit habe ich nicht (lacht). Der schönste Moment am Tag ist, mit unseren zwei Hunden eine Runde spazieren zu gehen. Der Garten fordert um sich diese Jahreszeit auch viel Zeit.
Ich verfolge auch gerne Rennen aus England, Frankreich oder Irland.