Insider-Talk mit Ralf Wilhelms: „Ich habe keine Sekunde gezögert“

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Ursprünglich wollte er Rennreiter werden, doch dann arbeitete Ralf Wilhelms viele Jahre an großen deutschen Rennställen in der verantwortungsvollen Position als Assistenztrainer und Futtermeister. Seit einigen Monaten hat er die Seiten gewechselt und ist in der Renntechnik beim Dachverband Deutscher Galopp in Köln tätig. Exklusiv im Inside-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet der 54-jährige über sein Leben im Turf.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Nachdem Peter Dick in den Ruhestand wechselte, übernahmen Sie seinen Job bei Deutscher Galopp. Zuvor waren Sie lange Zeit bei Andreas Suborics als Assistenztrainer und Futtermeister aktiv. Ist Ihnen der Wechsel vom Rennstall-Job ins Büro in der Kölner Rennbahnstraße leicht gefallen?

Ralf Wilhelms: Der Wechsel ist mir sehr leicht gefallen. Als sich die Chance bot, habe ich keine Sekunde gezögert, um das Angebot anzunehmen. Es war eine spannende Herausforderung, die mir ermöglicht hat, meine Erfahrung und mein Wissen aus dem Rennstall in eine neue Rolle einzubringen und somit weiterhin einen Beitrag zum Galopprennsport zu leisten.

Ein Mann aus dem Kreis der Aktiven

Wie ergab sich diese Chance für Sie? Und wie sehen Sie die Entscheidung rückblickend?

Ralf Wilhelms: Ich bin gut vernetzt im Sport, unter anderem ist Peter Dick ein guter Freund von mir. Ich wusste natürlich, dass in der renntechnischen Abteilung Vakanzen entstehen und nachgebessert werden muss. Ich habe für mich selbst gedacht, vielleicht ist ein Mann aus dem Kreis der Aktiven mal eine gute Lösung. So habe ich mich ganz normal bei Herrn Krüger schriftlich beworben. Er hat mich dann irgendwann zu einem Gespräch eingeladen. Schließlich fiel eine positive Entscheidung für mich. Die Umstellung habe ich ganz gut verkraftet. Es gab sicher den ein oder anderen, der daran gezweifelt hat. Sich von einer 7-Tage-Woche auf eine 5-Tage-Woche zu verbessern, das schafft man dann schon (lacht).

Geregelte Arbeitszeiten, aber viel zu lernen

Was sind die Vorteile gegenüber Ihrer Arbeit vorher? Und was vermissen Sie am meisten?

Ralf Wilhelms: Die mehr oder weniger geregelten Arbeitszeiten sind sicherlich ein großer Sprung an Lebensqualität für mich. Ich habe 36 Jahre in einer 7-Tage-Woche gearbeitet mit wenig Urlaub. Jetzt habe ich deutlich mehr Freizeit. Für mich ist der Wechsel spannend, ich bin unheimlich motiviert, aber es gilt viel zu lernen in einem neuen Bereich. Was ich am meisten vermisse? Ich möchte niemandem zu nahe treten, vor allem nicht Andreas Suborics, zu dem ich ein Super-Verhältnis habe. Ich vermisse erstaunlicherweise gar nichts, denn ich bin ja nach wie vor im Kreis der Aktiven und kann jederzeit in die Ställe gehen und Rennstallluft schnuppern. Das hat noch besser geklappt, als ich es erwartet hatte.

Welches sind genau Ihre Aufgabenbereiche beim Dachverband?

Ralf Wilhelms: Meine Aufgabenbereiche sind vielfältig und umfassen unter anderem die Lizenzvergabe, Starterangaben, RCN (Racing Clearance Notifications), Nennungen für ausländische Rennen von deutschen Pferden und umgekehrt, die Entgegennahme von Nennungen aus dem Ausland sowie die Ausstellung der Legitimationskarten. Es ist eine herausfordernde und verantwortungsvolle Tätigkeit, die mir die Möglichkeit gibt, einen direkten Einfluss auf den Galopprennsport auszuüben.

„Das Team wird verjüngt“

Auch in den nächsten Monaten werden mehrere Kollegen bei Deutscher Galopp in den Ruhestand wechseln. Was würden Sie jungen Menschen auf den Weg geben bzw. raten, die Interesse haben, hier beruflich tätig zu werden?

Ralf Wilhelms: Wer den Rennsport spannend findet oder daran interessiert ist, der findet sicherlich verschiedene Aufgabenbereiche. Es werden noch mehr Leute in Rente gehen. Mitzuwirken, aus diesem Tal, in dem der Rennsport sich befindet, herauszukommen, ist eine wichtige Aufgabe. Das Team wird verjüngt. Ich bin mit meinen 54 Jahren ja auch nur eine Übergangslösung. Wir wollen weiter verjüngen. Das ist jetzt ein guter Zeitpunkt, wo man noch den ein oder anderen „alten Hasen“ neben sich hat. Junge Menschen können viel lernen und gleichzeitig frischen Wind in den Verband bringen. Es ist eine tolle Gelegenheit, eine Branche mitzugestalten, die so viel Tradition und Leidenschaft in sich trägt.

Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei Ihnen aus?

Ralf Wilhelms: Ich bin immer sehr früh im Büro und fange um 7:30 Uhr meinen Dienst an. Dann schaue ich, was an E-Mails aufgelaufen ist, und erstelle die RCNs für die deutschen Pferde im Ausland. Dann kommen immer mal wieder Lizenzanträge oder Nennungen fürs In- und Ausland oder Legitimationskarten-Anfragen sowie übliche Büroaufgaben. An Tagen mit Vorstarter- und Starterangabe beginnt der spannende Teil des Tages gegen 9 Uhr und kann sich manchmal bis 13:30 Uhr oder 14 Uhr hinziehen. Die eigentliche Starterangabe sollte gegen 10 Uhr durch sein. Um 9 Uhr ist ja Deadline, bis aber alles im System eingespeist ist, ist es 10 bis 10:30 Uhr. Danach gebe ich die Daten an die Sport-Welt weiter. Es gibt auch einige Nachbearbeitungen, den Timetable verschicken oder das Programm an die Wettanbieter schicken. Tage mit Starterangabe sind für mich immer noch sehr spannend.

Welche wichtigen Renntage besuchen Sie regelmäßig? Stehen auch die Meetings in Baden-Baden und Hamburg auf dem Plan?

Ralf Wilhelms: Auf jeden Fall Baden-Baden, während Hamburg bei mir eher seltener stattfindet. Baden-Baden hat eine besondere Atmosphäre und ist für mich ein fester Bestandteil im Rennkalender.

„Bin verliebt in zwei Rennbahnen“


Gibt es Rennbahnen im In- und Ausland, die in nächster Zeit auf Ihrer Agenda stehen?

Ralf Wilhelms: Ich bin verliebt in zwei Rennbahnen. Das eine ist durch meinen mehrmonatigen Besuch Toronto, das andere durch meine zweimalige Anwesenheit das große Meeting in Bahrain. Auf beide Bahnen habe ich noch Kontakt, und beide Bahnen werden mich in der Zukunft sicher wiedersehen. Diese internationalen Erfahrungen sind unglaublich wertvoll und bereichernd. Sie bieten die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen und neue Impulse für den deutschen Galopprennsport zu gewinnen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Galopprennsports und die Rolle von Deutscher Galopp darin?

Ralf Wilhelms: Der Galopprennsport steht vor großen Herausforderungen, aber auch vor vielen Chancen. Unser Ziel bei Deutscher Galopp ist es, als Dienstleister für alle Aktiven zu agieren und den Sport attraktiver und zugänglicher zu machen. Wir arbeiten daran, Strukturen zu modernisieren und junge Talente zu fördern. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen und den Rennsport in Deutschland weiter voranbringen. Ich bin optimistisch, dass wir mit der richtigen Mischung aus Erfahrung und frischen Ideen eine positive Zukunft gestalten können.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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