Insider-Talk mit Rieke Weber: „Der Rennsport spielt eine große Rolle“

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Als Tochter des Iffezheimer Trainers Manfred Weber ist Rieke Weber seit jeher dem Rennsport eng verbunden. Aber die 33-jährige ist auch selbst in mehreren Funktionen aktiv. Exklusiv im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog berichtet Sie über ihr Leben.

Ihr Vater Manfred Weber ist erfolgreicher Trainer in Iffezheim. Wie schnell war für Sie klar, dass Sie auch im Galopprennsport aktiv sein möchten?

Rieke Weber: Ehrlich gesagt war es mir lange nicht klar, ob und in welcher Funktion ich im Galopprennsport aktiv sein möchte. Solange ich zuhause gewohnt habe, war ich jeden Tag im Stall, bin im Training mitgeritten, habe die Pferde versorgt und zu den Rennen begleitet. Für mich war aber auch früh klar, dass ich keine Ausbildung zum Pferdewirt machen, sondern studieren möchte. Nachdem sich die Starts der Pferde meines Vaters in den letzten Jahren immer mehr nach Frankreich verlagert haben und ich auch aus zeitlichen Gründen weniger Zeit an seinem Stall verbringen kann, fehlte mir etwas der persönliche Bezug zum Galopprennsport in Deutschland. So kam ich Mitte 2018 zur German Racing Next Generation und wurde Anfang 2019 Mitglied in der Projektleitung unseres vereinseigenen Rennstalles just4turf. Kurz darauf wurde ich dann gefragt, ob ich auch für den Vorstand des Verbandes Deutscher Amateurrennreiter e.V. kandidieren möchte. Beide Funktionen bereiten mir sehr viel Spaß, da sie eine Möglichkeit bieten, sich aktiv im deutschen Rennsport einzubringen.

Iffezheim mit Tornaldo ©Nina Leber
Sieg beim Frühjahrsmeeting BB 2019 von Lavelle d’Or. Familienfoto © Sabine Effgen

Hatten Sie mal vor, Jockey zu werden?

Rieke Weber: Nein. Ich habe zwar mit 15 Jahren die Amateur-Rennreiterprüfung abgelegt und auch einige Rennen bestritten, von denen ich auch zwei gewinnen konnte. Berufsrennreiter zu werden war aber nie ein Ziel für mich. Ich habe auch recht schnell gemerkt, dass Rennenreiten nicht wirklich mein Ding ist. Ich bin mehr der Typ, der es mag, im Training mit den Pferden zu arbeiten, sie zu versorgen und zu den Rennen zu begleiten. Das Rennreiten überlasse ich nun meiner Schwester Berit, die seit einigen Jahren erfolgreich als Amateur auf deutschen und französischen Rennbahnen unterwegs ist.

Was sind aktuell Ihre Aufgaben beim Amateur-Verband?

Rieke Weber: Ich wurde im Mai auf der Mitgliederversammlung als neues Vorstandmitglied gewählt, zusammen mit meinem neuen Vorstandskollegen Timo Degel. Der Vorstand trifft sich in regelmäßigen Abständen, um insbesondere strategische Ziele und neue Maßnahmen und Regelungen zu diskutieren und definieren. Themen sind neben den Geschäftszahlen u.a. die Lehrgänge, die verschiedenen Wertungsläufe, die Gewichte in den Amateurrennen, Nachwuchsgenerierung, unsere Webauftritte etc. Ich habe mir aber auch den ersten Lehrgangstag des letzten Amateurlehrgangs im Oktober einmal persönlich angesehen, um mir selbst ein Bild zu machen, wie der Ablauf ist und was sich geändert hat, seitdem ich meine Prüfung abgelegt habe.
Die Hauptarbeit wird jedoch von Katja Warmbier und Sabine Effgen in der Geschäftsstelle des Amateurverbandes erledigt, die ihrer Arbeit mit sehr viel Engagement nachgehen.

Morgenarbeit bei Carina Fey in Lamorlaye
Morgenarbeit bei Carina Fey in Lamorlaye (Berit Weber ganz links, Rieke Weber blaue Jacke) ©Sabine Effgen

Ist das Ihr Hauptberuf?

Rieke Weber: Nein. Die Vorstandsposition im Amateurverband und auch die Arbeit im Management- Team von German Racing Next Generation sind Ehrenämter, die ich in meiner Freizeit ausübe.
Hauptberuflich arbeite ich außerhalb des Rennsports in der Personalverwaltung.

Wie lassen sich junge Leute für den Amateur-Sport und den Rennsport generell gewinnen?

Rieke Weber: Die Frage nach (Rennreiter-)Nachwuchs beschäftigt aktuell ja den gesamten Galopprennsport in Deutschland. Der Amateurverband ist daher auf verschiedenen Messen, wie z.B. der Equitana vertreten und setzt auf Social Media-Aktivitäten. Darüber hinaus sind die niedrigen Renngewichte in den Amateurrennen ein Thema, welches wir angehen wollen. Ein weiteres Ziel ist es, wieder Ponyrennen auszurichten, um auch die ganz jungen Reiter aktiv an den Galopprennsport in Deutschland heranzuführen und dafür zu begeistern.

Bei der German Racing Next Generation liegt der Schwerpunkt mehr auf der Gewinnung neuer Rennbahnbesucher und neuer Besitzer. Dies erfolgt ebenfalls durch Messeauftritte und Social Media- Aktivitäten, aber auch durch die Junge Wettschule, die auf einigen Rennbahnen unterstützt wird. Des Weiteren haben wir unseren vereinseigenen Rennstall just4turf, der die Begeisterung für ein eigenes Rennpferd wecken soll.

Wie eng sind Sie dem Stall Ihres Vaters verbunden? Sie gestalten die Social Media-Aktivitäten seines Rennstalles. Was ist Ihnen da besonders wichtig?

Rieke Weber: Aufgrund der räumlichen Distanz bin ich leider nicht mehr so häufig vor Ort oder bei den Rennen dabei wie früher. Der Bezug ist aber natürlich unverändert da, ich verfolge die Rennen unserer Pferde aus der Ferne und reite auch noch mehrmals im Jahr im Training mit, wenn ich zu Besuch bin. Ansonsten versuche ich, gemeinsam mit meiner Schwester bei Veranstaltungen, wie dem Tag der Rennställe oder über Social Media-Aktivitäten zu unterstützen.

Iffezheim mit Tornaldo
Iffezheim mit Tornaldo ©Nina Leber

Hier ist es mir wichtig zu zeigen, wie gut es den Pferden bei uns geht, und was wir alles für sie tun, insbesondere in Zeiten, in denen der Rennsport in der Öffentlichkeit in so großer Kritik steht. Unsere Pferde gehen täglich an die Führmaschine und zu mehreren auf die Koppel. Dies war bereits zu Beginn der Trainerkarriere meines Vaters so, als noch weithin die Meinung verbreitet war, dass Rennpferde nicht auf die Koppel gehören. Zum Glück hat sich diese Meinung mittlerweile geändert, und immer mehr Ställe bieten den Rennpferden mittlerweile die Möglichkeit von Koppelgang an. Aber auch sonst achten wir sehr auf die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Pferde. Dies fängt damit an, dass sie vorwärts-abwärts über den Rücken geritten werden und geht über regelmäßige Osteopathie-Behandlungen hin bis zur Nutzung unseres eigenen Aquatrainers, um nur ein paar Punkte zu nennen. Das Wohl der Pferde steht an oberster Stelle. Natürlich möchten wir, wenn möglich, auch über die Social Media-Kanäle und die Internetseite, die gerade neu aufgebaut wird, neue Besitzer gewinnen. Davon lebt man als Trainer schließlich.

Welche Rennbahnen würden Sie gerne einmal besuchen?

Rieke Weber: Da gibt es noch viele. Im Ausland in erster Linie Ascot und Churchill Downs in Kentucky. In Deutschland Berlin-Hoppegarten und Bad Doberan, auf beiden Rennbahnen war ich tatsächlich leider noch nie. Ich hatte jedoch schon das Glück, einige Rennbahnen im In- und Ausland kennenlernen zu dürfen, darunter auch Longchamp, Chantilly, Deauville, Doha (Katar), Budapest, St. Moritz, und viele andere mehr. Im neuen Jahr steht mit der German Racing Next Generation ein Besuch in Newmarket auf dem Programm, auf den ich mich sehr freue.

Was bedeutet Ihnen der Rennsport? Wieviel Zeit verbringen Sie mit dem Turf?

Rieke Weber: Der Rennsport spielt eine große Rolle in meinem Leben. Ich versuche viele Rennen und die Geschehnisse im deutschen Turf allgemein zu verfolgen und auch Veranstaltungen vor Ort zu besuchen. Allein die ehrenamtliche Arbeit in zwei Verbänden und die Unterstützung des Rennstalles meines Vaters nehmen einige Zeit in Anspruch.

Training Iffezheim
Training Iffezheim ©Carina Fey

Haben Sie derzeit ein Lieblingspferd?

Rieke Weber: Ich habe ein permanentes Lieblingspferd, dieses ist mein eigenes Pferd Night Set. Er stand zehn Jahre bei meinem Vater im Training, bis ich ihn dann 2011 als Reitpferd übernommen habe. Auf ihm hat meine Schwester Berit ihre ersten Rennen bestritten und ihre ersten Siege errungen. Nun ist er 20 Jahre alt und darf seine Rente bei mir genießen.


Bei den aktiven Rennpferden ist es die 2015 geborene Stute Tango Whiskey, die bei meinem Vater im Training steht. Sie reite ich, seitdem sie zweijährig zu uns in den Stall gekommen ist, immer dann, wenn ich in Iffezheim zu Besuch bin. Tango Whiskey kommt hauptsächlich in Hindernisrennen in Frankreich an den Start und war dort 2019 auch siegreich. Generell habe ich aber immer mehrere Lieblingspferde bei uns am Stall. Und auch bei den Rennpferden anderer Ställe gibt es immer Pferde, die einen begeistern, auch wenn man nicht in direktem Kontakt mit ihnen steht.

Sieg beim Frühjahrsmeeting BB 2019 von Lavelle d'Or
Sieg beim Frühjahrsmeeting BB 2019 von Lavelle d’Or © Sabine Effgen

Was machen Sie in Ihrer sonstigen Freizeit?

Rieke Weber: Welche sonstige Freizeit? (lacht). Tatsächlich bleibt neben meinem eigenen Pferd und den Aktivitäten im Rennsport nicht viel freie Zeit übrig. Gerne verbringe ich diese Zeit mit meinen Freunden. Zum Lesen komme ich in den letzten Jahren hingegen leider nur noch selten. Generell reise ich auch sehr gerne. Vor ein paar Jahren habe ich auch das Segeln für mich entdeckt und versuche seitdem, in den Sommermonaten etwas Zeit auf dem Wasser zu verbringen. Ähnlich wie das Reiten ist es herausfordernd und entspannend zugleich, und eine tolle Art, um den Kopf freizubekommen.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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