Sogar beim Derby-Meeting in Hamburg hatte Scarlet Möller in diesem Jahr Grund zum Jubel. Die Hasslocher Trainerin bereichert mit ihren Pferden viele Rennveranstaltungen und landete in der Hansestadt einen von bislang zwei Jahrestreffern. Im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog berichtet die 43-jährige über ihre Laufbahn.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Wie ist bei Ihnen das Faible für den Galopprennsport entstanden? Und welche Aktien hat Ihre Familie daran?
Scarlet Möller: Meine Eltern hatten in Saarbrücken mehrere Geschäfte für Herrenmode und waren als Sponsor auf der Rennbahn Saarbrücken-Güdingen engagiert. Da kam der erste Kontakt mit Pferden zustande. Zunächst war ich überwiegend im Springsport aktiv, bin ansonsten mit auf Rennen gefahren. Zu Schulzeiten habe ich mich bereits mit Pedigrees befasst, da ich mir zum Abitur einen Jährling aussuchen durfte. Dieser war zunächst in Deauville, danach in Chantilly in Training, gewann ein damaliges Tiercé-Handicap und war listenplatziert. Mister Bold habe ich anschließend noch erfolgreich selbst trainiert. Mit mittlerweile 26 Jahren ist er immer noch topfit und steht mit zwei weiteren Rentnern auch noch in Hassloch.
Obwohl familiär überhaupt keine Beziehung zum Pferdesport bestand, haben mich meine Eltern in allen Bereichen sehr unterstützt. Besonders meine Mutter ist eine zuverlässige Hilfe und besucht uns, so oft sie kann.
„Die Trainingsmöglichkeiten in Hassloch sind sehr gut“
Welche Rolle spielt das Reiten für Sie? Und wie sind die Trainingsmöglichkeiten in Hassloch?
Scarlet Möller: Da ich mich täglich mit sämtlichen Arbeiten rund ums Pferd beschäftige, komme ich aus Zeitgründen leider nur noch selten selbst zum Reiten und überlasse dies ansonsten meinem Lebensgefährten Christian Keller. So lässt sich die zur Verfügung stehende Zeit effektiv nutzen.
Die Trainingsmöglichkeiten in Hassloch sind gut.
Mit 32 Siegen insgesamt können Sie für einen Stall Ihrer Größenordnung bereits eine stolze Erfolgsziffer verbuchen. Was waren bisher die schönsten Momente?
Scarlet Möller: Da wir unsere wenigen Pferde über mehrere Saisons mit Höhen und Tiefen trainieren, freue ich mich sehr über alle Siege und Platzierungen. In der laufenden Saison war der Sieg von Lady Calcaria in Hamburg sehr schön. Innuendos Sieg am Dallmayr-Renntag war aufgrund der sehr hohen Besucherzahl und der tollen Stimmung ebenfalls ein Erlebnis.
Der letztjährige Sieg von Raquelle in Hamburg war eine tolle Sache. Auch wenn es schon lange zurückliegt, wird der damals überlegene und erste Sieg meines Lieblingspferdes Bravado in Neuss für mich immer etwas Besonderes bleiben. Anschließend folgten noch sechs weitere Treffer.
Alianne steht vor einem Sieg
Fünf Pferde stehen aktuell auf Ihrer Trainingsliste. Was sind Ihre Erwartungen für den Rest der Saison?
Scarlet Möller: Mascani hat aktuell in Iffezheim endlich einen Ansatz gezeigt, den es im weiteren Verlauf der Saison zu bestätigen gilt. Alianne kann hoffentlich nach etlichen Platzierungen ein Rennen gewinnen. Für Innuendo, Lady Calcaria und Raquelle sollte es im Herbst noch passende Rennen geben.
Ist das Trainieren von Pferden Ihr Hauptberuf, oder wie sieht ein normaler Tag bei Ihnen aus?
Scarlet Möller: Das Trainieren ist mein Hobby und findet morgens vor der Arbeit und nebenberuflich statt. Danach fahre ich täglich entweder ins Büro oder auch in den Außendienst. Hauptberuflich bin ich im Vertrieb von Futtermitteln bei St. Hippolyt Mühle Ebert als interne Vertriebsleitung und teilweise Assistenz der Geschäftsleitung tätig. Auch beruflich besteht Kontakt zum Rennsport, da die Mühle Ebert seit Jahrzehnten renommierte Gestüte mit individuell angepassten Spezialmischungen beliefert und zu diesen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit pflegt.
Abends bin ich zur Erledigung von Kleinigkeiten und Vorbereiten des Futters für den nächsten Tag oft nochmal kurz im Stall.
„Wert auf die neuesten Forschungsergebnisse“
Auf welche Prinzipien legen Sie bei der Vorbereitung der Pferde besonderen Wert?
Scarlet Möller: Besonderen Wert lege ich auf eine lange Aufwärmphase, individuelles Training und ebenfalls individuell angepasste Fütterung, die den neuesten Forschungsergebnissen entspricht.
In Hassloch gab es in diesem Jahr wieder einen Renntag nach längerer Pause. Was macht für Sie diese Bahn aus? Und wie sieht die Planung für 2025 aus?
Scarlet Möller: Die Bahn in Hassloch ist verkehrsgünstig gelegen, verfügt über eine großzügige Linienführung und hat bekanntermaßen eine lange Gerade. Wir möchten auch 2025 wieder zumindest einen Renntag ausrichten.
Das Feedback der Aktiven und von Besuchern war dieses Jahr erneut sehr gut, was für uns wenige, ausschließlich ehrenamtliche, Helfer im Verein erfreulich und motivierend ist.
Was würden Sie im deutschen Rennsport gerne ändern oder verbessern?
Scarlet Möller: Die derzeitige Situation im gesamten Pferdesport ist schwierig, gerade was Sponsoren anbelangt. Die verbesserten Dotierungen in den Basisrennen, die Super-Handicaps und auch die World Pool.Rennen empfinde ich persönlich als positiv und Lichtblicke.
Im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit ist meines Erachtens noch Optimierungsbedarf, da auch leider durch Unwissenheit viele Vorurteile gegenüber dem Rennsport bestehen. Viele meiner Kollegen und Freunde waren beispielsweise positiv überrascht über den Galopprennsport und besuchen mittlerweile gerne Rennen, wobei auch das aktive Teilnehmen durch Wetten ein entscheidender Faktor ist.
Haben Sie ein Fernziel für die nächsten Jahre?
Scarlet Möller: Da ich manuelle Therapien wie Osteopathie und Physiotherapie sehr interessant und hilfreich finde, würde ich mich in diesem Bereich gerne weiterbilden.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit oder Urlaube?
Scarlet Möller: In meiner Freizeit stehen immer Pferde im Vordergrund. Urlaube sind äußerst selten und sehr kurz, finden aber meistens auch in Verbindung mit rennsportlichem Hintergrund im Ausland statt oder werden als Kontrastprogramm in Form von Städtereisen gestaltet.